Ein kleines Land, berühmt für seine dramatische Berg- und Seenlandschaft, beneidet für seinen geordneten Wohlstand, bewundert für seine tolerante, friedfertige Gesellschaft. «Warum trifft es uns?», fragen sich die Neuseeländer nach dem grausamen Massenmord durch einen rechtsradikalen Einzeltäter in zwei Moscheen in Christchurch.
«So etwas kann bei uns nicht passieren», dachten sich die Norweger – bis Anders Breivik 2011 Dutzende junge Leute auf einer Ferieninsel ermordete, getrieben von rechtem Rassenwahn. Das ganze Land war traumatisiert, Norwegen stellte seinen Lebensstil, seine Gesellschaftsordnung in Frage.
Und die Schweiz? Brenton T., der Täter von Christchurch, ist uns näher, als die Entfernung zum Tatort suggeriert. Er wurde nicht nur im Internet radikalisiert, sondern auch hier vor Ort, in unserer europäischen Nachbarschaft.
Der Täter wurde nicht nur im Internet, sondern auch hier in Europa radikalisiert.
T. bereiste wiederholt Europa, war auf dem Balkan und verehrt serbische Kriegsverbrecher, besuchte in Frankreich Kriegsschauplätze und zitiert Marine Le Pen, die französische Rechtsaussen-Politikerin. Er verbrachte Wochen in Grossbritannien, beschreibt sich selbst als Engländer oder Iren, also als Europäer. Es wird sogar spekuliert, dass er bei Rechtsextremisten in Osteuropa eine Kampfausbildung erhalten haben könnte.
Die wirre Lehre von der Vorherrschaft der Weissen, die durch den «Austausch» der Bevölkerung bedroht sein soll, wird an vielen Orten auf dem alten Kontinent gepflegt. Dieses Gedankengut hat über rechtspopulistische Parteien wie die AfD in Deutschland, Fidesz in Ungarn oder Lega in Italien längst Spuren bis in die offizielle Politik hinterlassen. Indem wir diese Ideologie bei uns thematisieren und bekämpfen, gehen wie auch gegen Täter wie Brenton T. vor.
Allerdings wird das rechtsradikale Spektrum bei der Terrorbekämpfung oft noch zu wenig ernst genommen. Und auch die Schweiz ist nicht immun dagegen. Ein Anschlag wie in Christchurch ist auch in diesem toleranten, friedfertigen Land denkbar.
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Unsere Nachbarschaft
Der Angriff in Neuseeland trifft uns unmittelbarer, als es auf den ersten Blick scheint.