Benzidin aus Deponie bei AllschwilWerte erneut deutlich über dem Limit
Das Baselbieter Amt für Umwelt und Energie wollte den Mülibach erst wieder 2022 untersuchen. Allschwil mochte nicht warten und präsentiert nun die neuen Ergebnisse.

Dank des verregneten Sommers konnte die Gemeinde Allschwil erstmals nach einer Hochwassersituation Proben aus dem Bach bei der Chemiemülldeponie Roemisloch und dem Mülibach entnehmen und analysieren lassen. Zur Erinnerung: Mitte Juli hatte die Gemeinde neue Erkenntnisse zur Chemiemülldeponie Roemisloch in Neuwiller (F) präsentiert. Demnach laufen auch nach der Sanierung im Jahr 2011 Schadstoffe aus der ehemaligen Deponie der Chemiefirma J. R. Geigy ins Wasser, das als Roemislochbach durch Neuwiller und anschliessend als Mülibach durch Allschwil fliesst. Darunter das krebserregende Benzidin, dessen Konzentration im Roemislochbach die erlaubten Grenzwerte klar überschreitet.
Ob dieser Stoff auch im Dorfbach vorhanden ist, war damals nicht klar. Die Gemeinde stellte deshalb vorsichtshalber «bis zum Vorliegen weiterer Wasserprobenresultate» Warnschilder entlang des Dorfbachs auf. Das Baselbieter Amt für Umwelt und Energie (AUE), das jährlich Proben entnimmt und analysiert, will erst im «ersten Halbjahr 2022» das Wasser des Mülibachs auf Benzidin untersuchen.
Warnschilder bleiben
So lange muss die Bevölkerung nun nicht mehr auf weitere Ergebnisse warten: Laut der am Mittwoch verschickten Medienmitteilung der Gemeinde Allschwil konnten im Mülibach «gemäss den bisher vorliegenden Analyseergebnissen bis auf Surfynol keine Chemieschadstoffe festgestellt werden». Die Proben wurden am 20. Juli vom Altlastenspezialisten Martin Forter entnommen und vom Umweltlabor des Amts für Umwelt und Energie Basel-Stadt analysiert.
Die Warnschilder bleiben aber wohl noch stehen. Auf Anfrage dieser Zeitung sagt die Allschwiler Gemeindepräsidentin Nicole Nüssli: «Im Gemeinderat wurde dies noch nicht diskutiert, aber ich würde sie stehen lassen.» Sie verweist auf die Proben, die unterhalb der Deponie, also aus dem Roemislochbach, entnommen wurden. Dort konnten erneut Dutzende chemische Substanzen aus der ehemaligen Chemiemülldeponie nachgewiesen werden. Von 22 untersuchten Substanzen war die Schadstoffkonzentration bei 18 im Vergleich zu den Proben von März 2021 tiefer, bei einer blieb sie unverändert und bei drei Substanzen hatte die Konzentration zugenommen. Gemäss der Medienmitteilung liegt die Benzidin-Konzentration zudem erneut über den französischen Limiten.
Die Analyseergebnisse würden kein eindeutiges Bild ergeben. Deshalb bleiben die Forderungen der Gemeinde bestehen: Sie verlangt, dass die Firmen BASF, Novartis und Syngenta – allesamt Nachfolgeunternehmen der J. R. Geigy – das Wasser auffangen, reinigen und die Schadstoffquelle eruieren.

Andrea Schuhmacher ist Redaktorin im Lokalressort Basel. Sie widmet sich vor allem Themen aus den Baselbieter Gemeinden und der Basler Fasnacht.
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