60 Jahre Birseck-CupVom Papageien-Trikot bis zu Chiudinellis Mitternachts-Raclette
Der Birseck-Cup, der beliebteste lokale Sommer-Tennisanlass, hat sich im Lauf der Jahre vom exklusiven Einladungsturnier zum «normalen» Sportevent verändert. Der aber immer noch seine ganz besonderen Geschichten schreibt.

Rettung durch die Feuerwehr
Es war wohl ein Vorbote der heute längst nicht mehr bestrittenen Klimaerwärmung. 1977 stand der Birseck-Cup aufgrund einer wochenlangen Dürre und des folgenden akuten Wassermangels kurz vor dem Abbruch, als der Arlesheimer Feuerwehr vom Baselbieter Wasserwirtschaftsamt eine Ausnahmebewilligung gewährt wurde. Sie durfte der Birs Wasser entnehmen und dieses an mehreren Tagen zwecks Wässerung der Plätze zum Spielort am so ausgetrockneten Schwimmbadweg führen. Um Staubwolken beim Spielen zu verhindern, mussten gar Staubbindemittel gestreut werden.
Gediegene Wäsche
Markus «Megge» Müller erinnert sich, als wäre es gestern gewesen. Dabei ist die skurrile Anekdote genau 40 Jahre alt und ereignete sich im Juli 1982, am Vorabend seines ersten von drei Arlesheimer Turniersiegen. «Nach meinem Halbfinalerfolg über den BLTC-Spieler Patrick Vorpe wurde dieser vom damaligen TC-Arlesheim-Ehrenpräsidenten Jean Bonnard wegen seines sehr bunten Outfits gerügt. Ich hingegen wurde als Vorbild in Sachen «gediegene Wäsche» gelobt. Dabei hatte auch ich in knallroten Shorts gespielt. Nur wenige Minuten später nahm mich der stets in edles Tuch gekleidete Bonnard denn auch zur Seite und teilte mir höflich, aber bestimmt mit, ich möge im Final doch bitte keine Papageienfarben mehr tragen. Weil Bonnard für mich ein Grandseigneur war, war mir sein Wunsch Befehl. Ich gewann den Final und bekam danach vom zufriedenen Clubmäzen eine seiner edelsten Rotweinflaschen geschenkt.»
Ausufernde Gartenfeste
Noch immer gibt sich die lokale Tennisszene beim «Wimbledon des Birsecks» jeweils ein Stelldichein. Ein «social event» so wie früher ist es aber nur mehr bedingt. «In den Achtziger- und Neunzigerjahren war die Hütte an einem schönen Sommerabend meist brechend voll, es wurde gebechert und gefeiert. Aus verschiedenen Gründen hat sich dies im Lauf der Jahre verändert, wir haben schon seit längerem ab 22 Uhr Lärmauflagen, es gibt die Promillegrenze und auch mehr Konkurrenz durch andere Sommerturniere», sagt der frühere TCA-Präsident Urs Bauer.
Und gibt dann schmunzelnd eine von vielen Episoden aus jenen wilden Zeiten zum Besten: «Wir hatten ein Clubmitglied, das den Grill im Garten betreute und während der hitzigen Arbeit jeweils ein Gläschen Wein kippte. An einem heissen Abend hatte er eindeutig zu viel getrunken und fuhr dann trotzdem mit dem Auto nach Hause. Weit kam er nicht, weil er gegen einen Strassenkandelaber fuhr und dabei dummerweise auch noch die Hupe auslöste. Wegen des nächtlichen Hupkonzerts rückte sehr bald die Polizei aus, was dann auch den Entzug seines Führerausweises zur Folge hatte.»
Der spezielle Final
In den 59 Jahren bisheriger Turniergeschichte gab es rein sportlich gesehen mehrere prägende Figuren. Waren dies früher etwa Edgar Huwyler, Markus Müller, Emmanuel Marmillod oder Peter Frey, so dominierte in der letzten Dekade der mehrfache Turniersieger Oliver Bühler das oberste Männer-Tableau. Der mittlerweile 38-jährige Aescher stand zuletzt gleich fünfmal im Final des R1/R3-Events und setzte sich dabei viermal durch.
In besonderer Erinnerung bleibt ihm jedoch sein erster Turniersieg von 2012, als ihm im Final Reto Schmidli gegenüberstand: «Die Partie musste am Sonntag wegen Regen abgebrochen werden und wurde am Montagnachmittag zu Ende gespielt, wobei ich mich ganz knapp in drei Sätzen durchsetzen konnte. Das ganz Spezielle war aber, dass es am Montag fast mehr Zuschauer auf der Anlage hatte als tags zuvor am eigentlichen Finaltag.» Der professionelle Pokerspieler gehört in Arlesheim im Übrigen auch deshalb zu den Stammgästen, weil er nach ausgedehnten Jass- oder Pokerrunden des Öftern erst nach Mitternacht die Anlage verlässt.
Ein urchiges Essen zu später Stunde
Immer wieder Gewitter und die Suche nach zur Verfügung stehenden Hallenkapazitäten: Für Turnierleiter Mano Mengisen und seine Crew geriet die letztjährige Turnierausgabe zur Herausforderung. Nach der einzigen, pandemiebedingten Turnierabsage in der Geschichte des Birseck-Cups 2020 gestaltete sich die Rückkehr vor Jahresfrist vor allem aus Wettergründen als schwierig. «An drei Tagen konnten wir draussen so gut wie gar nicht spielen. Alles in die Halle hiess es dann. Weil aber unser Hallenpartner TAB in Aesch wegen des in den Juli verschobenen Crossklinik Pfingst-Cups kaum Kapazitäten hatte, mussten wir in der ganzen Region um Indoor-Courts betteln», erzählt Mengisen rückblickend.
So kam es auch, dass Promi-Teilnehmer Marco Chiudinelli – von Tele Basel begleitet – in der Doppelkonkurrenz erst spätabends in der TAB-Halle antreten konnte und nach gewonnenem Match bei der Turnierleitung anfragte, ob er mit Familie im Arlesheimer Clubhaus noch etwas essen könne. Natürlich konnte er, kurz vor Mitternacht stand das Raclette auf dem Tisch.
Die Warteliste
Auch der BaZ-Reporter hat am Birseck-Cup schon viel erlebt. Sei es als Spieler oder als Schreibender. Als Junior durfte er am damaligen Einladungsturnier erst teilnehmen, nachdem er auf der Warteliste gestanden hatte und in seiner Juniorenkategorie Baselbieter Meister gewesen war.
Nur wer besondere Beziehungen hatte oder durch sportliche Resultate auffiel, war «würdig», in Arlesheim mitzuspielen. Dies hatte allerdings auch mit dem damaligen Tennisboom zu tun. Als der Schreibende 16-jährig das C-Turnier gewann, umfasste das Tableau sagenhafte 128 Namen. Das bedeutete für die Finalisten sieben Matchs während der neuntägigen Turnierdauer. Tempi passati! Seit Anfang der Neunzigerjahre ist der Birseck-Cup kein Einladungsturnier mehr und so gesehen auch nicht mehr exklusiv. Was an seiner Beliebtheit aber nur wenig geändert hat.
60. Birseck-Cup. Auf der Anlage des TC Arlesheim, Schwimmbadweg. – Das Turnier begann mit ersten Partien am Freitag und dauert bis Sonntag, 17. Juli. Speziell beim Jubiläumsanlass ist die Austragung eines N/R-Turniers. Mehr Informationen finden Sie hier.
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