Basler Quartierclub holt Ex-ProfiVon der Super League in die Provinz
Simon Grether wurde mit dem FCB Meister und gewann mit dem FC Luzern den Cup. Im Sommer gab der 30-Jährige seinen Rücktritt vom Profifussball bekannt. Seit der Rückrunde spielt er nun für den FC Black Stars in der 1. Liga.

Der Frühling 2022 war kein einfacher für Simon Grether. Bereits in der Winterpause hatte sich der Verteidiger Gedanken über seine Zukunft gemacht. In der Rückrunde kam er dann kaum zu Einsätzen, und es zeichnete sich ab, dass der FC Luzern seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern würde.
Grether stand vor der Frage, ob er sich nach einem neuen Verein umsehen oder den Rücktritt vom Profisport geben sollte. Er entschied sich für Letzteres. Zum einen, weil kein passendes Angebot vorlag. Zum anderen fehlte die Motivation, sich um einen Verbleib im Profifussball zu bemühen: «Ich habe in meinem letzten Jahr als Profi gemerkt, dass die Lust am Profifussball nachgelassen hatte», erzählt Grether.
Auf einen Schlag aufzuhören, war für den 30-Jährigen, der seit seinem Rücktritt neben dem Platz Menschen zeigt, wie man erste Schritte im Bereich Bitcoin und Blockchain macht, aber keine Option. Über seinen Luzerner Teamkollegen Lorik Emini kam Grether zum FC Rotkreuz in die 1. Liga. Auch wenn sich der Verteidiger dort wohlfühlte, blieb er nicht lange. Spontan ergab sich die Möglichkeit, zurück in eine Wohnung nach Basel zu ziehen. «Für uns war klar, dass wir irgendwann wieder zurück in die Heimat gehen. Die Familie und viele unserer Freunde leben hier», sagt er.
Der Verteidiger, der beim FC Reinach seine ersten Fussballerfahrungen sammelte, wuchs in der Region auf und spielte sechs Jahre im FCB-Nachwuchs unter anderem mit Granit Xhaka, bevor er 2012 seinen ersten Profivertrag unterzeichnete und in der ersten Mannschaft debütierte. Am Ende der Spielzeit 2012/13 feierte der damals 21-Jährige den Meistertitel mit dem FCB, an der Seite von Yann Sommer, Alex Frei und dem aktuellen FCB-Besitzer David Degen.
Der grosse Einfluss
Zurück in der Heimat suchte sich der ehemalige Profi einen Club in der Stadt. Und wurde beim FC Black Stars fündig. Grether erzählt: «Schon bei meinem Rücktritt im Sommer hatte ich mit Peter (Faé, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Black Stars, a. d. Red.) Kontakt. Nach dem Umzug war schnell klar, dass ich mich dem Club anschliesse.»
Seit der Winterpause trainiert der Ex-Profi auf dem Buschweilerhof. Sofort hatte Grether, der 122 Partien in der höchsten Schweizer Spielklasse bestritt und mit dem FC Luzern 2021 den Schweizer Cup gewann, Einfluss auf das Team: «Ich spüre, dass von mir verlangt wird, dass ich Verantwortung übernehme. Dieser Aufgabe stelle ich mich gern.» Auch das Trainergespann frage ihn regelmässig um seine Meinung.
Der kleine Unterschied
Für Grether ist sein Engagement bei den Black Stars weit mehr als nur ein lockeres Ausklingen der Karriere. «Nur weil ich nicht mehr Profi bin, gebe ich nicht nur 50 Prozent», stellt er klar. Grether ist sich sicher, dass das nicht reichen würde. Denn der Niveauunterschied zwischen der 1. Liga und der Super League sei nicht so gross. «Die grösste Differenzen sind die Fitness, die Präzision und die Handlungsschnelligkeit unter Druck. Aber von der individuellen Klasse her gibt es viele Spieler in der 1. Liga, die auch das Zeug zum Profi gehabt hätten», führt der Verteidiger aus.
Doch statt des grossen FCB im Joggeli wurde es der kleinere FCB auf dem Buschweilerhof. Und auch wenn für Grether in der 1. Liga die Freude im Vordergrund stehe, sei es logisch, dass Fussball mehr Spass mache, wenn man erfolgreich sei.
Der erste Sieg
Erfolge auf dem Platz feiern die Black Stars in der Meisterschaft zurzeit aber kaum. Der Start in die Rückrunde misslang den Schwarzsternen, die Entlassung von Trainer Branko Bakovic war die Folge.
Routinier Grether, der sich vom FC Luzern ein unruhiges Umfeld gewohnt ist, sagt: «Es ist ja in der Region bekannt, dass es manchmal turbulent ist beim FC Black Stars. Wir hatten das Gefühl, dass wir mit Branko da wieder rauskommen. Der Verein hat aber anders entschieden, und wir geben unser Bestes, um zurück auf die Siegerspur zu kommen.»
Denn das Team hat in dieser Spielzeit weiterhin hohe Ziele: Ein Platz unter den ersten beiden Mannschaften soll es werden, unabhängig davon, ob eine Promotion realisierbar ist. Grether sagt über die Ambitionen: «Für mich ist der Aufstieg eine Option. Wir können ja schlecht sagen, wir wollen nicht aufsteigen.» Nach dem ersten Vollerfolg in der Rückrunde gegen Muri (4:2-Sieg) unter der Woche wollen die Schwarzsterne nun am Samstag (15 Uhr, Buschweilerhof) gegen Wohlen weitere Punkte holen, um ihren Zielen einen Schritt näher zu kommen.
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