Vom Zustand der politischen Kultur
Rassisten. Islamophobie. Faschisten! Warum es schwer fällt, keine Argumente zu haben.

Peter Schneider, ein Zürcher Psychoanalytiker und Satiriker, hat in der letzten Sonntagszeitung dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu eine Sprechblase in den Mund gelegt – das Bild zeigt den Politiker, wie er vor dem amerikanischen Kongress seine viel beachtete Rede über das iranische Atomprogramm hält. Der Anlass fand vor gut einer Woche statt. Laut Schneider sagt Netanyahu: «Ich wiederhole es an dieser Stelle noch einmal: Allen Juden, die sich in diesem von einem muslimischen Neger heruntergewirtschafteten Land nicht mehr sicher fühlen, wird Israel eine neue Heimat sein.» Ob das lustig ist oder nicht (gemeint ist es lustig, denn es handelt sich zweifellos um eine Satire), soll hier nicht mein Thema sein. Letztlich ist das Geschmackssache. Was mich beschäftigt, ist etwas anderes: Wie weit diese Satire von der Realität entfernt ist – und was sie uns sagt über Peter Schneider und die Qualität der politischen Debatte in unserem Land.