Wenn das Herz hüpft…
Herzhüpfen, Herzstolpern, Herzflimmern oder eher wissenschaftlich «Vorhofflimmern» ist ein Zeichen, dass das Herz aus dem Häuschen ist. Für die Patienten ist dies alles andere als angenehm.

Sie leiden unter Herzrasen, Herzschmerzen, teilweise aber auch Luftnot, Angst und Beklemmungsgefühlen. Damit nicht genug, Vorhofflimmern ist nicht lebensbedrohlich aber es kann zu lebensbedrohlichen Folgeschäden kommen. Im Vorhof des Herzens bilden sich Blutgerinnsel, die sehr häufig zu einem Schlaganfall führen.
Herr Prof. Lüscher, welche Symptome haben Herzpatienten mit einem sogenannten Vorhofflimmern? Das ist nicht ganz einfach zu beschreiben, denn nicht alle Patienten verspüren Symptome und sind in der Lage, diese Krankheit zu erkennen. Es kann sich beispielsweise in einem sehr schnellen Puls äussern. Diese Patienten kommen in den Notfall mit einer Herzfrequenz von hundertachtzig Schlägen pro Minute. Sie fühlen sich unwohl und haben gelegentlich auch einen starken Druck auf der Brust. Das ist einfach zu erkennen. Der behandelnde Arzt muss das Herz wieder bremsen, das Blut verdünnen und meist ist die Sache dann geregelt. Andere Patienten haben einfach Vorhofflimmern mit normaler Herzfrequenz und dann wird es häufig nicht bemerkt, oder erst Jahre später, beispielsweise nach einem Schlaganfall.
Wie häufig ist Vorhofflimmern und was bedeutet das? Vorhofflimmern nimmt mit dem Alter zu. Bis zu einem Alter von sechzig Jahren ist Vorhofflimmern relativ wenig verbreitet. Bei den über achtzig Jährigen beträgt die Häufigkeit zwischen zehn und zwanzig Prozent. Der Vorhof des Herzens wird mit der Zeit grösser, sei dies aufgrund des Alters oder beispielsweise eines Herzklappenfehlers, der auch zu einer Vergrösserung des Herzvorhofs führen kann. Dadurch kann eine chaotische Erregung im Vorhof entstehen. Die Folge ist ein unregelmässiger Puls oder Herzklopfen. Vorhofflimmern ist nicht tödlich. Dennoch ist die Prognose dieser Patienten etwas schlechter ist als bei Gesunden. Hauptprobleme sind einteils die schlechte Belastbarkeit und weiter, und das ist das Gefährliche. Es entstehen in diesen grossen Vorhöfen des Herzens Blutgerinnsel die zu Hirnschlägen führen können. Gerinnsel können natürlich auch Muskeln oder die Milz gehen. Dann spüren die Patienten nicht viel. Geht das Gerinnsel aber ins Hirn, kann dies zu einer Halbseitenlähmung führen, zu Sprachstörungen und anderem mehr. Das ist die Hauptgefahr, denn einer von zwanzig dieser Patienten erleidet pro Jahr einen Hirnschlag. Dieses Risiko nimmt mit dem Alter zu.
Ist demnach Vorhofflimmern ein gewichtiger Risikofaktor für einen Hirnschlag? Ja das ist richtig. Die einzige Möglichkeit dies zu verhindern ist das Blut zu verdünnen damit diese Gerinnsel nicht auftreten. Dies war bisher relativ kompliziert mit Markumar und Sintrom. Es musste die Bildung von Gerinnungsfaktoren n der Leber gehemmt werden. Dies dauerte meist mehrere Tage. Im Anschluss musste monatlich die Gerinnung gemessen werden, um sicherzustellen, dass die Blutverdünnung im richtigen Bereich ist. Eine weitere Problematik der bisherigen Therapie sind die Nebenwirkungen wie Blutungen. Dies vor allem wenn sie gemeinsam mit anderen Medikamenten, vor allem Rheumamittel gegeben werden.
Wie ist es heute? Was haben wir heute für Möglichkeiten? Im Moment sind nur die alten Medikamente verfügbar. Die Forschung hat nun verschiedene neue Medikamente entwickelt. Diese hemmen entweder den Faktor II, das Thrombin, das ist das zentrale Enzym der Gerinnungskaskade, oder den Faktor X. Diese Medikamente haben verschiedene Vorteile: Die Patienten können sie als Tabletten einnehmen, sie wirken sofort, die engmaschige Kontrolle entfällt und es gibt weniger Nebenwirkungen mit anderen Medikamenten. Die Vorteile dieser neuen Medikamente werden das Leben der Patienten, die eine Blutverdünnung benötigen sehr erleichtern.
Wie wirksam sind diese neuen Medikamente? Studien, beispielsweise mit Dabigatran, einem dieser neuen Wirkstoffe haben gezeigt, dass die Wirksamkeit unter entsprechender Dosierung mit den bisherigen Präparaten vergleichbar gut ist. Vorteilhaft ist, dass der Arzt abhängig vom Risiko des Patienten verschieden hoch dosieren kann. Diese neuen Medikamente bieten enorme Vorteile, vereinfachen die Therapie und machen sie sicherer als dies bisher möglich war.
Und bei einem Herzinfarkt? Das ist etwas, das im Moment getestet wird. Dazu sind verschiedene Studien im Gang. Wir werden sehen, ob es dank diesen neuen Medikamenten zu weiteren positiven Wirkungen kommt. Im Prinzip ist es sinnvoll sowohl die Plättchen als auch die Gerinnung etwas zu hemmen, um die Gerinnselbildung zu verhindern. Diese Studien sind sehr interessant und wir werden sehen, ob diese Medikamente in Zukunft auch bei Herzinfarkt eingesetzt werden sollten.
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