Ein Talent steht bei Sm’Aesch im FokusViel Verantwortung auf jungen Schultern
Die Volleyballerinnen von Sm’Aesch streben am Mittwoch in der Finalserie gegen Neuchâtel die 2:1-Führung an. Viel hängt dabei von der erst 23-jährigen Zuspielerin Méline Pierret ab.

Es war ihr bisher bestes Spiel im rosa Trikot von Sm’Aesch-Pfeffingen. Méline Pierret verteilte beim 3:2-Heimsieg in Spiel zwei des Playoff-Finals gegen Neuchâtel UC ihre Pässe meist zentimetergenau, schlug ausgezeichnet auf und realisierte nebenbei acht direkte Punkte. Eine für die Zentrumsspielerin fast traumhafte Quote. Da gab es auch vom meist strengen Aescher Headcoach Andi Vollmer ein dickes Lob: «Wir haben nach dem 1:3 in Neuchâtel, wo ich nicht ganz zufrieden mit ihr war, viel geredet und das hat gefruchtet.»
Trotz ihren erst 23 Jahren hat die erste Sm’Aesch-Zuspielerin im Volleyball schon viel erreicht. Bereits mit 18 stand sie im Fanionteam des heutigen Finalgegners, wechselte nach dem 2019 mit NUC errungenen Meistertitel für zwei Saisons zu Volley Düdingen und wurde dort letzte Saison Vizemeisterin. Noch erstaunlicher als der nationale Palmarès ist der Fakt, dass die Freiburgerin als Stammpasseuse des Schweizer Frauen-Nationalteams bereits zwei Europameisterschaften bestritten hat. Nicht erstaunlich ist deshalb, dass die junge Frau vor Jahresfrist schon in Kontakt mit Bundesliga-Vereinen stand, sich dann aber für den Wechsel ins Baselbiet entschied. Ein Domizilwechsel, den sie bisher nicht bereut hat: «Weil ich mit der schwedischen Nationalspielerin Vilma Andersson starke Konkurrenz auf der Zuspielposition habe, muss ich mich hier mehr ins Zeug legen als zuletzt in Düdingen. Ich will mich sportlich weiterentwickeln und bald einmal im Ausland spielen.»
Bedeutet Pierrets Ansage, dass sie nach nur einer Aescher Saison bereits weiterzieht? Die Nationalspielerin lacht und will dazu (noch) nichts sagen. Einiges spricht allerdings dafür, dass sie dem Birstaler Spitzenteam erhalten bleiben wird. So oder so liegt ihr Fokus derzeit ganz auf der Playoff-Finalserie, die nach je einem Heimsieg vor dem dritten Spiel am Mittwoch am Neuenburgersee (20 Uhr, La Riveraine) 1:1 steht.
Die Erinnerung an 2019
Es sei der erwartete Final auf Augenhöhe, wobei, so Pierret, das Momentum jetzt bei Sm’Aesch liege: «Als Favorit hat NUC nun mehr Druck als wir. Wir glauben daran, in Neuchâtel das Break zu schaffen. Ich bin bereit dafür.» Die Westschweizerin weiss aus eigener Erfahrung, wie schnell sich eine Finalissima in die andere Richtung entwickeln kann. Vor drei Jahren, beim bislang einzigen Liga-Finalduell NUC gegen Sm’Aesch, legten die Baselbieterinnen vor, ehe sie auswärts den 1:1-Ausgleich kassierten und dann gegen das von Pierret angeführte Neuchâtel regelrecht einbrachen.
Die Frage, wie sie als Spielführerin in einer für den Titelkampf vorentscheidenden Partie mit dem mentalen Druck umgeht, scheint die Anhängerin des Hockeyteams Fribourg-Gottéron nicht wirklich zu stören: «Ich mag Druck. Und dann ist es immerhin mein dritter Playoff-Final, an der EM habe ich auch schon vor grösserer Kulisse gespielt.» Das Selbstvertrauen, gepaart mit einer Portion Unbeschwertheit, zählt gewiss zu den Stärken der Aescher Ballverteilerin. Ungeachtet dieser Coolness weiss sie indes auch, dass sie noch einiges lernen muss. Ihre Pässe seien manchmal noch zu hoch und zu lang. Das ganz schnelle Spiel sei nicht ihre Stärke. Und auch die Spielübersicht noch verbesserungsfähig. Selbstbewusst fügt sie hinzu: «Ich bin ja erst 23. Die besten Zuspielerinnen sind fast alle über 26. Da habe ich also noch etwas Zeit.»
Derweil sich die Sm’Aesch-Passeuse auf die entscheidenden Finalissima-Partien freut, hat Rivale Neuchâtel gerade auf der zentralen Position ein Problem. Die beiden Zuspielerinnen Sarah Troesch und Olivia Wassner vermochten in den Spielen eins und zwei nicht zu überzeugen, was sich in mehreren Wechseln von Trainerin Lauren Bertolacci niederschlug. Der Haupttrumpf von NUC bleibt so Topskorerin Tia Scambray, die in den ersten beiden Partien sagenhafte 56 Punkte erzielte. Vor ihrer ehemaligen Mitspielerin hat Méline Pierret denn auch Respekt und sagt: «Unser Block muss gut stehen, um ihren Einfluss möglichst einzuschränken.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.