Verführerische Natur
Fjorde, Fjells und Fossen: Mit der MSC Meraviglia unterwegs zu den Schönheiten Westnorwegens.

Auch eine Fjordsafari muss seriös vorbereitet sein. In einem Bootshäuschen zwängen wir uns in schwarz-gelbe, wasserfeste Floatinganzüge. Präzis werden die orangen Rettungswesten am Oberkörper befestigt. Die Schutzkleidung fühlt sich unbequem an, ist aber nötig für die Bootstour. Wir befinden uns im Hafen von Geiranger – einem Dörfchen, nach dem der bekannteste und wohl auch schönste Fjord Norwegens benannt ist. Die Fahrt mit dem Festrumpfschlauchboot verspricht ein Fjorderlebnis mit Nervenkitzel.
Der Trip wird rasch zu einem rasanten Ritt über das Wasser. Für Adrenalinschübe sorgt der Mann am Steuer: Alberto, ein Italiener, Mitte 30, hält auf eine Felswand zu und biegt im letzten Moment noch ab. Die drei Frauen in der zwölfköpfigen Gruppe an Bord kreischen. «Hoffentlich macht er nicht den Schettino», scherzt ein älterer Mann. Ein bisschen Aufregung gehört dazu. Doch die Bootstour dient in erster Linie der Erkundung des Geirangerfjords und seiner Schönheiten – etwa der Wasserfälle. Dabei können wir aus der Nähe spektakuläre Fotos schiessen und Videos machen. Zudem erleben die Passagiere im Umfeld der Wasserkaskaden eine angenehme Kühle samt sanfter Dusche.
Ein Stopp auf der Fjordsafari gilt dem Wasserfall «Die sieben Schwestern». So heisst die Formation von sieben Wasserfällen, die nebeneinander Hunderte Meter die Felswände hinabrauschen. Auf der gegenüberliegenden Seite tost «Der Freier». Der Legende nach warb der Freier um die Schwestern. Weil er von allen sieben Schwestern abgewiesen wurde, soll er dem Alkohol verfallen sein. Dazu lässt sich eine interessante Beobachtung machen: Hinter dem Wasservorhang des «Freiers» sieht man einen Felsvorsprung, der einer Schnapsflasche ähnelt.
Senkrechte Felswände ragen bis zu 1400 Meter in die Höhe
Die Fjordtour endet nach einer Stunde. In Geiranger, einem Hotspot der norwegischen Tourismuswirtschaft, wartet das Kreuzfahrtschiff MSC Meraviglia.
Der Geirangerfjord erfreut sich bei Kreuzfahrtpassagieren grosser Beliebtheit. In der Hochsaison besuchen täglich Tausende Touristen Geiranger, wo nur 250 Einwohner leben. Zeitweise halten sich so viele Besucher in dem Dörfchen auf, dass sie sich im Wege stehen. Da wir schon in Geiranger sind, fahren wir in die Höhe zu den Aussichtsplattformen. Von oben lassen sich eindrückliche Panoramabilder des Fjords machen. Das Fotosujet ist dank norwegischer Tourismuswerbung weltbekannt. Aussichtspunkte wie der überhängende Felsen Flydalsjuvet sind populäre Orte für Selfie-Inszenierungen.

