Verschleppt, ermordet, vergessen
Der Fund eines Massengrabs zeigt, dass die Naziverbrechen in Österreich nicht restlos aufgeklärt sind.

Dass das Feld neben dem Spital früher als Friedhof diente, wusste man schon lange. Nicht aber, dass dieser Friedhof in der österreichischen Kleinstadt Hall auch ein Massengrab beherbergte. Die Gebeine von bis zu 220 Opfern der nationalsozialistischen Euthanasie sollen in dem Acker liegen. Zu diesem Fund haben Forschungen über die Psychiatrie in Tirol geführt. Bei Archivstudien stiess der junge Historiker Oliver Seifert auf Patientenlisten des psychiatrischen Krankenhauses Hall, die einen extremen Anstieg der Sterberate in den Jahren 1943 und 1944 zeigten. Bei Grabungsarbeiten für eine Erweiterung der Anstalt fand man nun das Massengrab. Ab März sollen alle sterblichen Überreste ausgegraben werden. Die Spitalverwaltung des Bundeslandes Tirol finanziert die Ausgrabung und die historischen Untersuchungen mit 400'000 Euro. Die Leitung des Landeskrankenhauses Hall erklärte soeben, dass sie die Geschichte des Massengrabs restlos aufklären will.