Nach schweren VorwürfenUnternehmen Mitte rechtfertigt sich
Laut Medienberichten soll es im bekannten Basler Café zu Mobbing, Beleidigungen und einem sexuellen Übergriff gekommen sein. Jetzt nimmt die Geschäftsführung Stellung und dementiert mehrere Anschuldigungen.

Das Unternehmen Mitte galt in Basel als eines der renommiertesten Kaffeehäuser. Doch nachdem die WOZ in der vergangenen Woche schwere Vorwürfe gegen das Lokal erhoben hatte, ist die Geschäftsleitung des Unternehmens in starke Kritik geraten. Die Anschuldigungen sind heftig; es geht um Mobbing, Beleidigungen und einen sexuellen Übergriff.
Mitarbeiter und Ex-Angestellte forderten die Geschäftsleitung in einem offenen Brief bereits vor einigen Monaten zum Handeln auf. Unter ihnen war auch der jetzige Grossrat Laurin Hoppler (Junge Grüne), der rund eineinhalb Jahre als Barista im Café gearbeitet hat. Er bestätigt die Vorwürfe, die im Zeitungsartikel zu lesen sind. «Hinter den Kulissen ist vieles anders, als es nach aussen wirkt», sagt er.
Vergangenen Samstag demonstrierten rund 50 Personen, darunter viele Ex-Mitarbeiter, mit Transparenten vor dem Lokal. Sie forderten die Geschäftsleitung auf, «endlich» etwas zu unternehmen.
Mehrere Dementis der Geschäftsleitung
Am Montag nimmt die Führungsriege der Mitte erstmals zu den happigen Vorwürfen Stellung. In den sozialen Medien schreibt sie: «Würde all das stimmen, was in dem Artikel steht, würden wir selbst in unserem Kaffeehaus keinen Kaffee mehr trinken wollen.»
Dem sei aber nicht so, versichert die Geschäftsleitung. «Wir haben den Vorfall sehr ernst genommen und umgehend reagiert. Gestützt auf die gültigen Verfahrensschritte bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, haben wir den Vorfall mit einer renommierten, externen Fachperson untersucht.»
Darüber hinaus dementiert sie mehrere Aussagen. Beispielsweise stimme nicht, dass der Mitarbeiter, der eine Kollegin mutmasslich sexuell angegangen habe, in die Heileurythmie geschickt worden sei. Auch sei kein Strafverfahren gegen ihn hängig. Ausserdem gilt für den mutmasslichen Täter die Unschuldsvermutung.
Transparenz schaffen
Die Geschäftsführung verteidigt in dem Communiqué ihre Handhabung des mutmasslichen Missbrauchsfalls. Und dass der betroffenen Mitarbeiterin gekündigt worden sei, treffe ebenfalls nicht zu.
Trotzdem verspricht sie Besserung. Man werde Themen wie sexuelle Belästigung, Mobbing und üble Nachrede intern weiterhin bearbeiten und zukünftig öffentliche Veranstaltungen dazu organisieren. «Wir wollen Transparenz schaffen.» Daher werde man umgehend auch eine externe unabhängige Meldestelle für diese Themen einrichten.
«Lügen, beschwichtigen und ignorieren»
Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mitte sowie die IGA Basel halten indes wenig von diesen Bekundungen. Kurz nach der Stellungnahme veröffentlichen sie auf Facebook ein Antwortschreiben, in dem sie festhalten, dass die Geschäftsleitung nichts gelernt habe. Erneut rede diese einen sexuellen Übergriff als eine «Grenzüberschreitung» klein, statt ihn ernst zu nehmen und aufzuarbeiten.
Dass kein Strafverfahren erhoben worden sei, stimme nachweislich nicht. Die Geschäftsleitung würde erneut die Taktik «Lügen, beschwichtigen und ignorieren» fahren, um sich aus einer schwierigen Situation zu retten. Das wolle man nicht hinnehmen, so die Botschaft: «Wir halten an unseren Forderungen fest.»
Benjamin Wirth ist seit 2019 als Lokalredaktor für den Grossraum Basel zuständig. Ausserdem ist er Mitglied des Teams Gemeinden.
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