Von der Agglo zur LimmattalstadtEin schnelles Tram mit 27 HaltestellenVon der Agglo zur LimmattalstadtVon der Agglo zur Limmattalstadt
Unterzeile (max. 2-zeilig) Dies ist der Artikeltext. Er wiederholt sich jetzt mehrfach. Ein Weiterlesen ist nicht erforderlich. Unterzeile (max. 2-zeilig) Dies ist der Artikeltext. Er wiederholt sich jetzt mehrfach. Ein Weiterlesen ist nicht erforderlich. Ende Jahr ist das Vorprojekt für die Limmattalbahn abgeschlossen. Dann gilt es ernst für die Stadtbahn, die für die Region zum Jahrhundertprojekt wird. Von Helene Arnet
Facts and Figueres Zürich – Jahrzehntelang beklagte sich das Limmattal darüber, dass es vom Kanton stiefmütterlich behandelt werde. Jetzt wollen die Kantone Zürich und Aargau 600 bis 700 Millionen Franken für eine Stadtbahn im Limmattal investieren. Doch in der Region bricht kein Freudentaumel aus. Das Projekt wird mit Zurückhaltung aufgenommen, zum Teil skeptisch beschnuppert oder gar abgelehnt.Die Limmattaler tun gut daran, sich intensiv mit diesem Geschenk auseinanderzusetzen, denn es wird viel auslösen. Die Limmattalbahn ist nämlich nicht nur ein Verkehrsprojekt, sondern auch – eigentlich vor allem – ein Siedlungsentwicklungsprojekt. Und im Unterschied zur vor einem Jahr in Betrieb gegangenen Glattalbahn wird die Limmattalbahn nicht vor allem über grüne Wiesen oder noch zur Entwicklung anstehende Gebiete führen, sondern weitgehend mitten durch bestehenden Siedlungsraum. Die Stadtbahn wird das Gesicht des Limmattals entscheidend verändern. Und sie wird den von der Stadt Zürich ausgehenden, ohnehin schon grossen Siedlungsdruck noch verstärken. Die Region wächst sowieso Zurzeit leben im zürcherischen Limmattal rund 90 000 Menschen, rund 50 000 Personen arbeiten dort. Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerung bis 2030 um 17 Prozent, die Arbeitsplätze um 29 Prozent zunehmen werden. Und der Verkehr, in dem das Tal bereits jetzt erstickt, wird um knapp ein Drittel ansteigen. Die Skeptiker und Gegner befürchten wohl zu Recht: Die Limmattalbahn wird diese Überflutung noch beschleunigen. Die Kritiker monieren, dass die Gemeinden erst recht verschmelzen und ihre eigenständige Identität gänzlich verlieren werden. Und so wird für sie das Geschenk des Kantons zur Mogelpackung: Man verspricht eine schöne Bahn, kaschiert aber damit die Absicht, das Limmattal vollzubauen, damit die Privilegierten weiterhin in ihren Villen mit Aussicht ins Grüne leben können. Nur: Das Limmattal wächst, ob es will oder nicht. Die Gemeinden werden auch ohne Stadtbahn verschmelzen und zu jenem Siedlungsbrei werden, der es in den Augen von Aussenstehenden bereits seit längerem ist. Gerade die Limmattalbahn kann hier Gegensteuer geben. Sie wird ein Rückgrat bilden, entlang dessen sich ein Entwicklungs- und Investitionsschub akzentuiert. Entlang der Stadtbahn werden sich neue Firmen ansiedeln und werden die Häuser in die Höhe schiessen. Eine solche Entwicklung ist nur dann für die dortige Wohnbevölkerung negativ, wenn sie unkontrolliert stattfindet. Sie ist aber positiv, wenn sie sauber geplant und überlegt abläuft. Das Wachstum wird kanalisiert, die Überbauungen gestaltet, die Naherholungsgebiete bleiben erhalten, und der Druck auf die noch ländlichen Dörfer der Umgebung nimmt ab. So wird der Siedlungsbrei zur einheitlichen Stadtlandschaft, die Agglo zur Limmattalstadt mit urbanem, eigenständigem Gepräge.Das Unternehmen Limmattalbahn