Urschweiz bündelt Massnahmen gegen sinkende Wasserspeicher
Weniger Kälte und selten Neuschnee: In der Urschweiz sind die Temperaturen in 100 Jahren um zwei Grad gestiegen. Der Rückgang der Gletscher beeinflusst die Wasserversorgung. Nun reagieren die Behörden.

Die Klimaerwärmung macht auch vor der Urschweiz nicht Halt. In den Kantonen Uri, Schwyz, Nid- und Obwalden werden die Schneefallgrenzen steigen, die Gletscher verschwinden. Zu diesem Schluss kommt der Klimabericht, welchen MeteoSchweiz im Auftrag der Urkantone erstellt hat.
Der Blick zurück zeigt: Heute ist es in der Urschweiz im Winter bis zu 2 Grad und im Sommer bis zu 1,5 Grad wärmer als noch vor 100 Jahren. In den letzten 50 Jahren nahm die Erwärmung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt zu.
Gleichzeitig sank die Zahl der kalten Wintertage mit Temperaturen unter Null Grad - in den letzten 50 Jahren um 15 bis 45 Prozent. Pro Jahr gibt es 20 bis 50 Frosttage weniger als vor 50 Jahren.
Weniger Schnee, mehr Sommertage
Die Erwärmung wirkt sich auch auf die Anzahl Tage mit Neuschnee mit mehr als einem Zentimeter neuem Schnee aus. Heute gibt es im Schnitt 10 bis 15 Neuschneetage weniger als noch vor 50 Jahren. Tage mit grossen Schneehöhen über 30 Zentimeter sind laut Bericht «deutlich seltener zu beobachten».
Klar zugenommen haben hingegen die Sommertage. Je nach Höhenlage gibt es heute 15 bis 60 Sommertage mehr pro Jahr, an denen die Temperaturen über 25 Grad steigen. Die Nullgradgrenze hat sich nach oben verschoben. Sie liegt in den Sommermonaten rund 350 Meter höher als vor 50 Jahren.
Vergletscherte Fläche hat sich halbiert
Der Temperaturanstieg wirkt sich auch auf die Gletscher der Urschweizer Kantone aus. Die vergletscherte Fläche der 200 Gletscher im Gebiet Urschweiz hat sich seit 1850 nahezu halbiert. Der Hüfi-Gletscher im Maderanertal etwa hat in den letzten 100 Jahren 1,3 Kilometer an Länge eingebüsst.
Der Damma-Gletscher in den Urner Alpen hat zwischen 1939 und 2007 rund 136 Millionen Kubikmeter Eis verloren, was 40 Prozent des anfänglichen Volumens entspricht. Forscher der ETH Zürich gehen davon aus, dass Ende des 21. Jahrhunderts alle Gletscher der Urschweiz verschwunden sein werden.
Damit geht nicht nur eine touristische Attraktion verloren. Gravierender ist der Gletscherrückgang laut dem Bericht für den Wasserhaushalt der Urschweiz. Denn die Gletscher wirken als Wasserspeicher, sind wichtig für die Wasserkraftwerke und schützen vor Steinschlag und Naturgefahren.
Viele Pflanzen haben sich bereits an die neuen Temperaturen angepasst. Sie blühen im Frühling früher und die Vegetationsperiode dauert länger. Der Löwenzahn in Sarnen etwa blüht rund 30 Tage früher als vor 50 Jahren. Der Nadelaustrieb der Lärchen in Einsiedeln hat sich um 20 Tage nach vorne verschoben.
Warnung vor Wetterextremen
Die Forscher von MeteoSchweiz gehen davon aus, dass die mittleren Temperaturen in allen Regionen der Urschweiz weiter ansteigen werden. In Engelberg werden in Zukunft Sommertemperaturen erwartet, wie sie heute in Luzern oder Altdorf gemessen werden. Der Einsiedler Winter wird 2060 kaum kälter als der heutige Winter in Schwyz oder Stans.
Die Tage mit Temperaturen unter Null Grad und Neuschnee werden immer seltener. Gegen Ende des Jahrhunderts wird es im Sommer deutlich weniger häufig regnen. Die Forscher warnen vor Wetterextremen wie Wärmeperioden im Winter und Hitzewellen im Sommer.
Uri arbeitet Massnahmenpaket aus
«Die Änderung des Klimas ist kaum noch abzuwenden und wird auch in den Urschweizer Kantonen nicht ohne Folgen für Menschen und ihre Umwelt bleiben», schreibt die Umweltdirektion Uri in einer Medienmitteilung vom Donnerstag. So könnten etwa Hitzewellen zur gesundheitlichen Belastung werden und schneearme Winter dem Tourismus schaden. Die Landwirtschaft könnte dagegen von längeren Vegetationsperioden profitieren.
Die Regierung geht davon aus, dass aufgrund der Klimaerwärmung Massnahmen in den folgenden Bereichen notwendig sind: Trinkwasserversorgung, Entwässerung, Wassernutzung, Trockenheit und Energie. Ein erstes Massnahmenpaket soll bis im Frühling 2014 ausgearbeitet und dann dem Regierungsrat unterbreitet werden.
SDA/wid
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