Viele Untaugliche mogeln sich in die Armee
Sie haben Epilepsie, Herzfehler oder psychische Störungen. Dennoch bestehen viele Untaugliche die Aushebung und gehen in die Rekrutenschule. Die Armee registriert solche Fälle immer häufiger.

Drei Wochen konnte sich Werner* in der Rekrutenschule halten. Der heute 24-jährige Student aus Basel hätte jedoch nie in die Armee aufgenommen werden sollen: Er hat Bluthochdruck und muss täglich Medikamente schlucken. Dennoch bestand er die Aushebung; von seinem körperlichen Gebrechen erzählte er an der Aushebung nichts. «Ich wollte in die Armee gehen, weil ich sonst Wehrpflichtersatz hätte zahlen müssen.»
Nach drei Wochen Infanterie-RS in Bière flog Werner auf: Bei einem Arztbesuch – er hatte sich die Schulter ausgekugelt – gestand er dem Arzt, er habe in der Gasmaske Atemnot und fühle sich unwohl. Dieser entliess ihn umgehend nach Hause. Später wurde er aufgrund von Untersuchungen seines Hausarztes für untauglich erklärt.
Werner ist nicht der einzige Wehrpflichtige in der Schweiz, der sich in die Armee mogelt. «Wir bekommen immer mehr Rückmeldungen, dass Rekruten in der RS plötzlich körperliche Leiden haben, die sie an der Rekrutierung nicht gemeldet haben», sagt der langjährige Oberfeldarzt Gianpiero Lupi. Genaue Zahlen gibt es noch keine. «Das Gros der Untauglichen können wir bei der Aushebung aussieben.» Wenn einer jedoch eine Epilepsie habe und dies bei der Rekrutierung nicht melde, zeige erst ein Anfall während der Rekrutenschule, dass er eigentlich untauglich sei.
Junge Männer wollen in Armee
Warum gefährden diese Personen ihre Gesundheit, nur um Militärdienst leisten zu können? Divisionär Lupi weiss die Antwort: «Die Armee hat weiterhin eine wichtige Bedeutung in der Bevölkerung.» Neben jenen, die keinen Dienst leisten wollten, gebe es eben viele junge Männer, die ihre Bürgerpflicht erfüllen wollten.
Das zeigt auch die Anzahl Rekurse gegen Untauglichkeitsentscheide: Laut Lupi wehren sich drei bis vier Mal mehr Leute gegen solche Entscheide wie gegen Tauglichkeitsentscheide. 2008 hat die Armee 40 Prozent der rund 38'600 Stellungspflichtigen für militärdienstuntauglich erklärt. Der Anteil jener, die während der Rekrutenschule ausgemustert werden, betrug 4,5 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 6 Prozent.
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