Auswirkungen der KlimaerwärmungWeltmeere waren letztes Jahr so warm wie noch nie
Der Klimawandel macht auch vor den Ozeanen nicht halt. Zwei wichtige Indikatoren erreichten 2022 Rekordwerte. Das hat Folgen.

Die Ozeane sind so warm wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Grund für den höchsten Wert seit Beginn der Messungen Ende der 1950er-Jahre sei die menschengemachte Klimaerwärmung, schreibt ein internationales Wissenschaftlerteam im Fachblatt «Advances in Atmospheric Sciences».
Zudem beschleunige sich die Entwicklung kontinuierlich, mahnen die 24 Forscher und Forscherinnen von 16 Instituten an. Seit den späten 80er-Jahren habe sich die Geschwindigkeit, mit der sich die Meere erwärmten, mindestens verdreifacht. «Alle Messwerte zeigen eindeutig, dass die Wärmemenge in Meeresschichten bis zu einer Tiefe von 2000 Metern 2022 einen Höchststand erreicht hat», sagt Tim Boyer, ein Co-Autor der Studie.
Das Forscherteam gibt die Erwärmung der Meere nicht als Temperaturunterschied an, sondern als Änderung der gespeicherten Wärmemenge. Die sei binnen eines Jahres um rund 11 Zettajoule gestiegen. Das entspreche in etwa der 100-fachen Menge an Energie, die 2021 bei der Stromerzeugung entstanden sei.
In einigen Regionen versalzen die Meere
Die Meereserwärmung ist gemäss den Forschern Folge des weltweiten Klimawandels, der durch den Ausstoss von Treibhausgasen befeuert wird. Mehr als 90 Prozent der infolge von Treibhausgasen gebildeten Wärme werde in den Ozeanen gespeichert.
Die Forscher stellten in ihrer Studie nicht nur eine Rekordwärme fest, auch der sogenannte Salinity Contrast Index erreichte einen Höchststand. Er beschreibt das Phänomen, wonach Regionen mit hohem Salzgehalt im Wasser noch salziger werden, Regionen mit niedrigem Salzgehalt verlieren hingegen an Salzkonzentration.

Der Salzgehalt des Meeres ist ein wichtiger Indikator, um den Klimawandel zu beschreiben. «Die Erderwärmung spiegelt sich nicht nur in der gemessenen Rekordwärme der Meere wider, sondern auch in den stärker werdenden Extremen beim Salzgehalt», sagte die für die Studie verantwortliche Wissenschaftlerin Lijing Cheng.
Die Kombination aus der stetigen Erwärmung der Meere und ihrer Versalzung führt gemäss der Studie dazu, dass sich die einzelnen Meeresschichten in den Ozeanen verfestigen. Dadurch wird der Austausch von Wärme, Sauerstoff und Kohlendioxid (CO₂) zwischen den Weltmeeren und der Atmosphäre gestört. Dies könnte den Forschern zufolge ein möglicher Grund sein, warum der Sauerstoffgehalt in den Ozeanen sinkt.
Maritime Ökosysteme sind durch verringerten Sauerstoffgehalt bedroht
Die Ökosysteme der Weltmeere seien durch den verringerten Sauerstoffgehalt besonders stark gefährdet, schreiben die Studienautoren. Zudem seien von Fischerei abhängige Gesellschaften bedroht, ihre wirtschaftliche Grundlage zu verlieren.
Eine Abkühlung der globalen Meerestemperaturen ist nicht in Sicht. Auch 2023 könnten wieder Rekordwerte gemessen werden. Denn nur wenn der weltweite CO₂-Ausstoss sinkt, kann die Erwärmung der Meere gestoppt werden.
«Die Meere speichern einen Grossteil der vom Menschen verursachten CO₂-Emissionen in Form von Wärme», sagte Michael Mann, Co-Autor und Professor an der Universität von Pennsylvania in den USA. «Solange wir keine Klimaneutralität erreichen, wird sich der Trend des Aufheizens fortsetzen, und wir werden jedes Jahr neue Wärmerekorde in den Ozeanen messen, so wie dieses Jahr.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.