Kinder fragen HicklinWarum weist der Polarstern immer nach Norden?
Er ist ein verlässlicher Wegweiser am Nachthimmel und bewegt sich kaum vom Fleck.

Wer die Himmelsrichtungen am Sternenhimmel ablesen will, hat einen verlässlichen Wegweiser. Es ist der Polarstern. Während sich in einer klaren Nacht der Sternenhimmel in grossem Bogen dreht und Sternbilder wie der Grosse Bär ihren Ort verändern, bleibt dieser Stern schier unbeweglich an seinem Platz. Dort wo er steht, zeigt er für die Nordhalbkugel Richtung Norden an. Das hat ihm unter einigen anderen den Namen Nordstern eingetragen.
Natürlich wissen wir, dass sich die Sterne selbst nicht bewegen. Darum heissen sie ja auch Fixsterne. Sie bleiben an ihrem Platz. Es ist die Erde, die sich um ihre Achse dreht und uns den täuschenden Eindruck vermittelt, dass es der Sternenhimmel ist, der sich bewegt. Es ist dieselbe Täuschung, die man gelegentlich im Bahnhof im wartenden Zug erlebt. Da kann man den Eindruck haben, man fahre los und bemerkt bald, dass es der Nachbarzug ist, der sich in Bewegung gesetzt hat.
Auf der sich drehenden Erde bleiben der Nordpol und der Südpol an Ort, während alles, was von der Achse entfernt ist, eine bogenförmige Bahn zieht. Je weiter weg sich etwas von der Achse befindet, desto schneller ist die Reise um die Achse. Denn alles muss in ziemlich genau einem Tag wieder am Ausgangsplatz stehen.
Man kann sich dazu ein Modell bauen und durch einen Apfel und sein Kerngehäuse ein Holzspiesschen stecken. Dreht man diesen Apfelkreisel um seine Achse aus Holz, dann sieht man, dass die beiden Öffnungen, an denen das Spiesschen austritt, an Ort stehen bleiben.
Der Polarstern sitzt die ganze Nacht unbewegt am Ende der Deichsel im Sternbild des Kleinen Wagens (oder Bären). Ihn zu finden hilft das leicht erkennbare Sternbild des Grossen Wagens oder Bären. Verlängert man die äussere, der Deichsel entfernte Wand des «Wagens» fünf Mal, ist man am Ziel. Das habe ich bei den Pfadfindern gelernt. Alaska hat den Polarstern und Grossen Bären auf seiner Flagge. Sieht ganz hübsch aus.
Polaris, der Polarstern, ist eigentlich ein Dreierpaket. Der Hauptstern, ein Riese, ist ein Doppelstern und wird von einem dritten kleineren Stern begleitet. Das kann man mit blossem Auge nicht sehen. Das Licht, das wir heute vom Nordstern-Trio bei uns eintreffen sehen, war 430 Jahre unterwegs.
Es ist nur Zufall, dass der Polarstern sich in unserer Zeit direkt in der Verlängerung der Erdachse befindet. Zwar noch nicht ganz exakt, aber das merken wir von blossem Auge nicht. In den nächsten neunzig Jahren wird sich die Lage noch bessern, dann aber wird der Polarstern seine besondere Rolle für Beobachtende auf der Erde wieder verlieren und sich scheinbar wegbewegt haben.
Das kommt daher, dass die Erdachse selbst ihre Position verändert. Den Vorgang nennt man Präzession. Weil unser Planet keine perfekte Kugel ist, kommt es aufgrund der Anziehungskräfte der Sonne und des Mondes zu einer veränderten Kreiselbewegung der Erde. Das bewirkt, dass die Achse sich aus ihrer Lage bewegt und sich nach und nach nicht mehr auf den Polarstern, sondern auf andere Dinge im Weltall richtet. So wird sie in 2000 Jahren auf einen Nord-Stern namens Gamma Cephei zeigen. Rund 25 800 Jahre oder ein „platonisches Jahr“ benötigt die Achse für einen Umgang, dann ist wieder Polaris als Nordstern an der Reihe.
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