«Unsere Kommentatoren sind nicht an einer Modeschau»
Das schlabberige Outfit einer Auslandskorrespondentin erhitzt die Gemüter beim «Blick». Hat das Schweizer Fernsehen keinen Dresscode mehr?
«Ein desaströser Einstand!», titelte der Blick in seiner heutigen Ausgabe über den ersten Fernsehauftritt der SF-Auslandskorrespondentin Karin Wenger. «Das war das Ärgerlichste, was ich je gesehen habe», wird ein Leser zitiert. Was den Blick und seine Leser so sehr in Rage brachte, war nicht etwa mangelnde Kompetenz der 30-jährigen preisgekrönten Journalistin, sondern deren Outfit. Karin Wenger trägt ein sandfarbenes Oberteil mit schwarzen Pailetten am Décolleté. «Pyjama-Look», findet der Blick und fordert vehement eine Modeberatung.
Die heutige Einschaltung in der Mittagstagesschau meisterte Karin Wenger so kompetent wie gestern. Sie wirkte etwas weniger nervös als bei ihrem – notabene erst zweiten – TV-Auftritt. Optisch wirkte sie jedoch tatsächlich gepflegter: weinrote Bluse, die Haare apart frisiert, die Augen geschminkt. Hat sie die Kleiderkritik vom Blick schon umgesetzt? «Es hat nach dem Auftritt einen telefonischen Austausch mit der Korrespondentin gegeben, bei dem der Auftritt als Ganzes besprochen wurde», sagt David Affentranger, Sprecher des Schweizer Fernsehens. Dies sei so üblich, wenn jemand zum ersten Mal auf dem Bildschirm zu sehen sei.
Klare Styling-Richtlinien bei SF
Das Schweizer Fernsehen hat klare Styling-Richtlinien. Extravagante Accessoires bei News-Formaten sind etwa tabu, die Moderatoren sollen sich im «klassischen Business-Look» kleiden, bei Sportformaten und Magazinen ist «sportlich elegant» angesagt und bei Unterhaltungsformaten heisst der Dresscode «casual-chic». Ausserdem müssen radikale Veränderungen am Äusseren vorher abgesprochen werden. Den Moderatoren stehen Stylingberater unter der Leitung von Alex Hefter zur Seite, der SF in den vergangenen fünf Jahren optisch aufpoliert hat. Gibt es bei Auslandskommentatoren ebenfalls Styling-Vorgaben? «Grundsätzlich müssen Kommentatoren gepflegt und den örtlichen Umständen entsprechend auftreten», so Affentranger. Eine Live-Schaltung aus einem Krisengebiet im Business-Look wäre also fehl am Platz. Der Info-News-Gehalt gehe aber auf jeden Fall vor, betont der SF-Sprecher. «Ausserdem sind unsere Kommentatoren ja nicht an einer Modeschau.» Übrigens: Zum Outfit von Karin Wenger sind bei SF keine Reklamation eingegangen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch