Unterländer Schlangen sind bedroht
Es war Zufall, dass Ruedi Keller in Hochfelden eine Ringelnatter entdeckte. Zu Gesicht bekommt man diese heimische Schlangenart nur noch selten.
Von Heinz Zürcher Hochfelden – Damit hatte Ruedi Keller vom Naturschutzverein Höri-Hochfelden nicht gerechnet. Mit dem Fotoapparat in der Hand begutachtete er die Glattbrücke bei Hochfelden. Sein Verein will dort Kästen für Mehlschwalben anbringen. Zunächst glaubte Keller einen Schuhbändel zwischen den Steinen zu sehen, dann einen Regenwurm. Erst als er sich dem länglichen Tier näherte, dieses sich plötzlich aufrichtete und eine Drohstellung einnahm, erschrak Keller und realisierte, was da vor ihm lag: eine Ringelnatter. «Ausserhalb des Zoos habe ich noch nie eine Schlange gesehen», sagt er, «doch anhand der halbmondförmigen Flecken war es dann unschwer, sie zuzuordnen.» Bald kroch ein zweites Exemplar unter den Steinen hervor. Beides waren Jungtiere und nur etwa 15 Zentimeter lang. Keller geht davon aus, dass die Mutter die Brut unter die Steine gelegt hatte. Ringelnattern sind ungiftig und harmlos. Ausgewachsen können sie bis zu 130 Zentimeter lang werden. Obschon sie zur meistverbreiteten Schlangenart im Unterland gehören, sind sie in der Region nur selten anzutreffen. Noch seltener und gar vom Aussterben bedroht sind die Schlingnattern, die vor allem eher trockene Lebensräume bevorzugen. Ganz anders die Ringelnatter. Sie hält sich mit Vorliebe an Gewässern auf. Die Schlange schwimmt und taucht gut und ernährt sich hauptsächlich von Fröschen, Molchen, Kröten und Fischen. Junge verspeisen gerne Kaulquappen. Stefan Heller, Leiter des Naturschutzzentrums Neeracherried, trifft zwei- bis dreimal pro Jahr Ringelnattern an. Im Ried finden sie ideale Lebensräume vor. «Manche Nattern wandern für ihre Nahrungssuche bis in die Wälder, manchmal ein bis zwei Kilometer weit», sagt er. Wenn Menschen mit ihnen in Berührung kommen, dann vor allem in Gärten. «Manchmal verkriechen sich mehrere Weibchen in einem Komposthaufen und legen dort ihre Eier.» Im Juli brüten sie auch in Misthaufen oder anderen modernden Stellen. Ab Oktober ziehen sich die Tiere bis März in ihre Überwinterungsplätze zurück. Viele Feinde Intensiv mit den Ringelnattern befasst hat sich Goran Dusej von der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (Karch). Wie viele Exemplare im Unterland vorkommen, weiss auch er nicht. Nur, dass «durch den Landschaftsverbrauch die Bestände dramatisch zurückgehen». Manchmal wird er kontaktiert, wenn jemand im Garten eine Ringelnatter entdeckt hat. «Viele Menschen haben Angst, und ich versuche sie dann davon zu überzeugen, dass diese Schlange ungefährlich ist.» Dennoch komme es vor, dass Ringelnattern totgeschlagen würden. Dabei mangelt es ihnen nicht an Feinden. Nebst Greifvögeln, Reihern, Katzen, Füchsen und Mardern jagen auch Igel nach den Reptilien. Ruedi Keller gibt den in Hochfelden angetroffenen Jungen deshalb keine grossen Überlebenschancen. «An der Glatt hat es viele Graureiher. Und für die sind diese Schlänglein ein gefundenes Fressen.» www.karch.ch Die junge, 15 Zentimeter lange Ringelnatter, die Ruedi Keller vom Naturschutzverein Höri-Hochfelden nahe der Glattbrücke in Hochfelden fotografiert hat. Foto: PD
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