Vertrauliche Daten an Detektivbüro verkauft
Die Genfer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Angestellte grosser Schweizer Telecomunternehmen. Dabei geht es um ein Netz mit illegalen Auskünften.

Die Telecomunternehmen Orange und Sunrise haben Sanktionen gegen Mitarbeiter ergriffen, die vertrauliche Daten verkauft und so das Post- und Telefongeheimnis verletzt haben sollen. Orange entliess einen Mitarbeiter, und Sunrise enthob einen von seinen Tätigkeiten.
Der betroffene Angestellte von Orange Schweiz wurde am letzten Freitag mit sofortiger Wirkung entlassen. «Der Mann hat die Verfehlungen zugegeben», sagte heute Orange-Sprecherin Therese Wenger auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA.
Die Genfer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Mann sowie gegen je einen Mitarbeiter von Orange und Swisscom. Die drei Angestellten sollen seit mehreren Jahren vertrauliche Daten an Dritte verkauft haben. Dabei soll es sich etwa um Listen mit Telefonnummern handeln, die sie an ein Detektivbüro im Kanton Waadt weitergaben.
Warten auf Untersuchungsresultate
Orange wartet nun laut der Sprecherin die nächsten Schritte der Justiz ab. Man habe eine interne Untersuchung eingeleitet bezüglich der Kontrollen zur Gewährleistung des Datenschutzes. Einzelheiten wollte Wenger mit Verweis auf die laufende Strafuntersuchung nicht nennen.
Bei Sunrise, wo der betroffene Mitarbeiter suspendiert wurde, wartet man ebenfalls auf die Resultate der Untersuchung, wie Sprecher Roger Schaller sagte. Wie Orange wird auch Sunrise erst dann über die Einreichung einer Klage entscheiden. «Zum jetzigen Zeitpunkt wäre dies verfrüht», sagte Schaller.
Bei der Swisscom waren am Montag noch keine Angaben darüber erhältlich, was mit dem bei ihr betroffenen Mitarbeiter geschieht. Unternehmenssprecher Christian Neuhaus stellte nähere Informationen in Aussicht, sobald Resultate der vom Genfer Staatsanwalt Yves Bertossa geführten Untersuchung vorlägen.
Erinnert an Datenklau bei Banken
Den eidgenössischen Datenschützer Hanspeter Thür erinnert der Fall an den Bankensektor. Die Motivation, die Mitarbeitende dazu bringe, Daten zu Gewinnzwecken zu missbrauchen, sei die gleiche, sagte Thür heute.
Seines Wissens sei es der erste Fall betreffend die Weitergabe vertraulicher Daten im Sektor Telekommunikation, in dem die Strafjustiz ein Verfahren führe. Auf den ersten Blick würden die internen Kontrollen als ungenügend erscheinen, aber man müsse das Ergebnis der Strafuntersuchung abwarten, um sicher zu sein.
SDA/sam
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