Viele Fussgängerstreifen täuschen Sicherheit nur vorTitel (mind. 2-, max. 3-zeilig)
In der Schweiz hat es zwischen 40 000 und 50 000 Fussgängerstreifen – zu viele, wie ein Experte sagt.
Von Stefan Hohler Zürich – Die Serie von Unfällen auf Fussgängerstreifen reisst nicht ab. Über das Wochenende sind wieder drei Passanten von Autos angefahren worden. Der folgenschwerste Unfall ereignete sich am Freitagabend in Effretikon. Ein 91-jähriger Rentner ist beim Überqueren der Rikonerstrasse auf dem Fussgängerstreifen von einem Auto erfasst und zu Boden geschleudert worden. Dabei erlitt er schwere Kopf- und Brustverletzungen. Die Kantonspolizei Zürich (Verkehrszug Winterthur 052 208 17 00) sucht Zeugen. Die beiden anderen Unfälle ereigneten sich in Winterthur. Ebenfalls am Freitagabend prallte ein Lenker auf der Rudolfstrasse in eine 33-jährige Frau und verletzte sie mittelschwer. Der Mann liess sich von einem Handyanruf für kurze Zeit ablenken. Am Samstagabend übersah ein Automobilist wegen schlechter Sichtverhältnisse auf der Frauenfelderstrasse zwei Fussgänger, beide wurden verletzt. Tragische Unfallserie Laut Gianantonio Scaramuzza, Sicherheitsexperte der BfU, der Beratungsstelle für Unfallverhütung in Bern, gibt es in der Schweiz zwischen 40 000 und 50 000 Fussgängerstreifen. Viele dieser Streifen würden aber nur Sicherheit vortäuschen. Er schätzt, dass die Hälfte davon falsch angelegt, überflüssig oder unvollständig konzipiert ist. Die fünf wichtigsten Sicherheitskriterien sind folgende: Mittelinsel: Eine Fussgängerschutzinsel in der Mitte der Strasse senkt das Unfallrisiko. Beleuchtung: Viele Zebrastreifen sind nicht oder falsch beleuchtet. Unter einer richtigen Beleuchtung versteht der Experte, dass ein Kontrast zwischen dem Fussgänger und dem Hintergrund bestehen muss. Sichtweite: Wichtig ist, dass die Sicht des Autolenkers nicht durch Mauern, Zäune oder Gebüsche verdeckt ist, oder dass die Sicht durch eine Kurve eingeschränkt wird.Fahrbahnen: Die Anzahl der Fahrbahnen, welche der Fussgänger überqueren muss, bis er auf der anderen Strassenseite oder sich auf der Fussgängerschutzinsel befindet, darf nicht mehr als zwei sein.Fussgängermenge: Je mehr Leute zusammen einen Zebrastreifen überqueren, umso sicherer sind sie. Laut Scaramuzza gibt es viele Fussgängerstreifen, die aufgrund von politischem Druck oder wegen Petitionen aus der Bevölkerung erstellt wurden, obwohl sie den genannten Kriterien in keinster Weise entsprechen.So tragisch die aktuelle Unfallserie ist, die Zahl der Fussgängerunfälle hat sich in der Schweiz in den vergangenen 30 Jahren massiv reduziert. «Wir haben nur noch ein Viertel, verglichen mit den Achtzigerjahren.» Für die Häufung der Fussgängerunfälle der vergangenen Woche findet Scaramuzza keine Erklärung. Er betont aber, dass im Durchschnitt in den dunklen Monaten November, Dezember und Januar ein Mensch pro Woche am oder auf einem Fussgängerstreifen tödlich verunglückt sei. Nein zum Handzeichen In einem Interview mit der NZZ lehnt der Chef der Verkehrspolizei bei der Kantonspolizei die Forderung ab, das abgeschaffte Handzeichen vor dem Betreten des Fussgängerstreifen wieder einzuführen. Für Ueli Zoelly ist dies in unserem Verkehrssystem ein Fremdkörper. Würden wir wieder dazu zurückkehren, würde die Schweiz zu einer verkehrstechnischen Insel. Alle umliegenden Länder hätten sich auf eine einheitliche Regelung geeinigt. Die Diskussion um das Handzeichen würde vom eigentlichen Problem ablenken. Die Automobilisten passen häufig schlichtweg zu wenig auf, sagt Ueli Zoelly. «Rund die Hälfte aller Zebrastreifen sind falsch angelegt, überflüssig oder unvollständig konzipiert.» Gianantonio Scaramuzza, BfU-Experte In den vergangenen Monaten kam es zu einer auffälligen Häufung von Unfällen auf Fussgängerstreifen. Foto: Kapo Zürich
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