Diskussionsveranstaltung«Warum werden Hochhäuser nicht auf dem Bruderholz gebaut?»
Hochhäuser werden nicht nur als Bereicherung der Stadt, sondern auch als Bedrohung wahrgenommen. Ein Bauprojekt am Horburgplatz erhitzt die Gemüter.

Weil Hochhäuser hoch hinauswollen, stehen sie immer irgendjemandem in der Sonne. Für die einen sind sie ein Ärgernis. Für andere sind sie trotzdem ein Faszinosum. Denn sie bieten – sofern man in einem oberen Stock wohnt – Licht, Luft und Aussicht. Und für Anita Fetz, ehemalige Basler SP-Ständerätin und Verwaltungsrätin der Rhystadt AG, einer Investorin auf dem Klybeck-Areal, bieten Hochhäuser sogar die Möglichkeit, die Stadt gewissermassen neu zu erfinden.
«Für mich ist das ideale Hochhaus ein vertikales Dorf mit Grünflächen auf dem Dach oder auf Zwischengeschossen, dessen Bewohner sozial durchmischt sind», sagte Fetz am Dienstagabend an einer Veranstaltung des Stadtteilsekretariats Kleinbasel. Das hatte im Restaurant Didi Offensiv am Erasmusplatz zum «Kleinstadtgespräch» geladen. Der Titel der Veranstaltung lautete «Wem gehört der Himmel über Basel?».
Die Teilnehmer – darunter Beat Aeberhard, Basler Kantonsbaumeister, Samuel Müller, Präsident des Neutralen Quartiervereins Unteres Kleinbasel, und Architekt Luca Selva, Mitglied der Stadtbildkommission – mochten die Frage nicht beantworten. Die Diskussion, von der Journalistin Martina Rutschmann zügig moderiert, wurde dennoch konkret. Sie drehte sich unter anderem um die geplanten Hochhäuser am Horburgplatz, die dort anstelle der ehemaligen Ciba-Werksiedlung errichtet werden sollen.
Kritik an den Horburg-Hochhäusern
Samuel Müller kritisierte das Projekt. Grünraum werde vernichtet, das Mikroklima in diesem Teil des Quartiers negativ verändert, und überhaupt: «Hochhäuser werden in Basel immer dort gebaut, wo Leute mit einem schmaleren Portemonnaie leben – warum aber eigentlich nicht auf dem Bruderholz, in Binningen oder Arlesheim?»
Beat Aeberhard verteidigte das Horburg-Projekt mit dem Argument, dank der neuen Hochhäuser könne «Baumasse in die Höhe statt in die Fläche verteilt werden». Dadurch bleibe der Baumbestand erhalten.
Hochhäuser verändern die Basler Skyline, das steht fest. Überraschenderweise sind es aber nicht in erster Linie hohe Gebäude, welche die Stadtbildkommission beschäftigen, wie Luca Selva erklärte: «Wir müssen uns vielmehr enorm oft mit Flachbauten befassen, die abgerissen und durch himmeltraurige Projekte ersetzt werden sollen. Oft ist es für uns schwierig, in solchen Fällen auch nur ein Mindestmass an ästhetischer Qualität einzufordern.»
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Martin Furrer ist Autor und Kolumnist im Ressort Gesellschaft/Kultur. Er schreibt über Menschliches-Allzumenschliches, aber auch über Themen, die das politische Basel beschäftigen.
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