US-Geheimdienstkoordinator tritt zurück
Dennis Blair, Spitzenberater Barack Obamas in Geheimdienstfragen, nimmt den Hut. Die Geheimdienste wurden zuletzt heftig kritisiert.

Dennis Blair, der Chef der 16 Geheimdienstbehörden in den USA, tritt überraschend zurück. Gründe für diesen Entscheid gab er nicht bekannt. Blair und auch die Geheimdienste waren in letzter Zeit wiederholt kritisiert worden.
Er habe Präsident Barack Obama davon unterrichtet, am kommenden Freitag (28. Mai) aus dem Amt scheiden zu wollen, hiess es in der Mitteilung Blairs an die Adresse seine Mitarbeiter. Blair ist Spitzenberater des US-Präsidenten in Geheimdienstfragen. Die Position des Nationalen Geheimdienstdirektors, wie das Amt offiziell heisst, war erst vor fünf Jahren geschaffen worden, als Konsequenz aus den Terroranschlägen vom 11. September 2001.
Spekulationen über sinkendes Vertrauen
In den vergangenen Monaten hatte es wiederholt Spekulationen über sinkendes Vertrauen des Weissen Hauses in Blair gegeben. Um nach dem Anfang Mai nur knapp vereitelten Terroranschlag auf den New Yorker Times Square die geheimdienstliche Zusammenarbeit mit den pakistanischen Behörden zu verbessern, hatte Obama jüngst Panetta und seinen Nationalen Sicherheitsberater James Jones nach Pakistan entsandt - nicht aber den höchsten Geheimdienstler Blair.
Besonders kritisiert wurde Blair nach dem gescheiterten Anschlag des Nigerianers Umar Farouk Abdulmutallab auf ein US- Passagierflugzeug in Detroit am Weihnachtstag 2009. Obama hatte anschliessend «katastrophale» Pannen seiner Sicherheitsbehörden eingeräumt und von «Fehlern im System» gesprochen.
Detroit und Fort Hood
Der Präsident bemängelte, dass die US-Geheimdienste Informationen, die vor dem Anschlagsversuch des «Unterhosenbombers» vorgelegen hatten, nicht richtig «verbunden und verstanden» hätten. Die extremistische Gesinnung des verhinderten Attentäters sei ihnen bekannt gewesen.
Und auch nach der Schiesserei auf dem Armee-Stützpunkt Fort Hood in Texas Anfang November, bei der ein palästinensisch-stämmiger Major um sich geschossen und 13 Menschen getötet hatte, sahen sich die US-Geheimdienste der Kritik ausgesetzt. Auch hier sollen sie Hinweise übersehen haben.
Gigantischer Geheimdienst-Apparat
Die 16 Geheimdienste der USA gelten als gigantischer und schwerfälliger Apparat mit insgesamt 200'000 Mitarbeitern. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde der Posten des Nationalen Geheimdienstdirektors (DNI) geschaffen.
Der Koordinator überwacht die Geheimdienste und koordiniert vor allem Anti-Terror-Massnahmen der US-Bundespolizei und des nach 2001 geschaffenen Heimatschutzministeriums. Dem obersten Geheimdienstler direkt unterstellt ist das Nationale Zentrum für Terrorismusbekämpfung (NCTC), in dem alle Informationen über Terrordrohungen gesammelt und analysiert werden sollen.
Admiral im Ruhestand
Blair, ein Admiral im Ruhestand, war bereits der dritte Nationale Geheimdienstdirektor. Die verschiedenen Geheimdienste in den USA zu koordinieren und sie dazu zu bringen, Informationen auszutauschen, sei eine Herausforderung, gestand er einmal ein.
SDA/jak
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