Warum Messi noch kein Maradona ist
Dem Superstar vom FC Barcelona droht mit Argentinien an der Copa América in der kommenden Nacht der K. o. in der Vorrunde. Das Volk ist drauf und dran, seinem Idol die Liebe zu kündigen.

In der vergangenen Saison war Lionel Messi der beste Fussballer der Welt. Er gewann mit dem FC Barcelona die spanische Meisterschaft und die Champions League, seine Bewunderer verleitete er zu einem Superlativ nach dem anderen. Den Beweis, dass er das argentinische Nationalteam ebenso führen kann wie einst Diego Maradona ist Messi bislang aber schuldig geblieben. Nicht nur an der WM 2010, die für Argentinien mit einem 0:4-Viertelfinal-Debakel gegen Deutschland endete, sondern auch in den ersten beiden Partien der laufenden Copa América im eigenen Land. Beim 0:0 gegen Kolumbien am vergangenen Mittwoch, dem zweiten Remis, setzte es für den amtierenden Weltfussballer sogar gellende Pfiffe von den Rängen.
«Ein grosser Teil der Kritik hat mit Neid zu tun»
Messis Vater Jorge machte seinem Ärger deshalb in einem Interview mit dem Sender Radio 10 Luft: «Lionel leidet unter der Situation. Er kann nicht verstehen, wie sie entstanden ist. Am meisten irritiert ihn die Presse, die Öl ins Feuer giesst. Ein grosser Teil der Kritik hat mit Neid zu tun.» Die argentinischen Medien hatten Messi unter anderem vorgeworfen, er setze sich nicht genügend für sein Land ein und singe die Nationalhymne im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht mit. Letzteres sei absurd, entgegnete sein Vater: «Wie kann man ihn dafür kritisieren?»
Die Auseinandersetzung mit dem Teamkollegen
Messis Stellung ist vor dem entscheidenden dritten Gruppenspiel gegen den bislang überraschend starken Aussenseiter Costa Rica aber auch innerhalb des Teams längst nicht mehr unumstritten. Verteidiger Nicolas Burdisso tadelte den Superstar nach dem Kolumbien-Match in der Kabine wie einen Schuljungen, da dieser seine defensiven Pflichten nicht erfüllt hatte. Mitspieler mussten die beiden Streithähne schliesslich trennen, um Handgreiflichkeiten zu verhindern.
Bei Costa Rica ist die Stimmung dagegen glänzend. Die junge Mannschaft, die fast ohne Kredit ins Turnier startete, kann schon mit einem Remis das Weiterkommen perfekt machen. «Der Druck liegt auf den Argentiniern, sie müssen gewinnen», sagte Stürmer Joel Campbell, der schon mit Samuel Eto'o verglichen wird. Sein Team müsse sich aber bewusst sein, dass die argentinische Equipe nicht nur aus Messi bestehe.
«Wenn er den Ball nicht hat, wird er verrückt»
Messi selbst erklärte gegenüber der Sportzeitung «Olé», er fühle sich bereit für den kapitalen Match. Er glaube fest daran, dass sich sein Team durchsetzen werde. Der frühere Nationaltrainer Alfio Basile gab derweil zu Protokoll, dass das Scheitern für den argentinischen Fussball eine Katastrophe wäre. Der aktuelle Coach Sergio Batista überlegt sich in der Not eine Systemumstellung, um Messi besser ins Offensivspiel einzubinden: «Ich kenne Lionel. Wenn er den Ball nicht hat, wird er verrückt und verabschiedet sich aus dem Spiel.»
Passiert dies gegen Costa Rica erneut, bestätigt sich die Skepsis des früheren brasilianischen Stars Bebeto. Der Weltmeister von 1994 sagte im Vorfeld der Copa América, Messi müsse endlich einen grossen Titel mit der Nationalmannschaft gewinnen, wenn er in einem Atemzug mit Diego Maradona genannt werden wolle.
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