«Vermeiden Sie, mit Deutschen über die Juden oder Palästina zu reden»
Tausende Dokumente wurden in dem Versteck des Al-Qaida-Gründers gefunden. Jetzt veröffentlichen US-Geheimdienste einen Teil der Schriften. Sie enthalten auch Details zu deutscher Politik.

Vier Jahre nach der Tötung von Al-Qaida-Chef Osama Bin Laden haben die US-Geheimdienste mehr als hundert Dokumente freigegeben, die überraschende Einblicke in seinen Gemütszustand und seine Ziele gewähren und tiefe Risse in dem Terrornetzwerk zeigen.
Unter den Dokumenten aus dem Versteck von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan, die von den USA bei dessen Tötung vor vier Jahren gefunden und nun veröffentlicht wurden, finden sich auch Texte mit Bezug zu Deutschland. Wer sie verfasste und an wen sie gerichtet waren, ist nicht bekannt. Ebenso ist unklar, in welcher Sprache die auf Englisch vorliegenden Papiere im Original verfasst wurden. Sie enthalten Angaben zu Details aus Politik und Wirtschaft in Deutschland. Einige Auszüge:
Schwergewicht Schäuble
«Nach der Veröffentlichung der beleidigenden Karikaturen des Propheten Mohammed in Dänemark rief der deutsche Innenminister (Wolfgang Schäuble (CDU) im Jahr 2008) alle europäischen Zeitungen zu deren Nachdruck auf. Dies hat Gewicht, weil (...) er der Innenminister des Landes mit dem grössten Verlag in Europa, dem Axel-Springer-Verlag, ist.»
Tabuthema Nahost
«Vermeiden Sie es, mit Deutschen über die Juden und Palästina zu reden. Dies ist in Deutschland ein sehr sensibles Thema und wird unserem Ziel abträglich sein. Ich glaube, wenn wir angeben, dass wir an Deutschlands Seite stehen und nur im Sinn haben, sie aus Afghanistan herauszubekommen, werden sie unsere Position verstehen, so Gott will.»
Rückgrat Automobilindustrie
«Ein Boykott der deutschen Autoindustrie schadet dieser selbst und weiteren Firmen wie etwa BASF, dem weltgrössten Chemiekonzern, oder dem Stahlsektor, die beide wichtige Branchen in Deutschland sind. Ein Boykott der deutschen Autoindustrie wird zum Verlust von Arbeitsplätzen, sinkenden Steuern und anderen Schäden führen. (...) Ein Donimoeffekt.»
Wirtschaftliche Lage
«Im Jahr 2008 exportierte Deutschland Waren im Wert von 955 Milliarden Euro. (...) 40 Prozent der Wirtschaft und ein Drittel der Beschäftigung sind exportabhängig. Die Autoindustrie ist die wichtigste Sparte und stand im Jahr 2008 für 17 Prozent aller Exporte. Deutschland gilt als wirtschaftlicher Motor Europas.»
Krisenbedingte Hoffnungen
«Deutschland hat unter der Wirtschaftskrise gelitten, die Verkäufe im Ausland sind zurückgegangen. Sie hoffen auf Kompensation im arabischen Markt und konzentrieren sich auf einige Länder, die grosse Summen investieren wollen - wie Algerien mit 150 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2014, Saudiarabien mit 100 Milliarden Dollar und auch Libyen.»
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