Wochenduell: Das Sportjahr im RückblickWar 2021 ein gutes Jahr für die Schweizer Sportfans?
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und die BaZ zieht ein Fazit, wie die vergangenen zwölf Monate aus sportlicher Perspektive in Erinnerung bleiben werden.

Ja: Allein an den Olympischen Sommerspielen in Tokio konnte man mehrere eidgenössische Glanzstunden miterleben.
2021 war ein Schweizer Sportjahr zum Zungenschnalzen – Highlights und Gründe zum Jubeln gab es für die Sportfans des Landes in Hülle und Fülle. Angefangen im Februar, als Lara Gut-Behrami an der Ski-WM in Cortina d’Ampezzo die Massen begeisterte und Gold im Super-G sowie im Riesenslalom holte, dazu Bronze in der Abfahrt.
Von der Kälte in die Wärme: Auch an den Olympischen Sommerspielen in Tokio konnte man mehrere eidgenössische Glanzstunden miterleben: Da wäre zunächst der Schweizer Dreifachsieg beim Mountainbike-Rennen der Frauen. Das Siegerbild, auf dem Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand gemeinsam auf dem Siegertreppchen stehen, geht in die Schweizer Sportannalen ein.
Weitere Schweizer Athleten wussten an Olympia ebenfalls zu überzeugen und sorgten bei ihren Anhängern für ausgelassene Freude: Belinda Bencic holte im Tennis überragend Gold im Einzel und Silber im Doppel, Sportschützin Nina Christen ergatterte sich Bronze und Gold, Matthias Flückiger wurde Zweiter im Mountainbike-Rennen der Männer, ebenso wie Marlen Reusser, die im Rad-Einzelzeitfahren diese Platzierung erreichte. Die Schwimmer Jérémy Desplanches und Noè Ponti durften sich über Bronzemedaillen freuen und bescherten dem Schweizer Schwimmsport die Olympiamedaillen zwei und drei – in seiner Geschichte wohlgemerkt. Insgesamt gewann die Schweiz in Tokio 13 Medaillen – die beste Bilanz an Sommerspielen seit Helsinki 1952.

Die Olympischen Spiele stellen aber nicht das einzige Highlight des diesjährigen Schweizer Sportsommers dar: Was die Schweizer Fussballnationalmannschaft an der paneuropäischen Europameisterschaft leistete, hat schon jetzt Legendenstatus. Während das Team in der Gruppenphase noch magere Kost bot, bleibt der Sieg im Elfmeterschiessen in den Achtelfinals gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich unvergessen.
Wer sass nicht gebannt vor den Bildschirmen, als Kylian Mbappé zum finalen Penalty antrat – und wer brach nicht in tosenden Jubel aus, als Yann Sommer parierte. Und das Mitfiebern ging weiter, als sich die Schweiz im Viertelfinal dem dreimaligen Europameister Spanien – erneut im Penaltyschiessen – nur knapp geschlagen geben musste. Auch wenn die Nationalmannschaft am Ende nicht triumphierte, produzierte sie Momente – wie alle anderen Schweizer Sporthelden in diesem Jahr – die in den Köpfen der Fans für immer hängen bleiben. Daniel Schmidt
Nein: Die Absage des Spengler-Cups ist für die Fans der Schlusspunkt eines grösstenteils enttäuschenden Sportjahres.
Die vorläufig letzte Hiobsbotschaft für die Schweizer Sportfans kam just an Weihnachten. Der Spengler-Cup muss abgesagt werden, wieder einmal ist Corona der Spielverderber. Was für den HC Davos ein finanzielles Desaster darstellt, ist für die Fans der Schlusspunkt eines grösstenteils enttäuschenden Sportjahres.
Dies hat vor allem mit Corona zu tun. Die Lauberhornrennen, die Swiss Indoors oder der CSI Basel: alles abgesagt! Was dann doch durchgeführt wurde, verkam eher zu einer Hauruckübung und war nicht eines jener Sportfeste, wie man sie aus Vorpandemiezeiten kennt. Stimmung? Fehlanzeige. Grossanlässe wie etwa die Olympischen Sommerspiele waren mit so viel Unsicherheit behaftet, dass kaum Vorfreude aufkommen konnte. Und das Gleiche wiederholt sich zurzeit wieder. Oder freuen Sie sich etwa auf die Winterspiele, die in fast einem Monat starten werden?
Einen weiteren Höhepunkt im Sportkalender stellte die Fussball-EM dar. Hier konnte sich die Schweizer Nationalmannschaft zwar für den Viertelfinal qualifizieren. Nach dem unglücklichen Aus gegen Spanien blieb aber vor allem jenes Fazit, welches die Anhänger der Schweizer Auswahl schon so oft ziehen mussten: dass nämlich eigentlich mehr möglich gewesen wäre.
Apropos Fussball: Wer sich auf einen engen Titelkampf in der Super League gefreut hatte, wurde dieses Jahr herb enttäuscht. Schon nach 29 Runden stand YB als Meister fest, ein Fünftel der Meisterschaft verkam so zu einem spannungsbefreiten Schaulaufen.
Überhaupt blieb das Schweizer Sportjahr in dramaturgischer Hinsicht weit hinter unseren Erwartungen und Hoffnungen zurück. Dario Cologna bei seinem letzten Weltcupauftritt in Davos? Gerade mal auf Rang 24! Simon Ammanns vermutlich letzter Flug auf der Titlis-Schanze? Reichte ihm nicht einmal für die Qualifikation! Kein Vergleich etwa zu Sarah Meiers Gold-Märchen vor zehn Jahren, als sie bei ihrer Abschiedsvorstellung an der Eiskunstlauf-EM in Bern den Titel holte. Dabei sind es genau diese Geschichten, die den Sport für uns Zuschauer so wunderbar machen. Leider blieben sie im Jahr 2021 allesamt aus. Darius Meyer
* Das Wochenduell: Die «Basler Zeitung» stellt sich ab sofort in regelmässigem Abstand Themen, die die Sportwelt bewegen – und beleuchtet dabei in einem Pro und Kontra beide Seiten. Zuletzt erschienen: Wird die Nations League mit den südamerikanischen Teams attraktiver?Löst ein Kunstrasen die Rasenprobleme im Joggeli?Wäre Max Verstappen der verdiente Weltmeister?Hat Lionel Messi den Ballon d’Or wirklich verdient?Ist es richtig, dass der FCB in Dubai trainiert?
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