Wer ist Mr. X?
Arsène Wenger stellt sein Amt bei Arsenal nach 22 Jahren zur Verfügung. Wirklich viele Kandidaten für den Posten gibt es nicht.

Das Spiel hat sich in den letzten Jahren wiederholt. Der Arsenal FC, einer der international beliebtesten englischen Clubs, hat seit dem Gewinn der Meisterschaft vor 14 Jahren stagniert, hinzu kamen höchstens noch ein paar Erfolge im Cup, und über all dem Durchschnitt, den das Abschneiden von Arsenal für die Fans bedeutet, schwebte immer die eine Frage: Wie lange macht er noch?
Seit vergangener Woche ist klar: Arsène Wenger wird Ende Saison nach 22 Jahren als Trainer von Arsenal zurücktreten. Als er in London als kauziger Franzose für Stirnrunzeln sorgte, brachte Nokia eben das erste Smartphone – den sogenannten Communicator 9000 – auf den Markt und die Hamburger Rapband Fettes Brot veröffentlichte ein gewisses Lied namens «Jein». Das nur mal so zur Einordnung.
Wenger ist im Fussball der Zweijahresverträge und Halbjahresengagements ein Fremdkörper, wie ein Saurier hat er sich all die Saisons in der Premier League gehalten. Und zuletzt hat er seinen Posten auf beinahe trotzige Art verteidigt. Unvergessen die «Wenger out»-Proteste, die wohl skurrilste Entlassungskampagne überhaupt je im Fussball. Ob bei einer Hochzeit, einer Papst-Audienz oder vom Flugzeug aus: Die «Wenger out»-Transparente waren in ganz England und darüber hinaus zu sehen.
Das deutsche Element
17 Titel hat der 68-Jährige mit den «Gunners» geholt – ein allerletzter ist in der Europa League, wo Arsenal am Donnerstagabend Atletico zum Halbfinal-Hinspiel empfängt, noch möglich. «Das ist unsere Möglichkeit, ihm und den Fans noch etwas zu schenken», sagt der Schweizer Mittelfeldspieler Granit Xhaka zum Auftakt in die stark besetzten Halbfinals.
Klar, ein gebührender Abschied würden dem verdienstvollen Franzosen viele gönnen. Aber gerade die zuletzt unzufriedenen Anhänger von Arsenal wollen vor allem wissen: Wie geht es weiter? Und: Wer ist Mr. X?
Ungewöhnlicherweise stehen für einmal nicht viele realistische Namen im Raum. Die deutschen Szenestars Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco zählen dazu, ihnen würde man den Schritt von der Dynamik her zutrauen, auch die Sprachbarriere schiene überwindbar. Und: Arsenal trägt deutsche Züge, hat mit Özil, Mustafi und Mertesacker drei Nationalspieler im Kader. Der abtretende Mertesacker wird im Sommer Leiter der Nachwuchsabteilung und wird eng mit dem neuen Coach zusammenarbeiten (müssen).
Der frühere Dortmund-Chefscout Sven Mislintat hat zudem die Scouting-Abteilung übernommen, und Jens Lehmann arbeitet im Trainerstaff mit. An Befürwortern würde es einem deutschen Kandidaten nicht mangeln.
«Ich bin nicht amtsmüde»
«Arsenal würde ein deutscher Trainer guttun», sagt Lukas Podolski, der einst ebenso für die «Gunners» gespielt hat. Eher unrealistisch erscheint in dem Zusammenhang das Gerücht, wonach Ralf Rangnick die Mannschaft übernehmen soll. Der Deutsche stand vor zwei Jahren in England schon kurz als Nationaltrainer zur Debatte, aktuell scheint er sich aber als Sportdirektor bei RB Leipzig wohlzufühlen.
Kandidaten aus der Premier League sind Mikel Arteta (Co-Trainer von Guardiola bei City), Patrick Vieira oder der vormalige Barcelona-Trainer Luis Enrique.
Seinen Rücktritt setzte Arsène Wenger überdies weder in Zusammenhang mit seinem Alter noch der ausserordentlich langen Zeit, welche er der Mannschaft vorstand. Vielmehr wolle er die Fans wieder hinter dem Club versammeln. «Ich bin nicht amtsmüde. Ich glaube, dass dieser Club überall auf der Welt respektiert wird, mehr als in England», sagte er nach dem Ligaspiel am vergangenen Wochenende.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch