US-Behörden verhören Kinder von Schweizer Banker
Eigentlich wollten die beiden Kinder eines Schweizer Bankers nur ihre Grosseltern in den USA besuchen. Doch sie wurden bei der Einreise von Steuerbeamten abgefangen – und stundenlang verhört.
Die Behörden in den USA haben einem Bericht zufolge stundenlang zwei Kinder eines Schweizer Bankers verhört. Die beiden Jugendlichen hätten nach der Einreise sechs Stunden lang weder ihre Eltern noch ihre Grosseltern, die sie besuchen wollten, kontaktieren können, berichtet die Zeitung «La Tribune de Genève».
Die Beamten erkundigten sich demnach – offenbar im Rahmen von Ermittlungen zu US-Steuersündern – genau nach dem Aufenthaltsort des Vaters, seiner Tätigkeit und möglichen Reisen in die USA. Der Mann ist laut Zeitung als Vermögensverwalter tätig.
Stimmung zwischen Angst und Hass
Die Schweizer Banken hatten im vergangenen April unter dem Druck der US-Behörden die Namen von rund 10'000 Beschäftigten an die USA übermittelt, die in Kontakt mit US-Kunden standen. Die Schweizer Regierung hatte der Datenübermittlung zuvor zugestimmt. Gegen diesen Schritt wehren sich zahlreiche Banker. Viele wissen nach Angaben von einem ihrer Anwälte nicht, ob sie überhaupt betroffen sind.
Die Stimmung auf dem Finanzplatz schwankt laut der «Tribune de Genève» zwischen Angst und Hass. Viele fühlten sich verraten. Dabei sind laut dem Blatt ungefähr 90 Prozent der früheren und aktuellen Angestellten, deren Namen in die USA geschickt wurden, nicht in der Vermögensverwaltung tätig oder haben nie Kunden in den USA besucht. Viele seien in rein administrativen Positionen beschäftigt, beispielsweise als Sekretärinnen.
«Schweiz nicht mehr verlassen»
Die fünf Banken, die laut der «Tribune de Genève» Mitarbeiternamen übermittelt haben, Credit Suisse, Julius Bär, HSBC Private Bank (Schweiz) sowie die Kantonalbanken Zürichs und Basel-Stadts, raten ihren Mitarbeitern zwar von Reisen in die USA ab. Doch die zahlreichen Auslieferungsverträge der USA machten Reisen für die Betroffenen allgemein zum Risiko. Der Genfer Anwalt Douglas Hornung, der rund 40 Personen betreut, predigt radikale Enthaltsamkeit: «Ich rate meinen Kunden, die Schweiz nicht mehr zu verlassen», sagt er gegenüber der «Tribune de Genève».
Die USA verstärken seit einiger Zeit ihren Druck auf Geldinstitute in der Eidgenossenschaft. Betroffen sind unter anderem die UBS, Credit Suisse oder Julius Bär, aber auch israelische Banken wie Leumi, Hapoalim oder Mizrahi. Wegelin, die älteste Bank der Schweiz, war Ende Januar am Steuerstreit mit den USA zerbrochen und musste ihr Geschäft ausserhalb der USA an die Raiffeisen-Bank verkaufen.
AFP/rub/bru
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