Nach Interview über faule StudisBasler Dozentin in der Kritik
In einem Interview liess Historikerin Andrea Franc kein gutes Haar an Geschichtsstudierenden. Nun wehren sich die Studierenden – und ihr Arbeitgeber.

Die Privatdozentin Andrea Franc sorgte im deutschsprachigen Raum für rote Köpfe. Im Interview mit der NZZ verriss sie kürzlich Basler und Luzerner Geschichtsstudierende. Diese seien faul, lägen der Gesellschaft auf der Tasche oder würden ihr Erbe verprassen und deswegen nicht arbeiten, würden «sich durchs Studium kiffen» – und während Lehrveranstaltungen auf ihren Handys «Zwerge abschiessen». Was sie mit Letzterem meinte, muss offenbleiben. Die restlichen Behauptungen haben wir einem Faktencheck unterzogen, den Sie hier finden.
Auch die Uni Basel war über die Aussagen der Wirtschaftshistorikerin nicht sehr erfreut. In einer Mail des Geschichtsdepartements an die Studierenden wird der Leiter des Departements, Jan Rüdiger, deutlich, berichtet SRF. Die Äusserungen seien «sehr vorsichtig gesagt unglücklich», schreibt Rüdiger.
Departementsleiter erlebt seine Studis als engagiert
Die Aussagen seien nicht als Anschuldigungen an die Studierenden, sondern vielmehr als Beleidigung zu verstehen, sagt Rüdiger gegenüber SRF. Die Uni habe für eine erste Einschätzung geprüft, wie oft Andrea Franc denn in Basel doziere.
Das Ergebnis: In den letzten zehn Jahren unterrichtete Franc an der Uni Basel zweimal. «Das bedeutet, dass gewisse Aussagen von Franc auf einer dünnen empirischen Lage beruhen», sagt Rüdiger. Er selbst habe von den Studierenden in Basel ein ganz anderes Bild. Er habe in mehreren Ländern doziert und könne darum vergleichen. In Basel sei das Engagement und Interesse der Studierenden sehr gross.
Für Franc haben die Aussagen seitens Uni Basel keine Konsequenzen. Als Privatdozentin ist sie nicht auf eine Bewilligung angewiesen, sondern kann allein entscheiden, wie hoch ihr Pensum an der Uni sein soll.
Luzerner Studierende reagieren mit offenem Brief
Die Luzerner Universität hat sich bisher mit offiziellen Aussagen zurückgehalten. Das verärgert wiederum die dortigen Studierenden. Sie haben einen offenen Brief an die Unileitung geschrieben, berichtete die «Luzerner Zeitung».
Franc habe kaum Lehrerfahrung an Hochschulen, heisst es etwa. Und weiter: «Die bloss anekdotischen, wenig plausiblen und zuweilen schlichtweg falschen Ausführungen sind, das merkt man auch am beschimpfenden Ton, eher einer politischen Schmährede als einer wissenschaftlichen Diskussion würdig.»
Die Studierenden fordern von der Universitätsleitung und dem Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eine öffentliche Stellungnahme zu den Aussagen von Franc. Weiter soll die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät aufzeigen, welchen «Mehrwert» der Unterricht von Franc den Studierenden der Uni Luzern bringt.
Der Dekan und Franc sollen zudem ausführen, «inwiefern sich die Lehrveranstaltungen von Dr. Andrea Franc von jenen in geisteswissenschaftlichen Fächern abheben». Und: Franc soll ihre Thesen empirisch belegen. Die Studierenden fordern, dass all dies in den kommenden 14 Tagen geschieht.
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