Unruhe nach dem Putsch in Mali
Bisher sind drei Menschen beim Regierungsumsturz in Mali ums Leben gekommen. Laut Gerüchten könnte es ausserdem bald zu einem Gegenschlag von Unterstützern des gestürzten Präsidenten kommen.
Nach dem Putsch in Mali ist am Freitag erneut die Rundfunkübertragung unterbrochen worden. Soldaten errichteten rund um das Gebäude des Senders Barrikaden. Gerüchte machten die Runde, dem gestürzten Präsidenten Anadou Toumani Touré loyal ergebene Truppen könnten einen Gegenschlag planen. Auf dem gestörten Staatssender flackerte eine Mitteilung, die die Bürger zur Ruhe aufrief.
Nachdem das Fernsehsignal ausgefallen sei, sei er zu den Soldaten am Sender gegangen, berichtete Mohamed Traore, der 300 Meter von der Station entfernt lebt, per Telefon. Dort hätten ihm die Soldaten gesagt, die Präsidentengarde habe vor, zurückzuschlagen. Auch die Journalistin Katarina Hoije berichtete von Schüssen und Ansammlungen von Soldaten.
Rebellen verhängen Ausgangssperre
Nach dem Staatsstreich im westafrikanischen Mali sind heute weiter vereinzelt Explosionen und Schüsse in der Hauptstadt Bamako zu hören. Die Nacht über hatten die Rebellen eine Ausgangssperre verhängt, berichteten Augenzeugen.
Meuternde Soldaten hatten sich gestern an die Macht geputscht, das Staatsoberhaupt Amadou Toumani Touré gestürzt und die Verfassung ausser Kraft gesetzt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden gestern in Bamako drei Zivilisten erschossen und 28 Menschen verletzt.
Wo ist Touré?
Touré war 2002 demokratisch zum Präsidenten gewählt worden, 2007 wurde er im Amt bestätigt. Er hatte zuvor bereits angekündigt, nach zwei Amtszeiten bei den Wahlen am 29. April nicht mehr anzutreten. Die Verfassung hätte eine dritte Amtszeit untersagt.
Der Präsident soll sich unter dem Schutz loyaler Soldaten in einem Militärlager befinden. Das berichteten lokale Medien. Allerdings gab es dafür keine offiziellen Bestätigungen. Auch die Anführer des Putsches gaben keine Auskunft über den Verbleib Tourés. Sie erklärten nur, es gehe ihm gut, und er sei in Sicherheit.
Hunderttausende auf der Flucht
Das neue «Nationalkomitees für die Wiederherstellung der Demokratie und des Staates» (CNRDR) hatte seinen Staatsstreich mit der Unfähigkeit der Regierung, «die Krise im Norden Malis zu bewältigen» begründet.
In der Region gibt es seit Januar immer wieder schwere Kämpfe der Regierungstruppen mit Tuareg-Rebellen. Hunderttausende sind auf der Flucht. Die Soldaten werfen Touré vor, sie in ihrem Kampf gegen die aufständischen Tuareg nicht genügend unterstützt zu haben.
Zehn Regierungsmitarbeiter sollen von den Putschisten festgehalten werden, darunter Aussenminister Soumeylou B. Maiga und der Bürgermeister von Bamako, Adama Sangaré. Alle Flüge von und nach Mali wurden gestrichen und die Landgrenzen geschlossen.
EU macht Druck
International wurde der Putsch scharf verurteilt. Die EU forderte heute die Wiedereinsetzung der gewählten Regierung Malis. In einer heute in Brüssel verabschiedeten Erklärung verurteilten die 27 EU-Aussenminister die «Versuche, die Macht in Mali gewaltsam zu übernehmen». Bereits gestern hatte Frankreich, der grösste Geldgeber des westafrikanischen Landes, den Staatsstreich scharf kritisiert.
Auch die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats hatten in New York erklärt, die Soldaten sollten in ihre Kasernen zurückkehren und die Sicherheit des Präsidenten gewährleisten. Die verfassungsmässige Ordnung müsse wiederhergestellt und die demokratisch gewählte Regierung wieder ins Amt gesetzt werden.
Die Afrikanische Union suspendierte als Reaktion auf den Putsch laut BBC die Mitgliedschaft Malis. Bereits am Donnerstag hatte Frankreich, der grösste Geldgeber des westafrikanischen Landes, den Staatsstreich scharf kritisiert.
sda/afp/rbi/fko
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