Weitere Kritik an Schneider-Ammanns heikler Personalpolitik
Der Volkswirtschaftsminister hätte gerne seinen Spezi Roman Boutellier als Chef des Staatssekretariats für Bildung eingesetzt – obwohl der gar nicht geeignet scheint. Der Fall könnte nun ein Nachspiel haben.

Die gescheiterte Installation des Zürcher ETH-Vizepräsidenten Roman Boutellier als Chef des Staatssekretariats für Bildung (SBF) zieht weitere Kreise. Bundesrat Johann Schneider-Ammann standen durchaus valable unabhängige Kandidaten zur Auswahl, wie Recherchen der Zeitung «Der Sonntag» zeigen. So wurde auch Sebastian Brändli, der Chef des Zürcher Hochschulamts im Departement von SP-Regierungsrätin Regine Aeppli, für Gespräche nach Bern gerufen.
Brändli, der Boutellier aus dem ETH-Rat kennt, ist allerdings bereits vor dem entscheidenden Assessment aus dem Rennen gefallen – äusserst knapp, wie es heisst. In ETH-Kreisen wird deshalb Kritik an Schneider-Ammann laut. Der Volkswirtschaftsminister habe zu früh und zu einseitig auf seinen Spezi Boutellier gesetzt, der mit ihm studierte und seine Nachfolge als Verwaltungsratspräsident der Ammann-Gruppe übernommen hat.
Schneider-Ammann hatte seinen Kandidaten noch währen der Bundesratssitzung vom Dienstag zurückgezogen, nachdem dieser bei den übrigen Bundesräten auf heftigen Widerstand gestossen war. Am Mittwoch sickerte dann Schneider-Ammanns gescheiterter Plan aus dem Umfeld der ETH Lausanne an die Öffentlichkeit, schreibt die Zeitung.
Boutellier gilt als ungeeignet
Boutellier gilt im ETH-Rat als brillanter Kopf, als energischer Macher – aber auch als völlig ungeeigneter Kandidat für den Posten als Staatssekretär für Bildung, bei dem «Moderationsfähigkeiten» und «politisches Gespür» zentral seien, wie es aus Kreisen der ETH Zürich heisst.
Bis zuletzt im Rennen um das prestigeträchtige Spitzenamt war laut «Sonntag»-Informationen Josef Widmer, Leiter der Dienststelle für Berufs- und Weiterbildung des Kantons Luzern. Widmer gilt als Wunschkandidat von Gewerbeverbands-Präsident Hans-Ulrich Bigler, der Schneider-Ammann nahe steht und seinen Einfluss auf das Auswahlprozedere geltend gemacht habe.
Unmut im EVD
Unklar bleibt, wann Isabelle Chassot, die Fribourger CVP-Staatsrätin und Präsidentin der kantonalen Erziehungsdirektoren, aus dem Evaluationsprozess gefallen ist. In ihrem Umfeld heisst es, sie habe ihre Kandidatur selber zurückgezogen, nachdem sie gemerkt habe, dass der Wirtschaftsminister voll auf seinen Geschäftsfreund Boutellier setzte.
Im Volkswirtschaftsdepartement (EVD) sorgt derweil für Unmut, dass die vom Bundesrat verhinderte Wahl von Boutellier in den Prestigeposten publik wurde. «Indiskretionen sind bei Personalentscheiden besonders gravierend. Wir prüfen deshalb eine Strafanzeige wegen Amtsgeheimnisverletzung», sagt EVD-Kommunikationschef Rudolf Christen gegenüber der Zeitung. In Bern ist man sich derweil sicher, dass Johann Schneider-Ammann Boutellier kommenden Mittwoch nicht noch einmal vorschlagen wird. Damit dürfte die Besetzung des Spitzenamtes wieder völlig offen sein.
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