Neustart der DigitalplattformVontobel will Kleinkunden jetzt mit Beratung locken
Online-Anlagelösungen haben es bisher schwer. Nun will die Privatbank ihrer Investment-App neues Leben einhauchen.

Kaum jemand geht noch zu seiner Bank, um eine Zahlung zu veranlassen oder um Kontoauszüge zu holen. Doch bei der Geldanlage haben sich rein digitale Angebote noch nicht durchgesetzt.
Das will die Vermögensverwaltungsbank Vontobel ändern. Dafür unternimmt die Bank mit ihrer Anlage-App namens Volt einen neuen Anlauf. «Wir haben das Angebot von Volt vollständig überarbeitet», sagt Toby Triebel, der bei Vontobel den Bereich «Digital Investing» verantwortet. Wichtigste Neuerung: Bei Volt gibt es nun auch Anlageberatung via Telefon oder Videokonferenz.
Bisher kein Erfolg
Volt war im Sommer 2019 mit hohen Erwartungen gestartet. Mit der App will Vontobel weniger vermögende Kunden erreichen, sogenannte Affluent-Kunden. Damit sind Kundinnen und Kunden gemeint, die Beträge ab 25’000 Franken investieren wollen.
Der Erfolg ist bisher offenbar bescheiden, so nennt Vontobel bis heute keine Zahlen, wie viele Nutzer Volt hat. Ein halbes Jahr nach dem Start senkte Vontobel die Preise, was kein Zeichen für überbordenden Erfolg ist.
Wer die Kundennummer von Volt nutzt, landet nicht direkt bei einem Anlageberater, sondern bei einem Bankmitarbeiter, der zunächst einfache Fragen beantworten soll. Wer seine Geldanlage diskutieren will, wird zu einer Expertin oder einem Experten durchgestellt. Hat kein Anlageberater Zeit, wird ein Termin ausgemacht. Rund zehn Mitarbeitende arbeiten bei Volt, um Kundenanfragen zu beantworten.
Teurer soll die App aber nicht werden: Das Angebot kostet weiterhin 0,96 Prozent der Depotsumme plus die Verwaltungskosten für Anlageprodukte wie Fonds oder Zertifikate.
Damit ist Volt immer noch teurer als viele Konkurrenten: Die neue Digitalbank Alpian, die im dritten Quartal starten will, bietet Vermögensverwaltungsmandate, bei denen die Bank sich um das Portfolio-Management kümmert, zu 0,75 Prozent Gebühr im Jahr an. Die rein digitale Vermögensverwaltung ohne Beratung Truewealth kostet 0,5 Prozent vom Portfolio plus Produktkosten. Die E-Vermögensverwaltung der Postfinance kostet 0,75 Prozent.
«Es wird nicht leicht werden, Kunden zu einem Wechsel zu bewegen.»
Die Kosten hängen letztlich davon ab, in welche Produkte ein Kunde investiert. Passive Fonds sind hier besonders kostengünstig. Vontobel geht einen anderen Weg und bietet ausschliesslich aktiv gemanagte Fonds an, die höhere Gebühren haben. «Wir bieten keine ETF an, weil Vontobel für eine aktive Vermögensanlage steht», erklärt Triebel.
Nach Angaben des Luzerner Finanzprofessors Andreas Dietrich würden bisher solche digitalen Lösungen für die Geldanlage primär von Menschen genutzt, die sich zutrauen, ihr Geld ohne Bankberater zu managen. Zu den grossen Playern der digitalen Vermögensverwaltung zählen True Wealth, das Unternehmen hat 12’000 Kunden, die 741 Millionen Franken investiert haben. Postfinance nennt für seine E-Vermögensverwaltung gar über 18’000 Kunden mit und über 1 Milliarde Franken verwalteter Vermögen.
«Vontobel versucht nun, auch Beratungskunden zu gewinnen. Die meisten davon haben aber bereits eine Bankbeziehung mit Berater. Es wird nicht leicht werden, diese zu einem Wechsel zu bewegen», sagt Experte Dietrich zur neuen Strategie bei Volt.
Auch Vontobel selbst bleibt vorsichtig: Als Ziel gibt Triebel lediglich vor, bis Ende nächsten Jahres eine «fünfstellige Nutzerzahl» erreicht haben zu wollen, also mindestens 10’000. Die Vorgabe schliesst indes auch Nutzer ein, die bei Volt kein Geld anlegen, sondern nur die App benutzen, um einem Musterportfolio zu folgen.
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