
Leute, die Lage ist ernst. Ernster als die Basler Fasnacht. Und diese ist nun wirklich eine ernste Sache, oder? Also. In Pratteln musste das Fasnachtsfeuer abgesagt werden, weil dabei zu viel umweltbelastender «grüner Baumschnitt» verbrannt worden wäre. Klimaschutz und so, Sie wissen schon. Ich finde, diese Geschichte ist im Fasnachtstrubel etwas untergegangen. Oder im Grünzeug-freien Rauch der Chienbäse als Feinstaub verpufft. Hüstel, hüstel.
Natürlich wird niemand behaupten, dass ein Fasnachtsfeuer das globale Klima in irgendeiner Weise beeinflussen wird. Oder doch? Nein, selbst in diesen verrückten Zeiten kann man noch immer auf einen Rest gesunden Menschenverstand zählen. Wobei ich, ehrlich gesagt, gerade etwas unsicher bin. Die Welt spinnt im Grossen. Oft aber auch im Kleinen.
Dass ich etwas verwirrt bin, liegt wohl auch daran, dass ich total übermüdet bin. Und ich schon wieder gesündigt habe. Wie so oft in letzter Zeit. Nein, ich habe kein Feuer entfacht, weder mit noch ohne Grünzeug. Ich war nicht auf den Ski. Und ich bin auch kein böses Auto mit Verbrennungsmotor gefahren. Ich habe Fasnacht gemacht.
Bitte? Fasnacht ist keine Sünde? Denken wir mal daran, wie viel CO2 ich und alle anderen Pfeiferinnen und Pfeifer produziert haben. Beachten wir auch, was die Guggenmusikerinnen und Guggenmusiker an Frischluft verschränzt haben. Und die Wägelerinnen und Wägeler durch ihr Schreien unzähliger Wortfetzen.

Rechnen wir noch das Publikum dazu: «Waggis, e Dääfi!» Und dann diese Räppli! Feinstaub à la nom de dieu. Plus die Säuberung der Stadt, plus die Verbrennung des Fasnachtsmülls. Goppeloni, habe ich etwas vergessen? Klar, das Singen von Schnitzelbängg in Begleitung des Gelächters des Publikums – die reinste CO2-Schleuder. Dann das «Geköche» von Mehlsuppe, das Backen von Kääs- und Ziibelewaie, das Grillieren von Klöpfern … Hilfe! Es nimmt kein Ende.
Fasnacht ist einfach nicht mehr zeitgemäss. Wie in Pratteln müsste da mal jemand einschreiten. Ich glaube, ich sollte Politiker werden. Tja, da müssten sich die anderen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich im kommenden Herbst für ein hohes Amt in Bern beliebt machen wollen, warm anziehen. Ich wüsste auch schon meinen Wahlkampfslogan: «Immer in Fahrt.» Clever, was? Da könnte ich auf die gerade vorherrschende Meinung aufspringen und müsste mich so gar nicht verbiegen.
Da ich so flexibel bin, wäre ich im Nu Bundesrat.
Und da ich so flexibel bin, wäre ich im Nu Bundesrat. Waisch, wie ich main? Ich würde als Erstes darauf bestehen, dass ich die dicke Bundesratslimousine, natürlich ein E-Model, selbst fahren würde. Nein, ich würde einen E-Bus anschaffen und mein Beraterteam mitnehmen. Ich würde durchs ganze Land segeln und den Leuten verkünden, dass alle recht haben. Aber dann würde ich trotzdem alles so machen, wie ich es will. Mein Team würde das dann so geschickt verpacken und kommunizieren, dass trotzdem alle das Gefühl hätten, sie wären ernst genommen worden …
Okay, ich schlafe nochmals darüber. Vielleicht habe ich auch einfach zu viel verseuchte Fasnachtsluft eingeatmet.
Philipp Probst ist Autor und BVB-Chauffeur.
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Kolumne: Fahrtenschreiber – Verseuchte Fasnachtsluft
Die Fasnacht ist vorbei. Die ausgespielten Themen leider nicht. Die Welt spinnt im Grossen. Und oft auch im Kleinen.