«Unser Protest machte den Landsleuten Mut»
Die Ägypter in Zürich feierten den Rücktritt von Mubarak in Altstetten – mit Wasser und ohne Autokorso.
Von Beat Metzler Zürich – Während in Kairo Millionen tanzten, feierten im Zürcher Restaurant Singapore etwa 25 Exil-Ägypter den Abgang von Hosni Mubarak. Im Vergleich zum Taumel am Nil verlief das Fest an der Badenerstrasse zurückhaltend. Die meist älteren Männer prosteten sich mit Mineralwasser und Tee zu. Ein Laptop auf dem Tisch übertrug al-Jazeera. Viele riefen mit Handys in der Heimat an. «Ich wollte einen Autocorso organisieren», sagte Ahmed Abdel Wahab. «Aber wir sind halt nicht so viele wie die Italiener. Und wohl auch ein bisschen zu alt.» Überschwänglicher soll es heute in Winterthur zu- und hergehen. Ihre vor dem Rücktritt Mubaraks geplante Protestdemo werden die Ägypter trotzdem durchführen; nun als Jubelmarsch (am Neumarkt, 14 Uhr). Trotz der gefassten Stimmung sprachen mehrere von einem der schönsten Tage ihres Lebens. Die letzten zwei Wochen haben alle Anwesenden mitgenommen. Sie schwankten zwischen Hoffnung und Resignation. «Manchmal befürchtete ich, die Demonstranten in Kairo hielten nicht durch», sagte Amr Abdelaziz. Der gestrige Rücktritt von Hosni Mubarak traf die meisten überraschend. Spontan versammelten sich die Freunde und Bekannten im Singapore. Aufbruchsstimmung miterleben Obwohl die Ägypter in der Schweiz nicht am Umsturz mitarbeiten konnten, glauben sie, der Revolution ein wenig genutzt zu haben. «Wir haben unsere Aktionen im Internet dokumentiert. Al-Jazeera hat über die Proteste im Ausland berichtet. Das machte unseren Landsleuten Mut», sagte Amr Abdelaziz. Viele planen nun, so schnell wie möglich ihre Heimat zu besuchen. Man will die Angehörigen umarmen und einen Hauch der Aufbruchsstimmung miterleben. «Ich war im November dort. Jetzt werde ich in ein neues Land reisen», sagte eine Frau. Manche könnten sich jetzt eher vorstellen, ganz zurückzukehren. Alle Sorgen sind aber noch nicht vergangen. Der friedliche Übergang zur Demokratie werde nicht einfach, waren sich die Feiernden einig.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch