Bund informiert über Corona«Die Fallzahlen sind an den Festtagen wahrscheinlich noch hoch»
Die Experten des Bundes erwarten eine Weihnachtsfeier im «engsten Kreis». Klar ist dafür jetzt die Impfstrategie — und es gibt Kritik am Parlament.
Das Wichtigste in Kürze:
Die Zahl der Neuinfektionen geht in der Schweiz zurück. Die Sterblichkeit bleibt weiter hoch.
Covid-19-Impfstoffe werden in der Schweiz durch Swissmedic geprüft, bevor sie zugelassen werden.
Der Impfstoff-Hersteller Moderna will die Schweiz im ersten Halbjahr 2021 beliefern.
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Die Zahl der neuen Coronavirus-Ansteckungen in der Schweiz geht zwar zurück. Mit Blick auf die Weihnachts- und Neujahrsferien müssten die Zahlen aber stärker sinken, sagte Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle im Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Die Situation verbessere sich noch immer langsam, aber der Rückgang scheine etwas gebremst, sagte Masserey am Dienstag vor den Medien in Bern. Noch immer gebe es viele Spitaleinweisungen, und die Zahl der Verstorbenen scheine zu stagnieren.
In der Westschweiz gehen laut BAG die Ansteckungszahlen zurück. Für Masserey ist das ein Zeichen dafür, dass die dort ergriffenen strengeren Massnahmen wirken.
«Bescheiden» ist laut Masserey die Zahl der Tests. Die Kampagne, mit der die Menschen zum Testen ermuntert werden sollen, werde am Donnerstag neu lanciert. Auch die Kriterien, gemäss denen der Online-Fragebogen des BAG einen Test empfiehlt, würden angepasst. Ziel ist, möglichst viele Infizierte ausfindig zu machen.
Die Versorgung mit Impfstoff gehe wie geplant voran, sagte Masserey. Die bisher reservierten rund 13 Millionen Dosen reichten für 6 Millionen Menschen, da jede Person zwei Dosen benötige. Erwartet werde, dass der Impfstoff im ersten Halbjahr 2021 in Etappen eintreffe.
Bereit für begrenzte Aufnahme von Impfstoffen
Die Armeeapotheke ist bereit für eine begrenzte Aufnahme von Impfstoffen, wie der Chef der Organisation, Daniel Aeschbach, sagte. Bis Ende des Jahres soll die Lagerinfrastruktur der Armee für sämtliche Impfstoffe bereit stehen.
Die Armee sei zuständig ab der Anlieferung der Impfstoffe durch die Produzenten an die Lager und stelle auch den gut geschützten Transport zu den Kantonen sicher, sagte Aeschbach. Die Lagerorte der Impfstoffe hätten für die Armee einen sehr hohen Schutzgrad.
Die Feinverteilung in den Kantonen liege in der Verantwortung der Kantone. Die Logistikkonzepte der Armee und der Kantone würden laufend abgeglichen.
Mediensprecher Andreas Ledergerber schliesst die Pressekonferenz. Hier folgt eine Zusammenfassung. Besten Dank für Ihr Interesse.
«Wir empfehlen allen, die Weihnachtseinkäufe gut zu organisieren», sagt Virgine Masserey. Man solle Listen machen und die Einkäufe nicht im letzten Moment erledigen. «Diese Punkte können das Infektionsrisiko vor den Festtagen senken.»
Die Standorte der Depots, in denen die Impfstoffe von der Armeeapotheke gelagert werden, werden laut Daniel Aeschbach geheimgehalten. «Sie können aber davon ausgehen, dass die Impfstoffe sehr sicher gelagert werden», sagt er.
Primär gehe es jetzt darum, die Konzepte der Armee mit denjenigen der Kantone abzugleichen. «Diese Absprachen laufen jetzt», so Aeschbach.
«Die Organisation ist nicht ganz einfach, das ist klar», ergänzt Virgine Masserey. Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen sei aber sehr eng. «Erst einmal müssen wir wissen, wann wir wie viele Impfdosen bekommen.»
Der Kommentar zur Impfstrategie: Jede zusätzliche Woche Warten auf die Corona-Impfung ist gut investierte Zeit
«Wir sind vorsichtig», sagt Kantonsarzt Rudolf Hauri. Das Niveau scheine zwar stabil zu sein. «Beruhigt sind wir aber noch nicht.»
«Schwangere werden bei der Impfung nicht zur Zielgruppe der gefährdeten Personen gezählt», antwortet Christope Berger. Grund seien fehlende Daten, wie sich die Impfstoffe auf eine Schwangere Frau und ihr ungeborenes Kind auswirken.
Claus Bolte ergänzt, dass in den vorliegenden Studien Schwangere ausgeschlossen seien. «Das ist bei solchen Studien aber üblich.»
«Ja, wir priorisieren», sagt Christoph Berger.
Virgina Masserey ergänzt, dass zuerst die Zielgruppe über 75 jahre geimpft werden soll. «Dann arbeiten wir uns nach und nach die Altersstufen nach unten.»
«Die Absicht ist schon, Weihnachten nur im engsten Kreis zu feiern», sagt Virgine Masserey. Ob die Zwei-Haushalte-Regel, die Bundesrat Alain Berset heute vorgeschlagen hat, sinnvoll sei, werde sich zeigen. «Die Fallzahlen sind an den Festtagen wahrscheinlich noch hoch. Daher werden die Corona-Massnahmen bestehen bleiben.»
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Eine Journalistin fragt, ob Verletzte aus den Skigebieten nicht zur Überlastung der Spitäler beitragen könnten. Schliesslich sei Wintersport gefährlich.
