Letztes Heimspiel für Koller«Was im Verein passiert, müssen wir auf die Seite legen»
Marcel Koller steht gegen Winterthur zum 100. Mal an der Seitenlinie als FCB-Trainer. Doch die Themen vor dem Cup-Halbfinal sind kaum sportlicher Natur.

Es sind mehr Medienschaffende anwesend als gewöhnlich. Klar, es ist ein Cup-Halbfinal gegen den FC Winterhur, der am Dienstag bevorsteht (20.15 Uhr, St.-Jakob-Park). Ein Cup-Halbfinal, in dem der FC Basel um seine 23. Finalteilnahme spielt. Aber das ist nicht allein der Grund, weshalb Marcel Koller am Montag beim offiziellen Termin vor dem Pflichtspiel gegen den Vertreter aus der Challenge League ein gefragter Mann ist.
Koller stellt sich erstmals den Medien, seit letzte Woche kommuniziert worden ist, dass die Zusammenarbeit zwischen ihm und Rotblau nach dem Cup-Wettbewerb endet. Dabei tut er dies in einer Zeit, in der das Sportliche bei Basel beinahe nebensächlich ist, nachdem bekannt geworden war, dass auch Sportchef Ruedi Zbinden und U-21-Trainer Alex Frei ihre Ämter nicht mehr weiter ausführen. Grund genug für den 59-Jährigen, sich vor seinem 100. Spiel als FCB-Trainer zu gewissen Themen detailliert zu äussern. Marcel Koller über…
…die Bedeutung des Titels im «Blick» zu seinem Interview:
«Ich wollte so oder so nicht weitermachen», lautete die Überschrift zu meinem jüngsten «Blick»-Interview. Aber ich mache die Zeitungstitel nicht, deshalb kann ich nicht mehr dazu sagen. Fakt ist, dass der Verein und ich vor drei Wochen einen Termin vereinbart haben und dabei auf den Nenner gekommen sind, dass wir auseinandergehen werden.»
…die persönlichen Gründe für den Abschied aus Basel:
«Meine Erfahrung sagt, dass eine Veränderung nach zwei bis drei Jahren guttut. Ausser, man hat die Möglichkeit, vier bis sechs Spieler auszuwechseln. Denn das Trainerdasein wiederholt sich. Als ich vor über zehn Jahren in Deutschland tätig war, hiess es, ein Trainer sei im Schnitt eineinhalb Jahre bei einem Club angestellt. Heute dürfte ein Trainer schneller gewechselt werden. Deshalb darf man stolz sein, wenn man länger als ein Jahr bei einem Verein sein kann.»
…die internen FCB-Querelen:
«Es wäre gut, würde mehr Ruhe einkehren. Das muss das Ziel sein. Der FCB ist ein grosser Verein in der Schweiz. Das ist auch für die Journalisten interessant. Wenn nichts passieren würde, hätten die Medienschaffenden nichts zu berichten. Deshalb können Sie froh sein, dass etwas läuft.» (lacht)
…die Zeit als FCB-Trainer:
«Es waren zwei Jahre, in denen viel passiert ist. Ich bin 23 Jahre im Trainerbusiness, und es ist nach wie vor ein hoch intensives Geschäft. Ich holte in Basel einen Cupsieg – einen Titel, der mir als Coach bislang gefehlt hatte. Und vielleicht kommt ein weiterer Triumph in diesem Wettbewerb hinzu. Den Cupsieg zu wiederholen, wäre ein wunderbarer Abschluss.»
…seine Zeit nach dem FCB:
«Ich habe keine Vorstellungen, wie es weitergeht. Es ist gut, wenn man Zeit zum Verarbeiten hat, bevor man den nächsten Job annimmt. Nach dieser intensiven Corona-Phase mit den vielen Partien lohnt es sich, sich mal anderem zu widmen.»
… die positiven Corona-Fälle im Team:
«Als Trainer muss man allgemein flexibel sein. Nun sind vier Akteure in Quarantäne und fallen für das Winterthur-Spiel aus. Drei von ihnen hätten gespielt. Nun schicke ich andere auf den Platz. Nach dem Aus im Europacup erhielt das Team ein paar freie Tage. Man kann nicht alles kontrollieren, auch nicht, dass Spieler ins Ausland sich erholen gehen. Sie hätten sich auch in der Schweiz anstecken können. Ich glaube, die älteren Spieler sind in dieser Sache vorsichtiger. Die jungen hingegen wollen die Welt erobern und dabei das eine oder andere ausprobieren.»
…das Cupspiel gegen Winterthur:
«Wir haben 2018 auch im Cup gegen Winterthur gespielt. Es war ein enges Spiel, das wir gewinnen konnten. Ich erwarte eine ebenso umkämpfte Partie. Wir freuen uns auf diesen Vergleich, es ist das erste Cup-Heimspiel für den FCB seit zwei Jahren. Was im Verein passiert, müssen wir auf die Seite legen. Damit können wir umgehen, die Spieler sind Profis; den älteren gelingt dies vielleicht besser, den jüngeren weniger gut.»

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