Eishockey: EHC Basel vor PlayoffsKürzlich war Himmelfarb noch Mitspieler, jetzt ist er Cheftrainer
Bis 2022 beim EHC Basel als Spieler unter Vertrag, amtet Eric Himelfarb dort nun als Headcoach. Mit seinem Verein trifft der Kanadier am Dienstag zum Playoff-Auftakt auf die GCK Lions.

Noch nicht lange ist es her, da schoss Eric Himelfarb den EHC Basel mit seinem Treffer 47 Sekunden vor der Schlusssirene zum Meistertitel in der Mysports-League. Nun – knapp elf Monate später – betreut der Kanadier das Team als Headcoach. «Es ist verrückt: Eben feiere ich mit der Mannschaft in Amsterdam den Aufstieg in die Swiss League, jetzt bin ich für sie als Chef verantwortlich.»
Dass Himelfarb zu diesem Cheftrainerposten kommt, war zu Saisonbeginn vergangenen September noch nicht abzusehen. So wurde der EHC Basel zunächst vom erfahrenen Aufstiegstrainer Christian Weber betreut, ehe der 58-Jährige krankheitsbedingt ausfiel und Assistenzcoach Himelfarb seinen Platz einnahm. Zunächst noch interimistisch, wurde er im Dezember definitiv als Headcoach bis zum Ende der Saison bestätigt. «Das hatte ich zu Beginn sicher nicht so beabsichtigt», sagt der Kanadier, der seit zehn Jahren mit einer Schweizerin verheiratet ist. Doch er fügt hinzu: «Im Leben läuft nie etwas so wie geplant.»
Der Trainerwechsel sollte sich als Glücksfall herausstellen: Unter der Leitung Himelfarbs gelingen dem EHC Basel mehrere Siegesserien, die dazu führen, dass sich das Team vom achten Tabellenrang, auf dem es sich eine lange Zeit der Saison befand, bis auf den sechsten Platz vorarbeitete.
Ein Umstand, der für die Basler in den Playoffs, die am Dienstag beginnen, von grossem Nutzen sein könnte: Durch diese Rangierung geht man in den Viertelfinals den Liga-Dominatoren und Aufstiegsaspiranten La Chaux-de-Fonds und Olten aus dem Weg. Gegner stattdessen sind die GCK Lions, die dem EHC eher liegen. Vier Siege aus fünf Spielen gegen die Zürcher in der Regular Season sprechen dabei eine verheissungsvolle Sprache. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass der Weg für die Basler in der ersten Spielzeit nach dem Aufstieg noch ein wenig länger gehen dürfte, als man dies dem Liganeuling ursprünglich zugetraut hat. Und Eric Himelfarb hat daran beachtlichen Anteil – trotz seiner fehlenden Erfahrung.
Offene Kommunikation
Der rasante Übergang vom Spieler zum Assistenztrainer und schliesslich zum Headcoach fiel ihm recht leicht, findet Himelfarb, der in seiner Karriere auch bei National-League-Vereinen wie dem EHC Biel oder den SCL Tigers unter Vertrag stand. Wenngleich sich das Verhältnis zur Mannschaft logischerweise ein wenig geändert hat, versucht der 40-Jährige dennoch, den Spielern wie zuvor auf Augenhöhe zu begegnen: «Sie behandeln mich mit Respekt, ich behandle sie mit Respekt.» Und dieser Ansatz fruchtet – ungeachtet der neuen Hierarchie. Schmunzelnd merkt er an: «Noch immer kommt mein Team jeden Tag gerne zum Training und arbeitet hart.»
Was die Kommunikation anbelangt, war Himelfarb von Anfang an äusserst wichtig, offen und ehrlich mit dem Team zu sein: Das Erste, was er daher machte, als er die Equipe übernahm, war es, mit jedem Einzelnen ein Gespräch zu führen und ihm mitzuteilen, was er von ihm erwartet. Seine Anforderung war klar: Wer spielen will, muss dieser Erwartungshaltung gerecht werden. Wer dies nicht tut, bekommt weniger Eiszeit. «Die Spieler wissen aber, was sie tun müssen, damit sie ihren Wunsch nach mehr Einsätzen erfüllt bekommen.»
Wissen, was zu tun ist, würden seine Akteure laut dem in Toronto aufgewachsenen Himelfarb auch in der kommenden Playoff-Serie gegen die Lions. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Normalerweise habe man dafür zwischen der Regular Season und den Playoffs keine zehntägige Pause, sagt der Kanadier. Er sieht darin aber mehrere Vorteile: «So haben wir mehr Zeit dafür, uns auf das System und die Taktik des Gegners einzustellen.» Zudem gebe der lange Unterbruch gewissen angeschlagenen Spielern die Chance, ihre Verletzungen auszukurieren.
Zukunft noch unklar
Wenn das Team nach dieser Pause das Eis der Kunsteisbahn in Küsnacht betrete, sei es bereit und bis in die Haarspitzen motiviert, gibt sich Himelfarb von sich und seiner Arbeit überzeugt. «Das ist das, worauf man als Spieler und Trainer hinarbeitet.» Und er fügt hinzu: «Egal, wie lange die Playoffs dauern werden, wir werden alles dafür tun, den Job erledigt zu bekommen.» Wie weit es für die Basler über die Viertelfinals hinaus noch gehen kann, darüber ist sich der 40-Jährige aber noch nicht im Klaren: «Würde ich wissen, wie weit wir kommen, wäre ich kein Coach, sondern Wahrsager.»
Auch was seine persönliche Zukunft angeht, heisst es abwarten: Je nach Playoff-Verlauf kann Himelfarb Argumente für eine Verlängerung seines Engagements sammeln. Unabhängig davon wird aber viel davon abhängen, wie sehr seine Ideen von Eishockey mit jenen des künftigen Sportdirektors Kevin Schläpfer übereinstimmen.
Dieser tritt offiziell Anfang Mai seinen neuen Job an. Und bis dahin wird man wissen, wie sich der EHC Basel in seiner ersten Swiss-League-Saison geschlagen hat.
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