Wenn der Arbeiter im Hotelzimmer schläft
Die ersten Athleten und Journalisten kommen in Sotschi an und müssen feststellen, dass noch vieles nicht bereit ist für die Winterspiele.

Am 7. Februar beginnen die Olympischen Winterspiele in Sotschi – aber die Stadt und die Region präsentieren sich immer noch als Baustelle. Den russischen Organisatoren steht in den kommenden Tagen ein grosser Kraftakt bevor, denn vor allem bei den Hotelzimmern und Unterkünften hapert es noch gewaltig, wie n-tv.de berichtet. So sind in der Bergregion erst 3 von 20 Hotels wirklich fertig erstellt worden. Medienleuten aus aller Welt wurde – wenn überhaupt – erst nach stundenlanger Warterei ein Zimmer zugewiesen, da die von ihnen gebuchten Unterkünfte nicht bezugsbereit gewesen sind. Dazu kommen weitere Überraschungen: Als eine Journalistin des ORF ihre Unterkunft in einem Hotel belegen wollte, machte ein Arbeiter ein kleines Nickerchen – im Bett des weiblichen Gastes aus Österreich.
Kevan Gosper, australisches IOK-Mitglied und Präsident der Medienkommission, war über die Situation erbost und machte seinem Ärger in einer Sitzung mit internationalen Nachrichtenagenturen auch Luft. Auch das Schweizer IOK-Mitglied Gian-Franco Kasper zeigte sich im Vorfeld der Spiele sehr kritisch. «Wie baut man in so kurzer Zeit 25'000 bis 30'000 Hotelbetten? Wenn es Probleme gibt, wenn es ein Loch in der Wand hat – naja, Farbe drüber, das merkt man im Moment nicht. Aber spätestens in zehn Jahren, da wird man diese Geschwindigkeit, diesen Druck natürlich spüren», warnte der Bündner, der auch Präsident des Internationalen Ski-Verbandes FIS ist, eingehend.
Bach bleibt gelassen – wie lange noch?
Andere hohe Sportfunktionäre bleiben trotz der durchaus dramatischen Situation gelassen. «Es wird in den letzten Tagen noch den letzten Schliff geben, aber das ist ja nicht neu», erklärte der neue IOK-Präsident Thomas Bach bei seiner Ankunft am Schwarzen Meer. «Insgesamt kann man sagen: Sotschi ist bereit.»
Da wird dem Deutschen aber die grosse Fraktion von Medienleuten widersprechen. In einigen Hotels gibt es offene Kabelstränge, die in den Zimmern aus der Wand ragen. Oder es hat Baustaub vom hastig erstellten Intérieur. Die schlecht verlegten Teppichböden sind noch verdreckt. Einrichtungsgegenstände, die zu einem normalen Hotelzimmer gehören, fehlen. Dazu versinken die zahlreichen Baustellen in Sotschi nach dem Dauerregen im Schlamm.
Der russische Regimekritiker Boris Nemzow meinte jüngst: «Ich halte das Risiko, das die Bauwerke darstellen, für grösser als die terroristische Bedrohung. Wenn alle Besucher überleben, ist das ein grosser Erfolg.» Und er fügte bei: «Dies ist kein Scherz.»
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