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«Vielleicht müssen wir all das erdulden»

«Wir haben es mit einem Vakuum zu tun.» Die Lala-Mustafa-Pascha-Moschee in Famagusta wurde Ende des 13. Jahrhunderts als Kathedrale erbaut; 1571 widmeten die osmanischen Eroberer Zyperns den Bau um.

BaZ: Herr Murray, warum haben Sie dieses Buch geschrieben? Wollen Sie etwas verändern oder nur ein Chronist des Untergangs sein?

Nichts auf dieser Welt existiert ewig. Wäre das Ende Europas wirklich so seltsam, wie Sie sagen?

Und Sie sind einer der wenigen, der sich dessen bewusst ist?

Europas Politiker, so schreiben Sie, handelten wissentlich gegen die Interessen der Bevölkerung. Das klingt wie eine Verschwörungstheorie: Warum sollte ein Politiker dies tun?

Nicht wenige Politiker dürften darauf vertrauen, dass die Folgen ihres Handelns erst sichtbar werden, wenn sie schon längst nicht mehr im Amt sind.

Warum fehlen den Politikern die Worte, um die Situation zu beschreiben? Sie sind mit Ihrer Kritik ja keineswegs allein, Souffleure gäbe es also genug.

Wer von der Gruppe abweicht, riskiert, allein dazustehen.

Grossbritannien hat dieses Jahr in zehn Wochen drei islamistische Terroranschläge erlebt. Einige Politiker sagten, man müsse mit dem Risiko leben. Die Empörung darüber war gross, aber was hätten sie angesichts eines unlösbaren Problems denn anderes sagen sollen?

Wenn Angela Merkel so viel falsch macht, warum ist sie dann noch immer so populär? Allein an der Schwäche ihrer Gegner kann es ja nicht liegen.

Andererseits schreiben Sie, Merkel habe erkannt, dass sie den Flüchtlingen helfen musste. Was war dann falsch an dem, was sie getan hat?

Welche Schlüsse zogen Sie daraus?

Es gibt ja auch die Theorie, wonach Merkel vor allem aus Eigennutz gehandelt habe: Einwanderung solle Deutschlands demografische Probleme lösen.

Sie machen ja durchaus auch einige Vorschläge, wie die Flüchtlingskrise wenn nicht gelöst, so doch gelindert werden könnte. Auffanglager in Libyen zu schaffen ist einer davon.

Weiter fordern Sie, Asylanten sollten in jedem Fall nur noch temporär bleiben dürfen. Vor allem bei jungen Leuten, die im Gastland aufgewachsen und integriert sind, dürfte dies zu schwer akzeptablen Härtefällen führen.

Was könnte getan werden, um bereits in Europa lebende Muslime besser in die säkulare Gesellschaft zu integrieren?

Müsste man muslimische Reformer nicht mehr unterstützen? Seyran Ates war ja kürzlich hier in London, die deutsche Autorin, die in Berlin eine liberale Moschee gegründet hat.

Sie beklagen auch eine spirituelle Leere, die in Europa herrsche. Sollte das Christentum wieder eine stärkere Rolle spielen?

Das muss ja nicht unbedingt schlecht sein: Die Aufklärung, die uns von der islamischen Welt unterscheidet, fand häufig gegen den Willen der Kirche statt.

Sollten christliche Geistliche weniger über Politik und wieder mehr über die letzten Dinge reden?

Also sollten Christen wieder mehr wie Muslime werden?

Sie nennen sich selbst einen «kulturellen Christen» oder auch einen «christlichen Atheisten». Was bedeutet das?