Warum er der Richtige für Sauber sein könnte
Frédéric Vasseur dürfte der neue Sauber-Teamchef sein. Er führte schon Nico Rosberg und Lewis Hamilton zu Titeln.

Eigentlich hätte Frédéric Vasseur in dieser Formel-1-Saison nicht für, sondern gegen Sauber kämpfen sollen – als Teamchef des Renault-Rennstalls. Doch er verliess das Werksteam im Januar nach nur einem Jahr Knall auf Fall. Dem abrupten Abgang war ein Kompetenzgerangel mit Renault-Sportchef Cyril Abiteboul vorausgegangen, der zusammen mit ihm eine Art Doppelspitze gebildet hatte. «Ich bin überzeugt, dass man nur einen Chef braucht. Es ist schwierig, diese Position aufzuteilen», erklärte Vasseur den Schritt.
Der 49-jährige Franzose, ein guter Freund von Mercedes-Teamchef Toto Wolff, scheut sich ganz offensichtlich nicht vor unbequemen Entscheidungen. Lieber geht er, als dass er einen Kompromiss eingeht. Weil er sich mit dem Weg von Renault nicht länger identifizieren konnte, opferte er auch die Zusammenarbeit mit seinem erklärten Lieblingsfahrer Nico Hülkenberg, in dessen Engagement er zuvor viel Energie investiert hatte. Dies sei der schmerzhafteste Punkt für ihn gewesen.
Dass Vasseur Erfolg hat, wenn ihm niemand in die Arbeit hineinredet, hat er schon mehrfach bewiesen. Das ART-Team, das er mit Jean Todts Sohn Nicolas 2004 gegründet hatte, stellte in den ersten beiden Saisons der GP-2-Serie beide Male den Champion: 2005 Nico Rosberg und 2006 Lewis Hamilton. Vasseurs 1996 ins Leben gerufener ASM-Rennstall gewann 1998 mit Renault die französische Formel 3 und von 2004 bis 2007 viermal in Folge die Formel 3 Euro Series.
Mässig erfolgreich, jedoch aus nachvollziehbaren Gründen, war Vasseurs einzige Saison als Formel-1-Teamchef: Renault musste sich in der Konstrukteurswertung mit dem 9. Platz begnügen, lediglich acht Pünktchen kamen zusammen. Dass es in der laufenden WM schon 18 sind (allesamt von Hülkenberg gewonnen), spricht für die Effektivität der noch unter Vasseur eingeleiteten Neuerungen.
Am 9. Juli steht der neue starke Mann beim GP von Österreich mutmasslich erstmals auf der Kommandobrücke bei Sauber, auch wenn die Hinwiler den Zuzug am Freitag noch nicht bestätigten. Seine wichtigste Aufgabe wird es sein, die Getriebefrage für 2018 zu lösen. Weil Sauber ab 2018 mit Honda als Motorenpartner zusammenspannt, planen die Hinwiler mit einem McLaren-Getriebe. Doch baut McLaren überhaupt noch einmal ein neues Getriebe? Der Traditionsrennstall ist mehr als nur ein wenig unglücklich mit den Honda-Aggregaten, wünscht sich die Auflösung des bis 2024 laufenden Vertrags mit den Japanern und eine Rückkehr in den Schoss des langjährigen Partners Mercedes.
Trennt sich McLaren von Honda, müsste Sauber ein eigenes Getriebe bauen. Zum ersten Mal seit 2006. Es wäre auch ein finanzieller Kraftakt. Trotz und gerade auch wegen der Wolken am Horizont bleibt 2017 wichtig für Sauber: Ausgehend von den Resultaten eines Jahres, wird in der Formel 1 jeweils das Geld für die nächste verteilt.
Über die momentane Leistungsfähigkeit des künftigen Sauber-Partners Honda macht sich Frédéric Vasseur übrigens keine Illusionen. «Sie müssen ein ernsthaftes technisches Problem lösen», sagte er, als ihn das Fachportal Speedweek.com im Frühling auf die Japaner ansprach.
Mit der Personalie Vasseur beginnen bei Sauber auch schon die Spekulationen über die Fahrerpaarung für die kommende Saison. Der Japaner Nobuharu Matsushita soll ein Kandidat sein, weil er in der Formel 2 für Vasseurs ART-Team fährt und auch von Honda protegiert wird.
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