Wachstumsschub lässt Verkehr kollabieren
Die Birsecker Gemeinden rechnen für die Zukunft mit 6500 neuen Arbeitsplätze und hunderten Millionen Franken für den ÖV-Ausbau.

Morgen Donnerstag werden im Gemeindesaal von Reinach die Vertreter der Gemeinden Münchenstein, Arlesheim, Reinach, Dornach und Aesch über die Resultate des Gesamtverkehrskonzeptes Birseck beraten. Das Projekt Marda, der Begriff setzt sich jeweils aus dem ersten Buchstaben jeder Gemeinde zusammen, basiert auf den von den Gemeinden formulierten Wachstumszielen. Während diese bei der Wohnnutzung eher moderat ausfallen, erweisen sie sich beim Werkplatz als sehr ehrgeizig. So soll die Zahl der Beschäftigten von heute 32'000 um 20 Prozent auf 38'400 ansteigen. Für die 55'000 Bewohner des Birsecks hätte dies aber zur Folge, dass die Verkehrsinfrastruktur kollabieren würde.
Zum einen geht das vom Baselbieter Tiefbauamt und dem Solothurner Amt für Verkehr und Tiefbau beauftragte Planungsbüro Scholl und Signer aus Effretikon bereits von einer allgemeinen Zunahme des Verkehrs von fünf Prozent aus. Zum anderen kann der erwartete Mehrverkehr – primär verursacht durch neue Pendlerströme – nach dem Verzicht auf die Südumfahrung nicht auf der Strasse aufgefangen werden. Damit sind auch der Vollanschluss Aesch Nord, die Zubringer Dornach und Pfeffingerring sowie der Ausbau des Knotens Angenstein nicht in der Lage, das Problem zu lösen. Auch die bis jetzt im öffentlichen Verkehr verfolgten Ausbauschritte mit einer S-Bahn-Station Öpfelsee und der Verlängerung der Tramlinie 11 erweisen sich nur als Tropfen auf den heissen Stein.
Knoten unterschiedlich belastet
Eine gewisse Entwarnung gibt es lediglich beim Gebiet Unter Gstad in Münchenstein sowie Arlesheim Widen, das sich nach Ansicht der Experten weitgehend unabhängig von den anderen Gebieten entwickeln kann. Die kritischen Knoten seien nämlich durch den erwarteten Mehrverkehr nur geringfügig betroffen. Dagegen belastet der Verkehr, der durch die Gebiete Arlesheim Im Tal und Dornach Weiden generiert wird, den Knoten Dornachbrugg. Der Knoten Reinach Hauptstrasse wiederum stellt die obere Limite für das gemeinsame Entwicklungspotenzial von Aesch Nord und Reinach Kägen dar. Aus diesem Grund soll die Entwicklung auch hier gekoppelt erfolgen.
Je nach Gewichtung der Ausbauziele erreichen die Investitionen bis zu 300 Millionen Franken. Der Grund dafür ist einfach: Die kumulierten Entwicklungsvorstellungen der fünf Gemeinden liegen mit 20 Prozent doppelt so hoch wie die maximal vorhandenen Potenziale. Dies hätte grössere Investitionen zur Folge.
Wohnen im Gewerbegebiet
Als kritisch bezeichnet das Planungsbüro insbesondere die Knoten auf der Achse Reinach–Dornach, die durch den Verkehr aller fünf Gebiete belastet werden. Aber auch mit mehr ÖV sei das Wachstum nicht zu bewältigen, halten Scholl und Signer fest und dämpfen damit die Erwartungen der fünf Gemeinden. Entgegen ihren Vorstellungen müsse mit der Zahl der Arbeitsplätze auch die Zahl der Wohneinheiten wachsen, halten die Raumplaner fest. Als Folge der Bevölkerungsprognosen sei im mittleren Szenario eine Zunahme von 2700 Personen zu bewältigen, im oberen Szenario gar mehr als das Doppelte.
Scholl und Signer schlagen deshalb Mischnutzungen vor: Gebiete, in denen gearbeitet und gewohnt wird. Insbesondere das Arbeitsplatzgebiet Dornach eigne sich auch als Wohngebiet. Im Vollausbau könnten im Bereich der Swissmetal rund 2000 zusätzliche Personen eine Wohnung finden. Gleichtzeitig könnte dort eine innovative regionale Gewerbezone entstehen. Vordringlich müssten die Gemeinden aber zusammen mit den Kantonen eine Strategie für die Entwicklung der Arbeitsplatzgebiete und der Siedlungen festlegen.
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