funktioniert aber nur, wenn gross gedacht wird. Und wenn jene, welche in den Gemeinden Entscheidungen fällen, ihre Verantwortung wahrnehmen und die Zügel in die Hand nehmen. Im Glattal gab es von Beginn weg massgebende Personen, die sich mit Herzblut für die Stadtbahn einsetzten. Zwar äussern sich die Limmattaler Exekutivmitglieder fast ausnahmslos zugunsten der Bahn, doch mangelt es bisher am inneren Feuer. Im Limmattal fehlt es noch weitgehend an charismatischen Köpfen, die es schaffen, das Projekt zur gemeinsamen Sache zu machen. Oft wiegen dabei die weichen Faktoren schwerer als harte Fakten. Es ist daher ausschlaggebend für die Akzeptanz des Projektes, ob es die Verantwortlichen schaffen, dem Volk glaubhaft zu machen, dass die Limmattalbahn für und nicht gegen die Region gebaut wird. Bisher wurde das Projekt eher mitgeteilt als kommuniziert. Die Parlamente wurden informiert statt einbezogen, was auch prompt zu Widerstand führte. Und so verheddert man sich bereits in Details, bevor die grosse Linie feststeht. Ein hochwertiger Feinverteiler Es stimmt schon: Der Teufel liegt zuweilen im Detail. So leuchtet die Kritik spontan ein, die Limmattalbahn nütze vor allem dem Kanton Aargau, der näher an die Stadt Zürich rücke. Und sie schade dem Limmattal, das zwischen die Räder komme. Doch das trifft nicht zu: Die Limmattalbahn ist ein hochwertiger, schneller Feinverteiler, ist also darauf angelegt, die Leute innerhalb der Region zügig zu transportieren und möglichst nah ans Ziel zu bringen. Kein Mensch, der von Baden nach Zürich will, wird die Limmattalbahn besteigen. Die S-Bahn bleibt die Hauptachse für den Transitverkehr. Weshalb braucht es denn eine Stadtbahn, die dort fährt, wo heute schon S-Bahn und Busse verkehren? Weil dieses schnelle Tram weitgehend auf eigenem Trassee verkehrt und damit nicht im Stau stecken bleibt. Und weil die Limmattalbahn zwei- bis dreimal mehr Leute transportieren kann als ein Bus und mehr Komfort bietet. Es ist das erklärte und kaum bestrittene Ziel des Kantons, mehr als die Hälfte des zusätzlichen Verkehrs im Limmattal öffentlich abzuwickeln. Das lässt sich ohne eine Stadtbahn schlichtweg nicht machen. Die Befürchtung, dass die Limmattalbahn und der motorisierte Individualverkehr sich in den Stadtzentren von Schlieren und Dietikon gelegentlich ins Gehege kommen, trifft wohl zu. Allerdings hat der Kanton klar erklärt, dass durch die Limmattalbahn die Kapazität für den motorisierten Individualverkehr nicht verringert werden dürfe. Das will er dadurch erreichen, dass der Durchgangsverkehr aus den Zentren auf die Umfahrungsstrassen verlagert wird, die der Kanton zu dem Zweck ausbaut. Was wiederum dem seit längerem erklärten Wunsch der Gemeinden entspricht. Die Limmattalbahn ist folglich auch eine flankierende Massnahme zur Verkehrsberuhigung. Wenn also die Kantone Zürich und Aargau 600 bis 700 Millionen Franken ins Limmattal investieren wollen, dürfen die Limmattaler dieses Geschenk getrost und freudig annehmen. Es ist Ausdruck der Erkenntnis, dass diese lange stiefmütterlich behandelte Region für die Zukunft der beiden Kantone bedeutsam ist. Und ein Blick ins Glattal zeigt, dass eine gut gemachte Stadtbahn für eine Region kein Pferdefuss, sondern ein Goldesel ist. Noch fehlen Charismatiker, die das Projekt vorantreiben. Die Limmattaler dürfen dieses Geschenk freudig annehmen.
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