Zolli BaselViel Platz für fünf Schildkröten
Beim ehemaligen Nagerfelsen tummeln sich seit Neustem zwei mediterrane Schildkrötenarten. Dafür wurde das Gehege extra umgestaltet.

Es ist viel los im Zolli. Ganze Kinderscharen strömen durch den Eingang, um in die Welt der Tiere einzutauchen. So ein Zoobesuch wird nie langweilig, denn es gibt immer wieder Neues zu entdecken. So können etwa die neu geborenen Totenkopfäffchen beobachtet werden, wie sie vom Rücken ihrer Mütter aus die Welt entdecken. Und weiter vorne, beim ehemaligen, über hundertjährigen Nagerfelsen gibt es ein neues, hübsch gestaltetes Gehege für mediterrane Schildkröten.
Lange muss man die Reptilien nicht suchen, denn soeben ist die Sonne hinter den Wolken hervorgekommen, um die Sonnenanbeter aufzuwärmen. Das sei das Erste, was die Tiere jeden Tag machten, berichtet Fabian Schmidt, Kurator des Vivariums. «Sie wärmen sich so lange auf, bis sie ihre Betriebstemperatur erreichen. Dank des dunklen Panzers geht das recht schnell.» Ist der nötige Temperaturpegel erreicht, werden die Tiere aktiv und machen sich auf die Futterjagd. Lange müssen sie hier nicht suchen, denn ihre Lieblingsspeise, diverse Wiesenkräuter, liegt überall im Gehege bereit. Heute, wo es nicht so heiss ist, liegt die Aktivitätsspitze der Schildkröten vor dem Mittag. An heissen Tagen sind sie früher am Vormittag sowie am späteren Nachmittag unterwegs. In der Zwischenzeit oder wenn sich die Sonne nicht zeigt, ziehen sie sich zurück.
Sardinien im Kleinformat
«Schildkröten sind wie alle Reptilien ektotherm, also von der Aussentemperatur abhängig. Wenn sie nicht ‘sünnele’ können, dann bleiben sie in ihren Verstecken unter den Sträuchern, Stämmen oder in den Treibhäusern und warten auf besseres Wetter.» Dass sie so auf Diät sind, sei kein Problem, versichert Schmidt, denn Schildkröten schöpften Energie aus der Wärme und müssten daher viel weniger fressen. «Man sagt, dass ein Säugetier von dieser Grösse etwa zehnmal mehr fressen muss als ein Reptil.» Die Schlechtwetterphasen dürfen aber nicht allzu lange andauern, damit sich die Tiere trotzdem die nötigen Fettreserven für den Winter anfuttern können.
Zwei Westliche Griechische Landschildkröten und drei Breitrandschildkröten teilen sich das neue Gehege. Letztere ist die grösste in Europa vorkommende Schildkrötenart. «Sie kann eine Maximalgrösse von bis zu 40 Zentimetern erreichen – das aber nur bei guter Pflege in Obhut von Menschen.» Dass die Zooschildkröten noch nicht ganz so gross sind, hängt mit dem Alter zusammen. Die Älteste der Gruppe zählt 32 Jahre und hat noch lange Zeit zum Wachsen. In menschlicher Obhut werden die Tiere 100 bis 120 Jahre alt oder auch älter.


Der Lebensraum der Breitrandschildkröten befindet sich in Griechenland und im südlichen Albanien. Auch auf Sardinien sind sie zu finden – vermutlich wurden sie in der Antike durch die Römer eingeführt. Dort leben sie auch in Nachbarschaft mit der westlichen Unterart der Griechischen Schildkröte. Damit es den Panzertieren wohl ist, haben die Zolligärtner alles darangesetzt, einen mediterranen Garten nachzubauen, der an die Lebensräume auf Sardinien erinnert.
«Sobald alles festgewachsen ist, werden wir weitere Tiere anschaffen, auch Weibchen.» Die jetzige Population besteht nur aus männlichen Tieren, die aus Nachzuchten von privaten Züchtern der Schweiz stammen. Im Winter wird es in diesem Gehege wenig zu sehen geben, weil sich die Tiere ab September in den Winterschlaf zurückziehen. Dazu verkriechen sie sich tiefer in den Boden. «Wir möchten, dass sie die Überwinterung im Gehege machen können. Dafür haben wir flache Treibhäuser installiert, die nach unten geschützt sind», erklärt Schmidt. Bis es soweit ist, können die gepanzerten Tiere aber noch ausgiebig beobachtet werden.
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