Warum Frauen eher über Witze lachen als Männer
Das weibliche Gehirn verarbeitet Humor anders als das männliche. Der Grund dafür ist Sex, sagen die Forscher, welche die Vorgänge beobachtet haben.

Wer über einen Witz lacht, dessen Gehirn hat zuerst einen Widerspruch ausgemacht und ihn dann in Fröhlichkeit aufgelöst. Die Vorgänge im Gehirn unterscheiden sich aber bei Frauen und Männern, berichtet nun ein Forscherteam mit Schweizer Beteiligung.
Zukunftsplanung, Trauer, Problemlösen: Immer weniger Hirnleistungen stellen sich als für den Menschen einzigartig heraus. Bleibt noch der Humor. Ein Team um den Schweizer Neurowissenschaftler Pascal Vrticka fasst nun in einem Übersichtsartikel den aktuellen Stand der Hirnforschung über die Humorwahrnehmung im Gehirn zusammen.
Zweistufiger Prozess
Das Lachen über einen Witz folgt demnach prinzipiell einem zweistufigen Prozess, wie die Forscher im Fachjournal «Nature Reviews Neuroscience» schreiben: Bestimmte Hirnregionen für logisches Denken nehmen eine Unstimmigkeit wahr, und wenn diese aufgelöst wird, treten Belohnungs- und Emotionszentren in Aktion, die Vergnügen auslösen.
Es gibt allerdings Unterschiede bei der Humorverarbeitung und beim Verständnis - nicht nur bei Persönlichkeits- oder Gehirnstörungen, sondern auch zwischen den Geschlechtern. Vrticka, der an der Universität Genf promoviert hat und jetzt an der Stanford University arbeitet, und seine Kollegen haben dies an 22 Buben und Mädchen im Alter von sechs bis 13 Jahren untersucht. Dazu haben sie deren Gehirnreaktionen auf eine «Pannenshow» im Fernsehen aufgezeichnet.
Frauen reagieren stärker
Die Resultate glichen früheren Befunden bei Erwachsenen: Frauen und Mädchen schienen stärkere Reaktionen in Emotionszentren wie der Amygdala aufzuweisen. Die Gehirne der Mädchen wurden somit eher bei lustigen Ausschnitten der Sendung aktiviert, während jene der Buben eher auf den Geschichtenkontext reagierten.
Die Forscher interpretieren dies als Hinweis dafür, dass Frauen jeden Alters stärker auf Witziges reagieren als Männer - und dass dies mit der sogenannten sexuellen Auswahl zu tun haben könnte. Dieser Theorie zufolge könnte männlicher Humor für Frauen ein Kriterium bei der Wahl eines geeigneten - nämlich humorvollen - Partners sein.
Die Forscher betonen, dass Humor auch für das psychische Wohlergehen eine wichtige Rolle spielt. Zum Beispiel ist bei Störungen wie Autismus oder Schizophrenie das Verständnis und die Reaktion auf Humor beeinträchtigt. Ein besseres Verständnis dessen, was in unserem Hirn abläuft, wenn wir uns über einen gelungenen Witz amüsieren, könnte von grossem therapeutischen Nutzen sein, ist Vrticka überzeugt. Die Arbeit wurde vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützt.
SDA/wid/kle
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