USA fordern Mursis Freilassung
In Kairo haben sich die Islamisten zum «Marsch der Millionen» besammelt: Zehntausende fordern die Wiedereinsetzung des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi. Es bleibt weitgehend friedlich.
Ägyptens Islamisten wollen sich nicht mit der Absetzung ihres Präsidenten durch das Militär abfinden. Auch in der Nacht setzen Mursi-Anhänger ihren Protest fort. Derweil fordert nach Deutschland auch die US-Regierung die Freilassung des gestürzten Präsidenten.
Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi haben auch in der Nacht zum Samstag in Kairo gegen die Entmachtung der Islamisten durch das Militär demonstriert.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Tausende vor einer Moschee im Stadtteil Nasr ausharrten, Slogans gegen das Militär riefen und eine Wiedereinsetzung Mursis in sein Amt forderten. Grössere Zusammenstösse mit Gegnern der Islamisten gab es nicht. Unterdessen schloss sich die US-Regierung der deutschen Forderung nach einer Freilassung Mursis an.
Die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Jen Psaki, liess am Freitag allerdings offen, wie man sich in Washington im Falle einer Freilassung Mursis weiter zu dem gewählten, aber vom Militär entmachteten Präsidenten verhalten werde. «Wie wir es schon häufiger gesagt haben, liegt es natürlich beim ägyptischen Volk, die eigene Zukunft und den Weg vorwärts zu bestimmen», sagte sie.
Friedlicher «Marsch der Millionen»
Der Islamist Mursi war am Mittwoch vergangener Woche nach wochenlangen und teils gewaltsamen Protesten gegen seine Regierung vom Militär abgesetzt und unter Arrest gestellt worden. Sein Aufenthaltsort ist weiterhin unklar. Auch mehrere Führer der Muslimbruderschaft, der auch Mursi vor seinem Amtsantritt als Präsident im vergangenen Jahr angehörte, wurden verhaftet, gegen andere Haftbefehle erlassen.
Die Muslimbruderschaft hatte am Freitag – dem ersten im Fastenmonat Ramadan – zum «Marsch der Millionen» gegen den «Militärputsch» aufgerufen. Zehntausende waren dem gefolgt. Die Bewegung kündigte an, solange auf die Strasse zu gehen, bis ihre Forderungen erfüllt seien.
Aufgrund befürchteter Zusammenstösse mit Mursi-Gegnern errichtete die Armee an den Zufahrtsstrassen zur Hauptstadt Kontrollpunkte. Bei Zusammenstössen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften waren am vergangenen Montag mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen.
«Wenn nötig bleiben wir zwei Jahre»
Die Protestierenden, die Nationalflaggen und Koranausgaben trugen, riefen bei der Kundgebung vor der Rabaa al-Adawija-Moschee im Viertel Nasr-City Slogans gegen die Armee. Der einflussreiche Islamistenführer Safwat Hegasi kündigte an, die Proteste bis zur Wiedereinsetzung Mursis fortzusetzen.
Zudem forderte er sofortige Parlamentswahlen und die Einsetzung eines Komitees zur Umsetzung eines Plans der nationalen Versöhnung. «Wir werden weiter Widerstand leisten. Wir werden ein oder zwei Monate oder sogar ein oder zwei Jahre bleiben. Wir werden nicht gehen, bevor unser Präsident Mohammed Mursi nicht zurückkommt», rief Hegasi der Menge zu. Die Demonstranten bauten eine Feldküche auf, um für das Fastenbrechen am Abend Essen zu kochen. In Ägypten wird wie in allen muslimischen Ländern derzeit der islamische Fastenmonat Ramadan begangen. Auch vor der Universität Kairo versammelten sich tausende Anhänger Mursis.
Das gegnerische Lager wollte am Abend auf dem zentralen Tahrir-Platz sowie in der Nähe des Präsidentenpalasts in Heliopolis seine Anhänger versammeln. Wegen der Hitze kamen dort tagsüber nur wenige Menschen zusammen. Die grössten Menschenansammlungen wurden für den Abend nach dem Fastenbrechen erwartet. Angesichts der Feindschaft zwischen beiden Lagern wurden neuerliche Zusammenstösse befürchtet. Am Montag waren in Kairo bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Islamisten mehr als 50 Menschen getötet worden.
US-Regierung fordert Freilassung Mursis
Nach Deutschland hat auch die US-Regierung die ägyptische Armee zur Freilassung des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi aufgerufen. Die US-Aussenamtssprecherin Jennifer Psaki sagte am Freitag, sie fordere «heute öffentlich» die Freilassung des islamistischen Politikers. Dieser war nach seiner Absetzung am 3. Juli von der Armee an einem «sicheren Ort» festgesetzt worden. Die USA hatten bisher zwar willkürliche Festnahmen von Mitgliedern der Muslimbruderschaft verurteilt, nicht aber explizit die Freilassung Mursis gefordert.
«Wir haben von Anbeginn Sorge über diese Festnahmen, diese politisch motivierten willkürlichen Festnahmen von Mitgliedern der Muslimbruderschaft geäussert», sagte Psaki. Die Regierung fordere weiterhin die gute Behandlung der Inhaftierten und denke, dass die aus politischen Gründen Festgenommenen freigelassen werden sollten. Allerdings legte sich Psaki weiterhin nicht fest, ob der Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten als Putsch zu werten sei. Eine solche Wertung hätte Auswirkungen auf die US-Militärhilfen für Ägypten.
Vor den USA hatte am Freitag bereits das Auswärtige Amt in Berlin Mursis Freilassung gefordert. Aussenamtssprecher Martin Schäfer sagte, es dürfe «keine politische Verfolgung» geben, und «jeder Anschein von selektiver Justiz» müsse vermieden werden. Die «aufenthaltsbeschränkenden Massnahmen» für Mursi müssten beendet und einer «neutralen Institution» Zugang zu ihm gewährt werden. Eine «Rückkehr zur Demokratie» könne «nur gelingen, wenn alle politischen Kräfte den demokratischen Transformationsprozess mitgestalten können», sagte Schäfer.
Am Freitag versammelten sich Anhänger und Gegner Mursis an verschiedenen Orten der Hauptstadt Kairo zu Massenkundgebungen. Während die Gegner der Muslimbrüder auf dem zentralen Tahrir-Platz erneut die Absetzung des islamistischen Staatschefs feierten, demonstrierten Zehntausende seiner Anhänger im Viertel Nasr City für seine Wiedereinsetzung.
AFP/sda/mw/chk
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