Raubgrabungen in LiestalVilla Munzach wurde mit Metalldetektor geplündert
Am 19. Januar hat die Archäologie Baselland bei der römischen Villa Munzach Spuren einer Raubgrabung entdeckt. Sie erstattet nun Anzeige gegen unbekannt.

Rund dreieinhalb Jahre ist es her, dass in Pratteln ein römischer Schatz mit 293 Silbermünzen entdeckt wurde. «Der halbe Jahreslohn eines Legionärs», titelte damals diese Zeitung. Dann, im April letzten Jahres, ein weiterer bedeutender Fund: In Bubendorf beim Schloss Wildenstein wurde erneut ein Münztopf entdeckt. Ein mysteriöses Lederstück und der Beweggrund für das Vergraben des Schatzes stellten die Archäologinnen und Archäologen damals vor ein Rätsel.
Beide dieser Funde – vor allem ersterer – waren von erheblichem Wert. Und dennoch wurden beide der Forschung zur Untersuchung zur Verfügung gestellt – wie dies Pflicht ist bei archäologischen Artefakten. Doch dass dieser Schritt nicht immer eingehalten wird und durchaus anderweitiges Interesse an derartigen Artefakten besteht, zeigen neuste Ereignisse aus Liestal.
Raubgrabungen sind nicht selten
Bei der Villa Rustica von Munzach, einer römischen Villa von nationaler Bedeutung, die auf Liestaler Boden steht, entdeckten Mitarbeiter der Archäologie Baselland am 19. Januar Löcher von Raubgrabungen. Die Kantonsarchäologie vermutet, dass auf dem Gebiet der Villa zwischen Weihnachten und 19. Januar gezielt und mithilfe eines Metalldetektors nach Artefakten gesucht worden ist. Dies lassen die vor Ort gefundenen Spuren vermuten.
Raubgrabungen dieser Art gibt es häufiger, als man im ersten Moment denken mag. Denn nach Waffen- und Drogenhandel kommt an dritter Stelle bereits der gesetzeswidrige Handel mit Kulturgütern. Befeuert wird er durch die anhaltende Nachfrage auf dem Kunstmarkt. Zudem entwickelte er sich zu einer Finanzierungsquelle für Terrorismus und Organisierte Kriminalität, wie die Archäologie Baselland mitteilt.
Auf diesem Gebiet habe der Schweizer Kunstmarkt in den letzten Jahrzehnten grosse Fortschritte gemacht, sagt Andreas Fischer, Mediensprecher der Archäologie Baselland. «Die getroffenen Kontrollmassnahmen greifen in der Regel gut.» Raubfunde aus Schweizer Boden seien daher schwer zu verkaufen. Meist sei dies nur über illegale Kanäle möglich. Und auch dann stelle sich die Frage, wie wertvoll das Gefundene ist. In vielen Fällen ginge es wohl eher um eine «Schatzsuchermentalität»: den Drang, etwas aus der Vergangenheit zu finden, was sonst niemand hat, so Fischer.
Anzeige wurde erstattet
Wie auch in Bubendorf wurde jüngst in Liestal wohl ein Metalldetektor verwendet, um die Artefakte ausfindig zu machen. Der Unterschied ist jedoch, dass sich der Fund vom Januar auf einem Gebiet ereignete, welches aufgrund seiner grossen Bedeutung dem Baselbieter Archäologiegesetz untersteht. Dieses verbietet den Einsatz von Metalldetektoren, was die Baselbieter Archäologie den Räubern nun anlastet.
Zudem machte sich die Täterschaft durch die Gefährdung und Zerstörung einer archäologischen Stätte und – sofern tatsächlich etwas entwendet wurde – das Nichteinhalten der Melde- und Abgabepflicht fehlbar. Deshalb erstattete die Archäologie Baselland Anzeige gegen unbekannt. Die Polizei nimmt Hinweise entgegen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.