
Für die Türkei hätte das Jahr 2015 auch einen ganz anderen Weg nehmen können als den der Gewalt. Im Frühjahr traten in Istanbul erstmals Regierungsvertreter und ranghohe Kurdenpolitiker gemeinsam vor die Presse. Sie verabredeten einen Fahrplan für die Aussöhnung. Mit ein bisschen mehr gutem Willen auf beiden Seiten hätte die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) diesen Sommer einen Kongress abgehalten und womöglich beschlossen, die Waffen niederzulegen. Die Kurden hätten womöglich bald über ihre parlamentarische Vertretung, die HDP, an einer Verfassung mitgeschrieben, die sie als gleichwertige Bürger des Landes akzeptiert. Eine Zukunft ohne Blutvergiessen – sie war mehr als nur eine Träumerei; sie war zu greifen.
Vergeltung statt Vergebung
In der Türkei ist die Zeit der Aussöhnung mit den Kurden vorbei. Staatspräsident Recep Erdogan sucht die Konfrontation.