Wärterinnen missbrauchten Häftlinge sexuell
Seit zwölf Jahren ist Mohamedou Ould Slahi Häftling im US-Gefängnis Guantánamo. Nun ist sein Tagebuch veröffentlicht worden.

Seine Nummer ist 760, und er sitzt seit zwölf Jahren im US-Gefangenenlager Guantánamo: Mohamedou Ould Slahi. Der heute 44-Jährige wurde 2001 in seinem Heimatland Mauretanien festgenommen und den US-Behörden übergeben. Die Anschuldigung: Slahi soll ein Attentat auf Los Angeles mitgeplant haben.
Slahi wird während Monaten verhört. Danach fliegen ihn die USA in ein Camp in Afghanistan. Im August 2002 landet er schliesslich in Guantánamo. Bis heute gibt es keine offiziellen Anklagen gegen ihn. Slahi ist einer von 122 verbleibenden Guantánamo-Häftlingen. Nun ist sein Tagebuch veröffentlicht worden, aus dem mehrere Medien zitieren.
Seine Anwälte hatten 2012 bei der US-Militärverwaltung das Recht erstritten, das Manuskript zu erhalten und zu veröffentlichen. Allerdings haben die USA einige Namen und Details geschwärzt. Slahi schrieb das 466 Seiten dicke Manuskript 2005 von Hand, wie die britische «Independent» berichtet. Der Häftling schrieb sein Tagebuch auf Englisch; die Sprache hatte er mithilfe von Wärtern in den Jahren zuvor gelernt. Das Manuskript lässt sich auf der Website des «Guardian» einsehen.
Kältekammer und sexueller Missbrauch
Slahis Schilderungen geben einen detaillierten und nüchternen Einblick in eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des amerikanischen Militärs. Mit Schlafentzug, Endlosverhören, Verlegung in eine Kältekammer mit rund zehn Grad Celsius, durch Schläge und Beleidigungen soll er eingeschüchtert, gedemütigt, zermürbt und so zum Geständnis gezwungen werden.
«Plötzlich brach ein Kommandoteam von drei Soldaten und einem Schäferhund in unseren Vernehmungsraum ein», schreibt Slahi. Zwei komplett Vermummte hätten ihn brutal ins Gesicht und in die Rippen geschlagen.
Mehr noch: Slahi schreibt, wie er von mehreren weiblichen US-Beamten sexuell missbraucht worden sei. Zwei Frauen hätten ihn gezwungen, «in absolut entwürdigender Weise bei einem Dreier mitzumachen», zitiert «Spiegel online» das Tagebuch. «Gleichzeitig gaben sie obszönes Zeug von sich und machten an meinem Intimbereich rum.» Eine der Frauen habe gesagt, sie hörten auf, ihn zu belästigen, sobald er kooperiere.
Rumsfeld soll angeklagt werden
Der Wahrheitsgehalt von Mohamedou Ould Slahis Anschuldigungen lässt sich nicht überprüfen, wird aber von Aussagen von Ex-Häftlingen und einem Bericht des Pentagons von 2005 gedeckt. Für Slahis Anwältin Nancy Hollander ist nun klar, wer zur Verantwortung gezogen werden muss: Donald Rumsfeld. Er war Verteidigungsminister unter Präsident George W. Bush und mit der Akte Guantánamo vertraut. Hollander gegenüber der «Independent»: «Die Konvention gegen Folter, der die USA beigetreten sind, verlangt, dass die Staaten Folterer verfolgen. Warum ist niemand angeklagt worden? Ich spreche von Donald Rumsfeld.»
Mit Material der SDA angereichert.
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