US-Notenbank will Zinsen frühestens im Juni erhöhen
Die Fed stellt behutsam die Weichen für die nahende Zinswende: Sie strich auf der geldpolitischen Sitzung ein Signalwort, mit dem sie bislang ein «geduldiges» Vorgehen angekündigt hatte.

Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Tür für eine Erhöhung des Leitzinses im Sommer weiter geöffnet. In der vom Offenmarktausschuss der Fed veröffentlichten Erklärung fehlte der Hinweis, dass die weitere Normalisierung der Geldpolitik «geduldig» angegangen werde. Eine sofortige Zinserhöhung war von Vornherein so gut wie ausgeschlossen.
Die amerikanische Börse reagierte – wie immer – rasch auf die Erklärung:
Auch der Devisenmarkt reagierte schlagartig auf die Andeutung Yellens. So gewann der Dollar gegenüber dem Franken nach der Pressekonferenz um 19.30 Uhr kurzzeitig fast einen ganzen Prozentpunkt. Lange vermochte die bevorstehende Leitzinserhöhung den Dollar allerdings nicht zu stärken:

Die neue Wortwahl ebnet den Weg für eine Abkehr vom Krisenmodus, auf den sie in der Finanzkrise Ende 2008 mit der Nullzinspolitik umgeschaltet hat. Experten rechnen damit, dass die Fed im Juni oder September das historisch niedrige Zinsniveau von null bis 0,25 Prozent anheben wird und weitere Erhöhungen folgen werden. Dabei dürfte die Fed allerdings weniger grosse Schritte machen als bislang erwartet.
Die Zentralbanker selbst gehen im Mittel davon aus, dass der Schlüsselzins Ende 2015 bei 0,625 Prozent liegen wird. Noch im Dezember hatten sie 1,125 Prozent veranschlagt. Allerdings sei es wegen der niedrigen Inflation und einer leicht abgekühlten Konjunktur «unwahrscheinlich», dass der Leitzins schon bei ihrem nächsten Treffen im April angehoben werde, teilten die Notenbanker in Washington mit.
Damit dürfte er mindestens bis zum Juni auf dem Allzeit-Tief zwischen null und 0,25 Prozent bleiben, wo er seit der schweren Finanzkrise 2008 liegt.
Viel Handlungsspielraum
Nach Ansicht von Ökonom John Carey von Pioneer Investment in Boston verschafft sich die Fed mit der jüngsten Formulierung jede Menge Spielraum: «Sie hat sich die Flexibilität verschafft, die Zinsen jederzeit erhöhen zu können. Zugleich hat sie die Möglichkeit, zunächst nicht zu handeln, solange der Dollar so stark ist und die Wirtschaftsdaten uneinheitlich sind.»
Die Fed hatte mit dem Nullzins und massiven Konjunkturspritzen mit dafür gesorgt, dass die USA die Rezession abschütteln und die Aktienmärkte auf Rekordjagd gehen konnten. Die Fed kommt nun ihrem Ziel Vollbeschäftigung immer näher – zuletzt lag die Arbeitslosenquote bei 5,5 Prozent.
Inflationsrate bereitet Sorge
Allerdings bereitet ihr die auf niedrigem Niveau dahindümpelnde Inflationsrate Sorge. Die Fed will vor der Zinswende zumindest feste Anhaltspunkte dafür haben, dass sich die Rate mittelfristig wieder Richtung Zielwert bewegt.
Hinsichtlich der Entwicklung der Verbraucherpreise geht die Zentralbank von Inflationsraten zwischen 0,6 und 0,8 Prozent für das laufende Jahr aus. Erst 2017 solle die Teuerung wieder die Zielmarke von 2,0 Prozent erreichen.
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