Welt-Aids-Tag: Sorglosigkeit ist fehl am Platz
Zum Welt-Aids-Tag am Montag haben Politiker, Mediziner und Prominente eindringlich zu mehr Vorsicht vor einer Ansteckung mit der tödlichen Immunschwäche gemahnt.
In der Schweiz leben zurzeit rund 25'000 Menschen mit HIV und Aids, schreibt die Aids-Hilfe Schweiz auf ihrer Internetseite. Jeden Tag kämen zwei Personen mit der Diagnose HIV positiv dazu. Trotz moderner Therapien würden auch heute noch sechs Menschen pro Monat an Aids sterben.
Auch hierzulande sei die tägliche Ablehnung und Ausgrenzung von Menschen mit HIV Realität. Negative Reaktionen kämen nicht nur von unbekannten Personen, sondern auch von Arbeitgebern, Arbeitskollegen, Freunden und sogar aus dem engsten Familienkreis, heisst es weiter.
Unter dem Motto «Ein Zeichen setzen – gegen Diskriminierung!» machte die Aids-Hilfe Schweiz in der ganzen Schweiz auf die Situation der Betroffenen aufmerksam.
Schweigeminute in Gedenken an die Opfer
In Südafrika, das besonders stark von der Aids-Epidemie betroffen ist, wurde mit einer landesweiten Schweigeminute der Opfer gedacht. Die französische First Lady Carla Bruni-Sarkozy, deren Bruder vor zwei Jahren an Aids starb, übernahm den Posten einer Botschafterin des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GF-ATM).
In Deutschland rief Bundesgesundheitsminister Ulla Schmidt zum Schutz auf: «Die beste Vorbeugung ist und bleibt, sich durch ein Kondom zu schützen», betonte die SPD-Politikerin. Auch wenn es in diesem Jahr erfreulicherweise keinen erneuten Zuwachs bei den Neuinfektionen in Deutschland gebe, müsse sich jeder immer wieder bewusstmachen, dass Aids nicht heilbar ist, sagte sie der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse».
Die Krankheit sei «ansteckend und weltumspannend», sagte sie in Berlin auf der zentralen Veranstaltung zum Welt-Aids-Tag 2008 in Berlin. Mit dabei waren 500 Schüler im Rahmen des Jugendaktionstages. Alle Jugendliche bildeten zusammen mit Prominenten in einer Choreographie eine rote Aids-Schleife – das internationale Symbol für Solidarität und Engagement.
Pierre Sanoussi-Bliss, Schauspieler und Botschafter des Aktionstages, verwies auf die starken Nebenwirkungen der Aids-Medikamente. Aids sei alles andere als heilbar. In Deutschland leben derzeit rund 63'500 Infizierte, bei 10'500 von ihnen ist die Krankheit bereits ausgebrochen. Rund 3000 Menschen infizierten sich im Jahr 2008 neu. Weltweit waren im letzten Jahr über 33 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Täglich sterben etwa 5700 Menschen an Aids. Bereits am 1. Dezember 1988 wurde der Welt-Aids-Tag erstmals von den Vereinten Nationen ausgerufen.
Immer mehr infizierte Frauen
Der Bochumer Immunologe Norbert Brockmeyer, der auch Sprecher des Kompetenznetzes HIV/Aids ist, verwies auf die zunehmende Zahl von infizierten Frauen. Rund 20 Prozent der Infizierten in Deutschland sind inzwischen Frauen, wie er am Montag im Deutschlandradio Kultur sagte. «Das zeigt: Die Infektion betrifft alle», betonte er. Weltweit seien sogar mehr die Hälfte der Infizierten weiblich. Doch noch immer werde die Infektion «in eine Ecke gedrückt». Es herrsche noch immer die Ansicht, dass Aids hauptsächlich Schwule treffe.
«Jede Generation neu informieren»
In Deutschland erreichten die Ärzte aber Infizierte häufig zu spät. Das Immunsystem der Patienten sei dann schon in grossem Umfang in Mitleidenschaft gezogen. Brockmeyer appellierte an die Mediziner, noch mehr Aufklärung zu leisten. Jede Generation müsse neu über Aids informiert werden.
Wieczorek-Zeul appelliert an Industriestaaten
Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul forderte derweil die Industriestaaten auf, dem Beispiel Deutschlands zu folgen und Schuldenerlasse für Entwicklungsländer an Massnahmen zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids einzusetzen. «Für die Bekämpfung der HIV-Epidemie müssen Geber auch innovative Finanzierungswege gehen», erklärte die SPD-Politikerin.
AP/mbr
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