UNO in Syrien erneut unter Beschuss
Ein Konvoi der UNO-Mission ist in der Nähe der Stadt Idlib von einem improvisierten Sprengsatz getroffen worden. Die Beobachter waren zu Besuch in der Rebellenhochburg.
UNO-Beobachter sind gestern in Syrien in Bedrängnis geraten. Ein Konvoi sei zwischen die Fronten geraten und von einem improvisierten Sprengsatz getroffen worden, teilte ein Sprecher des internationalen Vermittlers Kofi Annan über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Drei der vier Fahrzeuge seien beschädigt worden. Weitere Details oder Angaben zu möglichen Opfern machte er nicht.
Syrische Rebellen erklärten, Regierungstruppen hätten in der zentral gelegenen Stadt Khan Sheikhun in der Nähe von Idlib mit Panzerabwehrraketen oder von gepanzerten Fahrzeugen aus das Feuer auf Teilnehmer einer Beerdigung eröffnet. Dabei seien mindestens 21 Menschen getötet sowie wenigstens eines von vier UNO-Fahrzeugen beschädigt worden.
Einer des UNO-Teams sagte in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur Reuters, er und seine sechs Kollegen befänden sich in Sicherheit bei den Rebellen. Sie versuchten, eine sichere Rückkehr zu ihrer Basis zu organisieren. Die Beobachter hatten die Rebellenhochburg gegen Mittag besucht, als die Gewalt ausbrach.
«Patienten sind wie Waffen»
In Syrien werden Verletzte und medizinisches Personal von den Regierungstruppen und den Sicherheitskräften gezielt angegriffen und bedroht. Dies berichten Mitarbeiter der Médecins sans Frontières (MSF). Die Organisation, die in Syrien nicht arbeiten darf, hatte heimlich mehrere Teams in das Land geschickt.
Die MSF-Vertreter berichteten aus den Städten Homs und Idlib, wo die Opposition besonders stark ist. «Mit Patienten erwischt zu werden, ist genauso, wie mit einer Waffe erwischt zu werden», wurde ein Chirurg in einem Dorf in Idlib von MSF zitiert. «Die Atmosphäre in den meisten medizinischen Einrichtungen ist extrem angespannt.» Die Mitarbeiter leisteten nur Erste Hilfe, um im Fall eines militärischen Einsatzes die Einrichtungen rasch räumen zu können.
«Mehrere syrische Kollegen werden vermisst», sagte die Leiterin der MSF-Einsätze in Paris, Marie-Noelle Rodrigue. Die Behörden und alle Kriegsparteien müssten sicherstellen, dass die Mediziner ohne Angst vor Repressalien arbeiten könnten.
Regierung vermeldet Wahlbeteiligung
Ungeachtet der anhaltenden Gewalt verkündete die syrische Regierung, an der Parlamentswahl in der vergangenen Woche hätten sich 51,26 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt. Diese Zahl wird von der Opposition, die zum Wahlboykott aufgerufen hatte, allerdings in Zweifel gezogen. Sie geht von einer Wahlbeteiligung von maximal 20 Prozent aus.
Nach Angaben von Politikern in Damaskus konnten sich die Baath-Partei von Präsident Assad und ihre Verbündeten 200 der insgesamt 250 Mandate sichern. Assad hatte diese erste Wahl nach der Zulassung neuer Parteien als Meilenstein auf seinem Weg der demokratischen Reform dargestellt. Regimekritiker sprachen dagegen von einem «lächerlichen Theaterstück».
Lage im Libanon beruhigt sich
Die libanesischen Streitkräfte rückten heute Dienstag in die Stadt Tripoli ein, nachdem der Konflikt in Syrien auch auf das Nachbarland übergegriffen hatte. In der zweitgrössten Stadt des Libanons kamen bei drei Tage anhaltenden Kämpfen zwischen Aleviten und Sunniten seit Samstag sechs Menschen ums Leben.
Soldaten und Polizisten patrouillierten in den Strassen. Erste Geschäfte wurden wieder geöffnet. Präsident Assad und weite Teile der herrschenden Elite Syriens gehören der Volksgruppe der Aleviten an, während die Oppositionsbewegung vor allem von Sunniten getragen wird.
SDA/ami
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