Wochenduell zur Sportstadt BaselWas bringt Basel ein Sportevent mit internationaler Strahlkraft?
Derzeit findet in Basel das Badmintonturnier Swiss Open statt. In der nächsten Zeit ist die Stadt mehrfach Gastgeber solcher Veranstaltungen. Inwieweit ist das von Vorteil?

Viel, auf diese Weise positioniert und etabliert sich Basel vor den Augen der Welt als zuverlässiger Gastgeber, der mit guter Infrastruktur und Organisation zu punkten weiss.
Sporteventstadt Basel? Das klingt als Zukunftsvision doch nicht allzu unattraktiv. Gab es erst kürzlich einen Aufschrei um die erneut sanierungsbedürftige St.-Jakobs-Halle und die mögliche Schliessung des Musical-Theaters – und der dadurch noch stärkeren Fokussierung auf Zürich als Kulturstadt, ist es nun für Basel an der Zeit, den Spiess umzudrehen: Wenn doch Künstler wie Bruce Springsteen oder Coldplay ihr Können lieber in der Limmatstadt unter Beweis stellen, so ist es für die Stadt am Rheinknie nun an der Zeit, eventtechnisch im sportlichen Bereich nachzurüsten – und Zürich zumindest dort den Rang abzulaufen.
Mit der Ausrichtung des Swiss Open im Badminton, der U-18-WM im Eishockey, der Handball-EM der Frauen im nächsten Jahr, der Fecht-EM 2024, den Swiss Indoors im Tennis, der Badminton-WM und der Curling-EM und -WM hat Basel bereits den Anfang gemacht und einige Events in den letzten Jahren zu sich in die Stadt geholt, deren Interesse über die Landesgrenzen hinausgeht.
Auf diese Weise positioniert und etabliert sich Basel vor den Augen der Welt als zuverlässiger Gastgeber, der mit guter Infrastruktur und Organisation zu punkten weiss. Mit der St.-Jakobs-Halle, die nach weiteren Renovationen dem internationalen Standard hoffentlich bald genügen wird, oder der St.-Jakob-Arena, in der erst kürzlich ein prunkvoller neuer LED-Videowürfel installiert wurde, verfügt die Stadt neben dem St.-Jakob-Park über zwei Indoor-Veranstaltungsorte, die allesamt in der Lage sind, ein Zuschaueraufkommen eines solchen internationalen Events zu stemmen.
Ein Zuschaueraufkommen, das in der Stadt auch für einen touristischen Aufschwung sorgt: So hängt an einer derartigen Veranstaltung so viel mehr als nur das Sportliche: Weiss Basel in der Durchführung zu überzeugen, profitiert seine Reputation im Allgemeinen davon und lockt somit Gäste auch weit nach dem Ende des Events in die Stadt.
Und für die Veranstalter wird Basel als Sportevent-Metropole umso attraktiver, wenn man bereits einige Male demonstriert hat, mit welcher organisatorischen Professionalität ein derartiges Ereignis über die Bühne gebracht wurde. Damit empfiehlt sich die Stadt auch für höhere Aufgaben in anderen Sportarten – womit eine stete Weiterentwicklung der Infrastruktur gewährleistet und der Status von Basel als wichtige Sportevent-Stadt gefestigt wird. Daniel Schmidt
Wenig, all das sind Events, die nach Basel geholt worden sind und die die Vielfalt des Spitzensports präsentieren, aber nicht die Sportstätten füllen.
Zweifelsohne, das Badminton Swiss Open, das in diesen Tagen in der St.-Jakobs-Halle ausgetragen wird, ist ein grossartiger Anlass. Seit über 30 Jahren bieten idealistische Macher um Turnierdirektor Christian Wackernagel dem in unseren Breitengraden wenig populären Sport eine Plattform. Und tragen damit den Namen Basels vor allem in den asiatischen Raum hinaus.
Doch was bedeutet dieses Turnier wirklich für Basel? Ist es mehr als ein Anlass, der nur von Insidern, nicht aber beim Flanieren durch die Stadt wahrgenommen wird? Diese Frage kann man auch bei anderen Basler Grossevents stellen, die nicht die grossen Massen anzogen: Man denke an die Kunstturn-EM, an die Curling-EM und -WM, an die Badminton-WM oder an die WM im Hallenradsport.
Oder man blicke voraus auf die U-18-WM der Eishockeyaner vom April, die Fecht-EM 2024 oder die Handball-EM der Frauen 2024. All das sind Events, die nach Basel geholt worden sind und die die Vielfalt des Spitzensports präsentieren, aber nicht die Sportstätten füllen. Wenn es darum geht, dass sich Basel als Sportstadt vermarkten will, dann haben Grossevents wie die Swiss Indoors, die Euro 2008 oder der Europa-League-Final von 2016 die Nase vorn.
Gewiss: Die TV-Abdeckung ist international gesehen meist bemerkenswert. Allein beim Basler Badminton-Weltklasse-Turnier werden mit TV- und Stream-Bildern 250 Millionen Haushalte erreicht. Das sind etwa eine Milliarde Menschen. Genau dokumentiert ist zudem, dass 2016 rund 100 Millionen Menschen die Curling-WM aus der Brüglinger Ebene sahen. Es sind dies allesamt stolze Zahlen, die auch bei den Sponsoren eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben.
Nur: Was bringt das der Stadt Basel und der Agglomeration? Wenig. Weil die Mittel begrenzt sind, um mit Werbung Aufmerksamkeit zu generieren, nimmt man das Swiss Open in diesen Tagen nur in der St.-Jakobs-Halle selbst wahr. Und vielleicht ist das auch richtig so, denn selbst ein grosses Marketingengagement garantiert nicht, dass ein Event die Bewohner dieser Region wachrüttelt oder die Hotelbetten durch auswärtige Besucher gefüllt werden.
Das hat die Curling-WM 2016 gezeigt, als mit grossem finanziellen Effort vieles unternommen wurde, um die Sportstadt Basel mitzureissen. Unvergessen, wie die teilnehmenden Nationen mit einem Marsch durch die Freie Strasse der Bevölkerung zeigen wollten: Hey, da ist eine WM! Doch während des Turniers: Flaute, keine Euphorie.
Das ist schade. Und steht in keinem Verhältnis zum Kraftakt, den die jeweiligen Veranstalter für «ihren» Sport aufbringen. Während vor der Haustür kaum einer Notiz davon nimmt. Dominic Willimann
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