«Die Sorge ist berechtigt», antwortet Masserey. Es sei durchaus möglich, dass Betroffene von Skiunfällen zusätzliche Spitalbetten belegen würden. «Bitte baut keine Unfälle.»
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«Der Austausch zwischen den Kantonen funktioniert grundsätzlich gut», sagt Rudolf Hauri. Es gebe aber Verbesserungspotenzial.
«Wir haben kein Ziel, einen gewissen Anteil der Bevölkerung durchzuimpfen», sagt Virginie Masserey die Frage. Der Bund habe genügend Impfdosen für die Hälfte der Bevölkerung. «Wir möchten allen, die sich impfen lassen möchten, die Möglichkeit dazu geben. Wenn alles gut geht bereits im ersten Halbjahr 2021.»
«Zu Beginn wollen wir keine Kinder impfen lassen», sagt Virginie Masserey. Bei Kindern gebe es noch zu viele unbekannte Faktoren.
Nun können die anwesenden Journalisten den Experten und Amtschefs Fragen stellen. Virgine Masserey wird auf die Ereignisse in der laufenden Wintersession angesprochen. «Das ist nicht unbedingt eine super Idee, aber es liegt in ihrer Verantwortung», antwortet Masserey.
Wie hoch das Risiko dabei sei, könne man nicht genau sagen. Es sei aber eine Gefahr, zu singen und Blasmusik zu spielen.

Nun spricht Rudolf Hauri. «Die Organisation der Impfung liegt in der Verantwortung der Kantone», sagt der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. Hauri spricht von Anlieferstellen für die Impfdosen. Es solle mobile Impfequipen geben, die in Heimen eingesetzt werden sollen, um dort die Impfungen durchzuführen. Impfzentren auf Dauer werde es nicht geben.
Auch Hauri erwähnt, dass die Corona-Impfung gratis sein wird. Es werde zu einer Kostenteilung zwischen Bund, Kantonen und Krankenversicherern kommen. «Ziel ist es, allen Personen, die sich und andere schützen wollen, kostenlos eine Impfung zur Verfügung zu stellen.»
«Bei der Verteilung des Impfstoffs spielt die Logistik eine entscheidende Rolle», sagt Daniel Aeschbach, der Chef der Armeeapotheke. «Wir arbeiten bereits an der Lagerung und Verteilung von Impfdosen.»
Bis Ende Jahr werde die Armeeapotheke die Kapazität zur vollständigen Lagerung der Impfstoffe bereit haben. «Wir werden lieferbereit sein, sobald die Impfstoffe bei uns eintreffen und zugelassen sind.»
Die genaue Impfstrategie der Schweiz erläutert nun Christoph Berger. «Wir empfehlen eine risikobasierte Impfstrategie», erklärt er. «Die priorisierten Zielgruppen sind gefährdete Personen, das Gesundheitspersonal und enge Kontakte von Risikopatienten.»
Gemäss Berger sind genügend Impfdosen vorhanden, damit man alle Personen impfen könne, die eine Impfung wollen«. Eine Herdenimmunität durch Impfungen ist im Moment aber nicht das Ziel.» Die Impfung sei ein weiteres Mittel im Kampf gegen das Coronavirus, sie würde die anderen Massnahmen aber nicht ersetzen
Virgine Masserey gibt nun einen ersten Überblick über die Schweizer Impfstrategie. «Wir haben mehrere Ziele bei dieser Strategie, sagt sie». «Erst einmal wollen wir die Anzahl schwere Fälle und Todesfälle reduzieren.»
Masserey wiederholt. dass die Impfungen gratis, «aber nicht obligatorisch» sein werden.
Claus Bolte von Swissmedic übernimmt nun das Wort. Man müsse die Impfstoffe genau überprüfen, bevor man die Zulassung für grössere Bevölkerungsgruppen erteile. «Die rasche Zulassung darf nicht auf Kosten der Qualität der Prüfung gehen.»
Derzeit seien die Unterlagen von drei Unternehmen geprüft. Man habe Fragen an die Unternehmen gerichtet. Zum heutigen Zeitpunkt könne man noch keinem Impfstoff die Zulassung erteilen, da wichtige Daten noch fehlen.
Laut Virgine Masserey stehen bei der heutigen Pressekonferenz die Impfungen im Fokus. Die Beschaffung der Impfstoffe schreite schnell voran. Die Schweiz werde von Moderna, Astra Zeneca und Pfizer Impfdosen erhalten. «Wir haben mit drei Firmen Verträge abgeschlossen, damit können wir etwa sechs Millionen Personen impfen», sagt Masserey. Die ersten Studien seien ermutigend, die Ergebnisse seien derzeit aber noch vorläufig.
Die Pressekonferenz beginnt. Virginie Masserey übernimmt als Erste das Wort. «Die Pandemielage verbessert sich langsam. Aber die Fallzahlen scheinen zu stagnieren», sagt die Leiterin Sektion Infektionskontrolle des BAG zur aktuellen Corona-Lage. «Das ist beunruhigend — vor allem, weil wir auf die Feiertage zugehen.»
Die Fallzahlen seien immer noch in der Westschweiz am höchsten. In Genf nehme die Anzahl der Ansteckungen am stärksten ab. «Das zeigt, dass die Massnahmen wirken.»
Die Spitäler werden laut Masserey noch immer stark belastet. «Es gibt aktuell noch 250 freie Reservebetten.»
«Bescheiden» ist laut Masserey die Zahl der Tests. Die Kampagne, mit der die Menschen zum Testen ermuntert werden sollen, werde am Donnerstag neu lanciert. Auch die Kriterien, gemäss denen der Online-Fragebogen des BAG einen Test empfiehlt, würden angepasst. Ziel ist, möglichst viele Infizierte ausfindig zu machen.
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