Papablog: Kinder und CoronaWas soll das Theater ums Impfen?
Zum Wohle der Gesundheit unserer Kinder möchte unser Papablogger mit Ihnen über die Impfpflicht reden – und liefert sieben Fakten.

Ich würde mit Ihnen gerne über die Impfpflicht reden. Ich weiss, ziemlich ungeiles Thema, schwierig sowieso und alle regen sich auf. Gerade wenn es um das Impfen von Kindern geht. Ich möchte aber trotzdem mit Ihnen darüber reden, weil ich erstens im Gegensatz zu den meisten von Ihnen Erfahrung mit staatlich verordneter Impfpflicht habe und zweitens als Kind beinahe wegen einer Mumps-Enzephalitis draufgegangen wäre.
Vor diesem Hintergrund klingt eine Mumpsimpfung doch nach einer ziemlich guten Idee.
Mir wurden also einerseits regelmässig ziemlich fette Kanülen in den Arm gerammt. Ob man nun wollte oder nicht, fand man sich in der DDR regelmässig mit der ganzen Klasse in einer Schlange zum Impfen wieder. Im Anschluss gab es nur für die «tapferen» Kinder eine Belohnungssüssigkeit. Also für diejenigen, die weder weinten noch schrien. Kinder, die hingegen Schmerz oder Angst bekundeten, wurden kollektiv ausgelacht. Ich habe Impfen immer gehasst. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man uns damit relativ oft malträtierte. In der DDR gab es kaum Kombinationsimpfungen, dementsprechend wurden uns die Wirkstoffe einzeln verpasst.
Andererseits lag ich wochenlang in Krankenhaus, weil ich mir eine schwere Mumpskomplikation zugezogen hatte. Gegen Mumps wurde in der DDR nicht geimpft. Also erkrankte ich, und meine Eltern wurden darüber informiert, dass ich wahrscheinlich nicht überlebe, und wenn doch, womöglich Hirnschäden und eine permanente Unfruchtbarkeit davontragen würde. Vor diesem Hintergrund klingt eine Mumpsimpfung doch nach einer ziemlich guten Idee. Zwischen diesen beiden Polen schlage ich vor, dass wir zum Impfen ein paar Sachen klären, ohne uns dabei in die Taschen zu lügen oder gleich zu hyperventilieren.
Impfen wirkt
Schutzimpfungen gehören zu den segensreichsten Errungenschaften der Medizin, die Millionen Leben gerettet haben. Wenn man keinen Bock auf diese wissenschaftliche Tatsache hat und lieber beten, homöopathische Kügelchen nehmen oder den Mond anheulen will, kann man das natürlich machen. Aber dann sollte man es auch durchziehen und sich das nächste Mal von einem Papierfliegerexperten zum Urlaubsort fliegen lassen statt von einer ausgebildeten Pilotin. Und wenn das Auto eine Panne hat, schickt man es zur Heilbesprechung statt zur Reparatur.
Die Impfstoffe gegen Covid-19 sind nicht «experimentell»
Mittlerweile wurden über 8 Milliarden Impfdosen verabreicht, die Nebenwirkungen werden genau überwacht. Genau genommen wurden noch nie so konzentriert derart grosse Datenmengen zu Schutzimpfungen erhoben wie in dieser globalen Pandemie.
Es gibt Nebenwirkungen
Diese Nebenwirkungen befinden sich auf dem Spektrum der Folgen einer Covid-Erkrankung – aber in abgeschwächter Form. Man kriegt also nichts, was Corona einem nicht sehr viel stärker auch reindrücken würde.
Erkrankung vermeiden
Wenn wirklich die Option bestünde, nicht zu erkranken, wäre Punkt 3 ein möglicher Grund, sich nicht impfen zu lassen. Seit der Delta-Variante existiert diese Option aber faktisch nicht mehr. Wir haben nur noch die Wahl zwischen Erkrankung, Impfung oder Erkrankung trotz Impfung.
Kinder verschonen
Falls wir wirklich vorhatten, unseren Kindern die Impfung zu ersparen, haben wir kläglich versagt. Und zwar einzig und allein aus dem Grund, dass sich zu wenige von uns Erwachsenen haben impfen lassen.
Impfzwang
In einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft kann Impfen als Pflicht für obligatorisch erklärt, aber nicht erzwungen werden. Niemand wird uns festhalten und eine Spritze in den Arm jagen. Aber man wird uns in der Erwartung mit Einschränkungen konfrontieren, dass wir irgendwann klein beigeben und uns impfen lassen.
Unnötige Opfer
Überall dort, wo Leute glauben, schlauer als medizinisches Fachpersonal mit der entsprechenden Expertise zu sein, sterben Menschen. Sehr viel mehr Menschen als nötig.
Ich hätte mir auch gewünscht, dass es nicht so weit kommt. Ich hatte gehofft, dass Kinder neben den vielen Zumutungen dieser Pandemie nicht auch noch die Ignoranz von Leuten ausbaden müssen, die vor Krankenhäusern, in denen Menschen an Corona sterben, gegen sinnvolle Massnahmen zur Pandemieeindämmung demonstrieren.
Aber es ist so weit. Und bevor mir noch mal erzählt wird, dass die längst und schon immer gespaltene Gesellschaft auf Kosten meiner Kinder vor einer Spaltung bewahrt werden muss, lasse ich sie so bald wie möglich impfen. Denn ich werde die Befindlichkeiten gewisser Menschen, die ihre asoziale Einstellung mit freiheitlichen Überzeugungen verwechseln, sicher nicht über die Gesundheit meiner Kinder stellen. Und die wird in der gegenwärtigen Situation nun einmal am besten durch eine Impfung geschützt.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Textes verwendete der Autor einen Kraftausdruck, den wir nachträglich gelöscht haben. Wir verzichten in unseren Zeitungen auf abwertende oder erniedrigende Äusserungen gegen eine Gruppe und bitten um Entschuldigung, falls sich jemand persönlich angegriffen gefühlt haben sollte. Wir wünschen weiterhin viel Lesevergnügen mit unseren Blogs und eine schöne Adventszeit.
Fehler gefunden?Jetzt melden.