Als weiteres eindrückliches Erlebnis entpuppt sich die Fahrt mit dem grossen Schiff, der MSC Meraviglia, zurück durch den 15 Kilometer langen Geirangerfjord. Dabei gleiten wir durch eine fast unberührte Landschaft mit teils senkrecht abfallenden Felshängen, die bis zu 1400 Meter in den Himmel ragen, manche grün, andere zerklüftet. Wir sehen schneebedeckte Gipfel, Gletscher und Wasserfälle, welche die steilen Felswände herabstürzen, und Wildbäche, die durch Wälder zum Fjord fliessen.
Der Geirangerfjord zählt seit 2005 zum Weltnaturerbe der Unesco. Und er gehört zum Programm der Nordsee-Kreuzfahrten von MSC Kreuzfahrten. Die MSC Meraviglia ist seit zwei Jahren Teil der Flotte der in Genf domizilierten italienischen Grossreederei. «Meraviglia» heisst «Wunder»: Wie der Name verrät, versteht sich die MSC Meraviglia als Schiff der Superlative: 315 Meter lang, 65 Meter hoch, 19 Decks. An Seetagen langweilen sich die Passagiere nie, vielfältig sind Gastronomie, Unterhaltung, Sport, Wellness und Shopping. Und das ganze Programm gewürzt mit einer Portion Italianità.
Über 5700 Passagiere aus 42 Ländern lassen es sich an Bord der Meraviglia gut gehen, darunter auch 72 Passagiere aus der Schweiz. Die Kreuzfahrt ab Kiel führte nach einem Zwischenhalt in Kopenhagen zu den stark zerklüfteten Küstenlandschaften im Westen Norwegens, wo Hunderte Meeresarme zwischen steilen Felswänden weit ins Landesinnere ragen. Norwegens Fjorde gehören zu den spektakulärsten geologischen Formationen der Welt. Aber nicht nur die Fjorde begeistern, sondern auch die Fjells, die Berge mit ihren Hochebenen, sowie die unzähligen Wasserfälle, die Fossen. Faszinierend, was die Urgewalten der Natur aus Wasser und Fels erschaffen haben.

Doch die touristische Nutzung der Fjorde hat längst kritische Ausmasse erreicht. Für Kreuzfahrtschiffe gelten seit dem letzten März neue Umweltregeln. Das bedeutet, dass alle Cruiseliner in den Welterbe-Fjorden mit Treibstoff fahren müssen,der einen bestimmten Schwefelgehalt nicht überschreitet. Oder dass die Schiffe ein Reinigungssystem nutzen müssen, das den Schwefel aus den Abgasen wäscht. MSC Kreuzfahrten hält sich gemäss eigenen Angaben strikt an diese Vorschriften: «Sie sind für unsere Schiffe kein Hinderungsgrund, die Fjorde zu befahren», lässt die Reederei verlauten. Man könnte anfügen: zumindest bis der angestrebte Null-Emissionsstandard für Welterbe-Fjorde nicht gesetzliche Realität wird.
Die Meraviglia befährt zahlreiche Meeresarme, auch den Sognefjord, den König der norwegischen Fjorde, mit einer Länge von 204 Kilometern der längste Europas. Einer seiner vielen Seitenarme trägt den Namen Nærøyfjord und gehört ebenfalls zum Unesco-Weltnaturerbe. Unser Schiff fährt aber am Nærøyfjord vorbei und biegt in den Aurlandsfjord ein, mit dem Ziel Flåm, einem Dörfchen mit 350 Einwohnern. Seine einzige Attraktion wartet am Bahnhof: Die grasgrüne, historische Flåmsbana ist berühmt, weil sie über eine der weltweit steilsten Eisenbahnstrecken fährt.
Eine Bergfee lockt mit ihrem Gesang Männer an
Von Flåm aus ruckelt der mit vielen asiatischen Touristen gefüllte Zug hinauf nach Myrdal. 867 Höhenmeter sind zu bewältigen, mit höchstens 40 Stundenkilometern.Die Gäste erleben eine Reise mit spektakulären Ausblicken auf Bäche und Wasserfälle, Täler und Berge. Nach 20 Kilometern und 20 Tunnels wird die in 20 Jahren von 1924 bis 1944 gebaute Bahn die Endstation erreichen. Aber vorher wartet eine Überraschung beim Kjosfossen, einem breiten, wuchtigen Wasserfall, wo der Zug einen Extrahalt einlegt.
Die Touristen drängen ins Freie und zücken die Handys. Plötzlich ertönt eine schöne weibliche Stimme. Vor einer Ruine neben den herabrauschenden Wassermassen tanzt eine Frau, rot gekleidet, blond. Das muss Huldra sein, eine Bergfee, die gemäss der Sage mit ihrem Gesang Männer anlockt und meist ins Verderben führt. Etwas gar kitschig die Inszenierung, aber Teil eines beeindruckenden norwegischen Landschaftskinos.
Die Reise wurde unterstützt von MSC Kreuzfahrten AG
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